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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-09/0018
der Überschwang im Genuß geschah; wie ja umgekehrt
J. P. Hebel in seinem Gedicht „Auf den
Tod eines Zechers" jenen Zecher die Zeichen der
Wirtshausschilder ganz persönlich und unmittelbar
als Wirklichkeit erleben läßt. Dies als Einleitung
.

Und nun zur Sache. Vor hundert Jahren
scheinen sich solche Vorkommnisse um den
„Bären" in Auggen gehäuft zu haben. So sehr
gehäuft, daß einer — möglicherweise, ja ziemlich
sicher gehörte er auch zu den Betroffenen — hinging
und ein Gedicht auf die Sache machte und
es seiner Zeitung, dem „Oberländer Boten" einschickte
. Dessen Redakteuren schien die Sache
auch wichtig genug, und man las das Gedicht
dann auch wirklich in der 111. Nummer (vom
20. Sept. 1861) gedruckt. Zur Ergötzung mancher
braven Zecher, als abschreckendes Beispiel für
Furchtsame und vielleicht auch als Argument
einiger Ehefrauen, die unter Hinweis darauf
ihren Ehegatten noch strenger als zuvor die
frühzeitige Heimkehr aus den gefährlichen Wirtshaus
- und Weinbezirken empfehlen konnten. Wie
dem auch war, hier ist das Gedicht:

Der Bär als Zauberer

In einem Dorf in Badens Oberland,

Sein Name ist so ziemlich wohlbekannt

Und wird auch jedem leicht hier in die Augen springen,

Wenn er das rechte Zeichen weiß darin anzubringen.

In diesem Dorfe nun, vernehmt die Schreckenskunde,

Da hauset noch bis auf die heut'ge Stunde

Ein wildes Thier von grauen Zeiten her,

Ein böser Zauberer, ein schwarzer zott'ger Bär.

Ohnweit der Eisenbahn, hart an der Straße,

Dort lauert er mit hochgehob'ner Nase,

Und ob er gleich nicht öffnen kann den Rachen,

Wird er doch vielen noch gar leicht den Garaus machen.

Wie mit Magneteskraft, so zieht er mächtig an,
So daß hier mancher Wanderer vorbei nicht kommen
kann.

Ja selbst manch Rößlein wehret sich und bleibet stehen
Und will hier trotz der Peitsch fast nicht vorüber gehen,

Denn gar verfänglich streckt der Bär zum Willkomm
seine Pfote,

Ein kräftig Zaubermittel hat er stets zu Gebote.
In seiner Höhle dunklem unterird'schem Grunde
Sprudelt von morgens früh bis in die spätste Stunde

Fast unablässig eine frische Quelle,

Wie Gold so glänzend und so klar und helle,

Und eine Zauberkraft die wohnt darinnen,

Daß wer da zuviel trinkt, kommt unvermerkt von Sinnen.

Am stärksten diese Kraft sich dann im Spätjahr übet,
Wenn sich nach heißem Sommer teils die Quelle trübet;
Gar viele, die davon eins übern Durst getrunken,
Sind schon an Ort und Stell bewußtlos hingesunken.

Auch hat es mancher schon empfunden,
Der fast den Heimweg nicht gefunden
Und dann im Bärengraben tief im Schlamme
Auf allen Vieren kroch da nach dem Damme,

Und wenn er endlich ihn erklommen,
Und etwas zu sich selbst gekommen,
Da denke man sich seinen Schreck,
Ganz überschmiert mit Bärendr ...

Ist da der Rock und, ach, die Hosen,

Die rochen auch nicht ganz nach Rosen;

Es war halt eine von den Sachen,

Wo man zum bösen Spiel muß gute Miene machen.

Dies ist nun jetzt die Wundermähr
Von diesem bösen Zauberbär;
Noch vieles könnte man berichten,
Die Menge gibts von ihm Geschichten.

