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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-10/0006
Wobei auch er das Wort Idee im Ursinn des
Wortes „eidos" versteht. Und Kunst bedeutet
ihm dementsprechend „höhere Ordnung im Menschen
-Dasein". Er sieht Entsprechungen und Zusammenhänge
: „im sittlichen Reiche des Menschen
ist es genau so wie im Reiche der Kunst.
Hier sind Farben und Formen, dort die Menschen
, die miteinander leben müssen, trotzdem
oder weil sie die verschiedenartigsten Anlagen,
Aufgaben und Ziele haben. Das geht natürlich
nur, wenn Ordnung und Gesetze auch im Reiche
der Kunst befolgt werden".

Auch diese Ordnungen und Gesetze sind im
Grunde nur tiefe Einsichten: Erkenntnisse, die
auf Erfahrung beruhen. Nach Max Läugers eigenen
Worten liegen die Gesetze in der Seele des
Künstlers. Darum kann er die Gesetze auch auf
alle übrigen Lebensbereiche anwenden: „So müssen
die Farben in Harmonie mit der Natur verwendet
und entsprechend ihren Eigenschaften
behandelt werden. Nur so helfen sie — neben
dem Zweck, dem sie (dem Künstler) dienen —
auch das Leben der Menschen zu verschönern
und zu veredeln".

Welche Weisheit der Erfahrung und Erkenntnis
steckt doch in dem einfachen Satz Max Läugers
: „Das Tannenholz gleicht in seiner Eigenschaft
dem Wesen des Bauern". Er selber, kein
Bauer, sondern „e noble Heer" im Sinne Hebels,
wollte weder sich noch die Welt „verbauern".
Aber er hat, noch als Greis, den zarten Seidenglanz
einer Rose oder eines „Summervogels"

August Babberger

Und ein dritter Alemanne, Hans Thomas Schüler
August Babberger von Hausen im Wiesental,
sei genannt, der vor 25 Jahren verkannt und
verfemt in den Schweizer Bergen gestorben ist.
Auch er hat sich auf die Füße gemacht, um aufs
Sehen auszugehen. Er hat Höhen und Tiefen mit
den glücklichen Augen eines zum Sehen Geborenen
durchstreift und durchwandert. Seine Hüttentagebücher
vom Klausenpaß und seine Briefe,
in einer träfen Sprache geschrieben, verraten uns
Heutigen manches von dem stillen und geheimnisvollen
Wesen des Alemannen und des Volkes
am Oberrhein zwischen Alpen, Schwarzwald und
Vogesen. Wie erlebt er Mensch und Natur und
durch sie Gott in und mit den Farben, die das
Auge trinkt, wenn er an einem Julitag in sein
Tagebuch schreibt: „Es schneit bis über die Alp
und die Luft ist kalt. Wände trennen davon.
Innen blühen die Bilder", da meint er nicht nur
Bilder an Hüttenwänden, sondern auch Bilder,
die mit seinen inneren Augen aus der Natur
„gesogen" in seinem Innern erblühen. Wie erschaut
und erlebt er Werden, Sein und Vergehen
des Menschen und der Natur bildhaft in ihren
jeweiligen Farben, wenn er nach dem Farbenjubel
eines strahlenden Augusttages die Worte
einträgt: „Es ist Herbst geworden. Braun nimmt
als Farbe überhand. Der Dünger stimmt in dieser
Farbe mit, der jetzt aus Stall und Sammelbecken
hinausgetragen wird. Das Grün hat etwas
Durchsichtiges bekommen, wie vergeistigt, das

(Schmetterling) ebenso ehrfurchtsvoll bewundern
können wie das Spiel der Sonne und der Farben
auf einem Misthaufen droben in Tüllingen. Es
waren für ihn „wahre Weltwunder". Und wo
andere — um noch einmal mit Hans Thoma zu
sprechen — nur Dreck oder ganz Gleichgültiges
sahen, schimmerten ihm die „Sachen ehnedra"
durch den Hintergrund hindurch.

auch Sterbende haben. Unser Inneres ist ruhig.
Durch die Ritzen zeigt sich weder Sonne noch
Blau. Die Wolken decken uns zu. Die Tage der
Höhe sind vorbei. Habe ich alle Sinne geöffnet?
Damit der Himmel hineinsinkt? Und das Gletscherweiß
? Das Grün der Natur und das Blau
der Ferne? Und die Freude der Blumen? Und
die Harmlosigkeit des Viehs?", um dann fort-

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