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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-09/0015
heraus wuchsen, gab Wilhelm unter dem Titel
„Aus Lörrach und Nachbarschaft" in Buchform
heraus. Es ist zu hoffen, daß das vergriffene,
jedem Heimatfreund ungetrübte Freude bereitende
Büchlein bald in zweiter Auflage erscheinen
wird.

Unschätzbare Verdienste erwarb sich Wilhelm
um das kulturelle Leben in Lörrach durch die
Gründung des Museumsvereins und durch die
wertvollen Beiträge, die er für das Heimatmuseum
leistete. In Anerkennung dieser Verdienste
verlieh die Stadtverwaltung dem Denkmalpfleger
das Ehrenbürgerrecht.

Die beherrschenden Züge in Wilhelms Denk-
und Handlungsweise waren neben seiner vornehmen
Menschlichkeit seine Liebe zur Kunst,
auf deren Gebiet er beachtliche Kenntnisse besaß
, und seine Teilnahme an der sozialen Wirklichkeit
, auf deren Fundament er die Denkmalpflege
stellen wollte: weit entfernt, den Denkmalschutz
zur ausschließlichen behördlichen
Maßnahme werden zu lassen, sah Wilhelm in der
Denkmalpflege" ein erzieherisches Element für
eine kommende Abwendung vom übermäßigen
Konsumgütergenuß und in der Besinnung auf
das Ruhe, Schönheit und Geborgenheit schenkende
„Alte". An uns und an den kommenden
Generationen wird es sein, diesen Weg schöpferischer
Denkmalpflege einzuschlagen, das heißt,
die Denkmalpflege im Sinn des Verstorbenen zu
einem sehstverständichen Teil von Bürgerpflicht
und Bürgersinn werden zu lassen.

jötn TTaubenfropf blüt)t

An Wegrändern und sonnigen Rainen, aber
auch auf trockenen Wiesen blüht in der Zeit von
Juni bis September der Taubenkropf. Er ist eine
Lieblingspflanze der Kinder. Der Name dieser
Blume erinnert daran, daß der Kelch zu einem
eiförmigen vielnervigen Gebilde aufgeblasen ist.
Der Kelch ist von einer anmutigen weißen Blüte
bekrönt. Die Bestäubung erfolgt durch Nachtfalter
.

Der aufgeblasene Kelch ist ein Schutzmittel
gegen gewisse räuberische Hummeln, die es verstehen
, tiefgeborgene Honigvorräte, zu denen sie
der Kürze ihres Saugapparates wegen nicht durch
die natürliche Eingangspforte gelangen können,
durch Einbruch zu gewinnen, indem sie an der
Stelle, wo die Nektarquelle fließt, ein Loch durch
den Kelch beißen, um den Rüssel durchzustecken
und sie anzuzapfen. Da ein solcher Diebstahl für
die Pflanze nutzlos ist, da die Einbrecher auf
diesem Weg keinen Blütenstaub forttragen oder
bringen, so hat die Pflanze Ursache, sich durch
aufgeblasene Kelche vor solcher Ausbeutung zu
schützen.

Wie die Kornrade, das nickende Leimkraut,
wie die Pechnelke, die Taglichtnelke und die
Karthäusernelke zählt der Taubenkropf zur Familie
der Nelkengewächse. Er wird auch Klatschnelke
genannt; die Kinder verstehen es, die
Klatschnelke mit einem kleinen Knall auf der
Hand zu zerquetschen. Emil Baader

Richard Nutzinger:

?u f>ebel6 135. TTo&eötag

Wenn sich am 22. September alljährlich unsere
Gedanken an den Sterbeort unseres J. P. Hebel,
nach Schwetzingen, richten, wo in diesem Jahre
nach fünfjähriger Unterbrechung wieder eine
Gedenkfeier an seinem Grabe gehalten werden
wird, so sei doch auch die erste Gedenkfeier
erwähnt, die bei der Enthüllung des Grabdenkmals
am 10. Mai 1859 stattfand. Durch die
freundliche Stiftung einer Hebelfreundin ist dem
Hebelbund eine Broschüre aus jenem Jahre zugeeignet
worden, die den ganzen Hergang des
Festtages eingehend schildert. Daraus sei einiges,
was gewiß alle Hebelfreunde interessiert, hier
wiedergegeben.

Es muß schon ein recht bedeutsames Volksfest
gewesen sein an jenem 10. Mai 1859, an dem sich
außer der Schwetzinger Bevölkerung auch die
Oberländer Gemeinden von Mannheim, Heidelberg
und Karlsruhe beteiligt haben. Pünktlich
11 Uhr, so besagt der Festbericht, setzte sich
unter dem Glockengeläute beider Kirchen der
große Festzug von der evang. Stadtkirche aus
über das Schloß zum Friedhof in Bewegung.
Voraus schritt „die gutbesetzte Musik des Heidelberger
Stadtorchesters mit feierlichen Tönen
eines Chorals", weißgekleidete Festjungfrauen
gingen dem Festkomitee voran, denen sich die

Behörden des Bezirks, die Offiziere der Garnison
und die Kriegsveteranen anschlössen. Ihnen folgten
die Kirchenbehörden beider Konfessionen
nebst den Lehrern von nah und fern, den Beschluß
bildeten die bürgerlichen Einwohner von
Schwetzingen und Umgebung. Der Festbericht
versäumt nicht zu erwähnen, daß die Haltung
der gesamten Bevölkerung, die mit Fahnen und
Blumen die Straßen geschmückt hatten, eine
mustergültige war. Auf dem Friedhof sang dann
zuerst der Heidelberger Liederkranz einen Choral
, worauf in Vertretung von Lyzeumsdirektor
Nüßlin Hofrat Behaghel die Enthüllung des
Denkmals vornahm und es dem Schutze der Stadt
Schwetzingen übergab. Der Redner bedauerte
lebhaft, daß leider „infolge trauriger Familienereignisse
" der greise Hofrat Nüßlin aus Mannheim
verhindert worden sei, diesen Festakt vorzunehmen
; denn gerade er als Markgräfler (sein
Vater war ja Britzinger Bauernsohn) und als
einstiger Schüler von Hebel, der sich bei ihm
während seiner vorletzten Lebenswoche schon
als kranker Mann einquartiert hatte, sei dazu
ausersehen gewesen. — Die eigentliche Festrede
aber hielt dann Stadtpfarrer Junker von Schwetzingen
, der eigentliche Initiator zur Errichtung
des Grabdenkmals und Präsident des Festkomi-

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