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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-10/0005
Dorf im Tessin (öl)

Eugen Feger

habe von jeher die Gabe, die Welt im Kleinsten
als Ganzes zu sehen. — Ich sah — ohne Phantasie
wahre Weltwunder, wo andere Dreck oder ganz
Gleichgültiges sahen".

Klingt da nicht der gleiche „Cantus - firmus"
— nur in einer anderen Tonart — wieder auf,
den wir von dem berühmten (leider vielfach
mißverstandenen und bald schon abgegriffenen)
Goethewort her kennen, das von dem „auf die
naivste und zugleich anmutigste Weise total verbauerten
Universum" Hebels spricht?

Sagt Thoma nicht ebenso unüberhörbar deutlich
, daß auch er die Welt, Natur, Mensch und
Gott nicht mit dem Verstand begreifen will,
sondern sich mit einem Erschauen, Erleben,
Erfahren und Erfassen durch die Sinne begnügt,
um sie bildhaft aufzunehmen und wiederzugeben
? Oder was will er anderes sagen, wenn er
sich dem Freunde (Langbehn) anvertraut: „Vielleicht
ist es gut, daß ich unwissend arbeite —
vielleicht wäre ich sonst Programmaler geworden
und hätte statt Bilder Demonstrationen
gemalt".

Der Alemanne liebt keine Demonstrationen,
Proklamationen und Manifestationen. Es ist eine
Wesenseigenart des stillen, schwerblütigen Alemannen
, daß er alles zuerst erleben muß, um es
zu besinnen, ehe er sich mitteilt. Es ist das
Eigene Thomas, von dem er selber sagt: „Eigenes
kann man nur haben, nicht wollen!"

Max Läuger

„Die bildende Kunst will durch das Auge ins
Herz, nicht durch die Ohren ins Hirn, sie will
erlebt sein, nicht beschrieben". Dieses Wort stellt
der Lörracher Max Läuger dem ersten Band
seiner Kunsthandbücher als Leite voran. Der
große Künstler und Former hat zeitlebens bis

ins höchste Alter — trotz aller akademischen
Ehren und Ämter — nur seinen feinen Sinnen
vertraut und hat all sein Wissen und Können
nur aus eigenem Erschauen, Erleben und Erfahren
, nie aus fremder Wissenschaft geschöpft. Er
warnt: „Nicht mit Theorien und Kunstwissen
kann man Kunst empfinden und lehren, nur
durch Erleben und Erschauen an Beispielen und
durch eigenes Schaffen!"

Seine Grundforderung für alle Erziehung zu
Kunst ist: „Die Erweckung und Ausbildung des
Gefühls, des Empfindens". Und „viel Schauen,
Sehen, wie die Natur, der Himmel, die Erde es
macht, ihren Gesetzmäßigkeiten nachspüren, ihre
Stimmungen erleben — das ist der Weg!"

Auch er hat sich — wie Hans Thoma —
immer wieder auf die Füße gemacht und ist
aufs Sehen ausgegangen. Auch er hat — wie
Hebel und Thoma — im Kleinsten das Große
und das Ganze, in einem Kieselstein am Weg
oder an einer Baumrinde im Wald wahre Weltwunder
erblickt und erlebt. Er hat die Erde,
aus der er tagtäglich seine kostbaren Terrakotten
bildete und formte, für den wertlosesten
und zugleich für den wertvollsten Stoff gehalten.

Unvergeßlich bleibt, wie er einmal einen
gebrannten Scherben streichelte und dabei das
tiefe, dem Verstand immer verschlossene Geheimnis
der Schöpfungsgeschichte der Bibel mit
seinen Händen anrührte: „Und Gott, der Herr,
machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und
er blies ihm den lebendigen Odem in seine Nase".

So spiegelt sich auch in Max Läugers Augen
und Sinnen die Welt — das Universum — im
Kleinsten als Ganzes. Er erfährt und erkennt:
„Mensch und Menschenwerk in Harmonie mit
der Natur". „Harmonie ist (für ihn) Einordnung
des Einzelnen unter die Idee eines Ganzen".

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