Aus einer jeden folgt die Lehr:

Es trinke ja doch keiner mehr,

Als was er weiß, er kann's vertragen,

Dann darf er jederzeit sich auch zum Bären wagen.

Soweit das Gedicht. Die Verse sind nicht
immer glatt, und die Reime manchmal etwas
gewaltsam, aber der Chronist denkt, an dem
Wirtshaustisch, an dem's verfaßt worden, ist es
zu eng und zu lustig hergegangen, als daß der
Verfasser allzusehr hätte auf dergleichen achten
können. Der Verfasser? Er nennt sich nicht.
Unter dem Gedicht steht lediglich: „Auggen, im
September 1861. H." — Wer sich unter dem
Buchstaben H. verbirgt, weiß der Chronist nicht.
Vielleicht wissen's die ältesten Auggener noch?

H. B.

Konstantin Schäfer:

2$udjbefpcectjung

Wieder kann das Alemannische Institut der Öffentlichkeit
eine Schrift vorlegen, deren Herausgabe man als
einen Gewinn für das wissenschaftliche Heimatschrifttum
bezeichnen muß. Es ist das im Schauenburg Verlag,
Lahr, erschienene Buch von Dr. Rudolf Metz: „Edelsteinschleiferei
in Freiburg und im Schwarzwald und deren
Rohstoffe". Wie der verdienstvolle Leiter des Alemannischen
Instituts, Prof. Dr. Friedrich Metz, in seinem Vorwort
schreibt, stellt die Schrift eine Vorarbeit für das
Schwarzwaldwerk des Institutes dar, von dem wir wünschen
möchten, daß seine Herausgabe sich bald ermöglichen
ließe.

Die Schrift ist in einem angenehmen sicheren Stile
geschrieben, der die Auffassung widerlegt, als wäre die
Trockenheit und Unverständlichkeit das untrügliche
Merkmal hoher Wissenschaftlichkeit in der Darlegung
eines Stoffes. Lobenswert ist ebenso der klare durchsichtige
Aufbau der ganzen Arbeit, da sich schon aus ihm
das umfassende Wissen des Darstellers dokumentiert.
Ordnen kann nur der, der den Ort der einzelnen Dinge
in der Gesamtheit kennt. Schön ist der Gedanke, den
Holzschnitt Sebastian Münsters, die darbietende Hand,
an den Beginn der Schrift zu stellen, deren Lektüre ein
Genuß ist, nicht nur für den, der die Welt der Gesteine
und Kristalle liebt. Der Verfasser dieser Zeilen hat sich

vor einigen Tagen durch den engen niederen Stollen der
am steilen Hang bei Sulzburg liegenden verlassenen
Holderpfadgrube gezwängt. Am Ende des langen Stollens
, in einem Raum, der das Aufrichten erlaubt, setzt
ein tiefer Schacht dem Vordringen ein Ende. Dieser
Schacht ist bis an den Rand mit eiskaltem Wasser von
einer unbegreiflichen Klarheit gefüllt, das im schmalen
Licht der Taschenlampe wie ein in großer Unberührbar-
keit ruhender Edelstein aufleuchtete. Etwas von diesem
Wissen um die Geheimnisse der Tiefe wittert auch um
diese Schrift, obwohl sie nur in schlichten Worten die
Geschichte der Edelsteinschleiferei in Freiburg und Waldkirch
uns darlegt, das Wesen und Vorkommen des Materials
aufzeigt und die Verbindungen hinaus nach dem
Saargebiet, nach Idar-Oberstein und den anderen Orten
der Edelsteinverarbeitung. Dies alles ist hineingestellt in
die Wechselbeziehungen zu Geschichte, Soziologie und
Kultur. Anmerkungen und Schrifttumsangabe erhöhen
den Wert der Arbeit

Die Übersicht über die Jahrgänge des Alemannischen
Jahrbuchs von 1953 an gewähren einen Einblick in die
Arbeit des Alemannischen Institutes, die für Heimat und
Wissenschaft von großem Werte ist und auch weiterhin
ermöglicht werden muß.

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