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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-10/0018
denheit der Lebensanschauung und Lebensführung
erklären läßt? Oder war es den Bauern
einfach zuviel, ein schweres Klavier aufzuladen?
Hatten sie den Zwischenhalt im „Ochsen" zu
Oberweiler schon zu fest in ihren Tagesplan aufgenommen
? Fürchteten sie, um die dort zu
genehmigenden Viertele zu kommen? Wie dem
auch sei, erwartet haben die Bauern Von Fischenberg
sicher nicht, daß der Lehrer ihre Weigerung
derart ans Licht der Öffentlichkeit stellen würde.
Das Inserat trug ihnen ja ohne Zweifel einigen
Spott ein, wenn nicht in Fischenberg selbst —
denn die Fischenberger waren ja in der Person
der Vier alle zusammen angegriffen und als
ungefällig hingestellt —, so doch in den Nachbarorten
, die nun einen neuen Anlaß zu den allgemein
üblichen zwischendörflichen Neckereien
geliefert erhielten.

Auf der anderen Seite aber war das Inserat
des Lehrers aus Wies den vier Fischenbergern
wahrscheinlich auch ein Grund zum Schmunzeln:
Sie hatten es dem „Schulmeister" gezeigt! Oder
nicht? Sie hatten ihm den Standpunkt klargemacht
. Sie hatten ihm unter die Nase gerieben
, daß er auf sie angewiesen war. Sie hatten
ihn mit seinem Klavier, mit diesem Möbel, dessen
Existenzberechtigung sie nicht anerkannten,
und dessen Dasein ihnen sicher unnütz erschien,
am Bahnhof von Mullheim sitzen lassen. Welch
eine Tat! Man kann sich gut vorstellen, wie das
Verhalten der Bauern im Besprechen und Immer-
wiederbesprechen langsam den Charakter einer
Heldentat annahm. Einer Heldentat, vor deren
Glanz sich der entschiedene Tadel des Wieser
Lehrers in Nichts auflöste. Oder doch beinahe
in Nichts auflöste, — denn daß in den Fischenberger
Köpfen doch ein leiser Stachel von der
Affäre zurückgeblieben war, zeigte sich bald. Es
wurmte die vier Bauern die Sache doch einen
guten Monat hindurch so, daß sie sich entschlossen
, ebenfalls für ihr gutes Geld eine Erwiderung
in die Zeitung zu bringen. Hatte der Lehrer von
Wies gedacht, auf den groben Klotz einen groben
. Keil zu setzen, so spitzten die Fischenberger Vier
nun noch einen gröberen zu. Ihre „Erwiederung"
erschien in Nr. 135 (vom 15. November 1861) des
gleichen „Amtlichen Verkündigungsblattes"; der
Setzer hatte ihr, damit sie ja nicht übersehen
würde, zwei Hände hinzufügen müssen, deren
Zeigefinger von links und von rechts her auf
die Uberschrift wiesen. Der Text aber war dieser:

Erwiederung "•C

der vier Bauern von Fischenberg vom 18.Oktober
Nr. 123, „Fischenberger Gefälligkeit" betitelt

Es ist wahr, daß wir am 11. Oktober mit unseren
Zügen in Müllheim waren, allein wer den Weg von
Müllheim über Sirnitz kennt, wird die Zumuthung
des Lehrers Fleig wohl zu beurtheilen wissen und
vielleicht auch ein wenig darüber lachen.

Diejenigen, welche jetzt die Fischenberger Gefälligkeiten
durch jenes Inserat kennen gelernt, haben
vielleicht Lehrer Fleig schon längst gekannt, denn
derselbe ist nicht nur in loco, sondern weithin bekannt
, und sie wissen, daß seine errungenen Lorbeerkränze
doch auch nicht aus lauter wohlriechenden
Zweigen bestehen.

Wir bemerken noch, daß das Gewicht des Claviers,
welches wir aufladen sollten, nicht bloß 4, sondern

circa 8 Ctr. schwer war, und Lehrer Fleig uns deß-
halb mit der Gewichtangabe schändlich belogen hat.

Fischenberg, den 7. November 1861

Kilian Homberger Mathias Kiefer

Joh. Georg Schweinlin Mathias Kiefer-Müller

Das war der Fischenberger Gegenschlag. Und
zugleich der Schlußpunkt der Zeitungsfehde um
die Fischenberger Gefälligkeit. Lehrer Fleig
mochte sich denken, daß es ihm als dem von
Berufs wegen Klügeren anstehe, nachzugeben
und zu schweigen. Das Oberland wird noch eine
Weile über die Geschichte gelacht haben, und
die Fischenberger haben sich möglicherweise als
die Helden des letzten Worts gefühlt. Ganz wohl
wird es keiner der beiden Seiten gewesen sein,
weder dem Lehrer noch den vier Bauern, und es
wird beiden Seiten noch manches Hänselwort
aus der Nachbarschaft bzw. aus dem Kollegen-
kreise zugeflogen sein. Nur die Zeitung konnte
lachen: sie hatte zwei ansehnliche Inserate verkauft
. B. Gmeiner

Buchbesprechung

dine Sloca bec 25ecgpflan?en

Mit Genugtuung stellt der Naturfreund fest, daß in
heimatverbundenen Zeitschriften, aber auch in der
Tagespresse häufig Beiträge aus der Pflanzenwelt zu
finden sind. Darf man darin nicht zuletzt auch eine
erfreuliche Auswirkung der planvollen Naturschutz- und
Landschaftspflege sehen, wie sie heute nicht nur von
den zuständigen Behörden, sondern auch von Vereinigungen
der Wander- und Heimatfreunde wahrgenommen
wird? Leider freilich sind nicht wenige unserer schönsten
Gewächse, die noch vor zwei, drei Jahrzehnten
wenn auch schon selten, doch noch zu finden waren,
völlig verschwunden. Seltene Pflanzen vor unbekümmerten
Händen zu bewahren, ist ein sehr ernstes Anliegen
. Immer wieder macht man die Erfahrung, daß
nicht zuletzt mangelnde pflanzenkundliche Kenntnisse
mit daran schuld sind, wenn die Kinder Floras nicht die
Rücksicht erhoffen können, die wir ihnen zubilligen
sollten und müssen, wenn ihr Leben nicht auch verflackern
soll.

Wer sich über Eigenart und Daseinsbedingungen von
Pflanzen unterrichten will, bedarf dazu, sobald er über
die ersten Anfänge des Vertrautwerdens mit ihnen
hinausgelangt ist, einer „Flora", eines „Katalogs der
Gewächse". Eine solche „Flora" benötigt auch, wer sich
etwa in Ferientagen drüben in der Schweiz auf den
Bergmatten umsehen möchte. Diese Bergmatten allerdings
— man kann es nicht nachdrücklich genug betonen
— bedürfen gleichfalls des Schutzes.

Hier sei den Pflanzenfreunden der „Taschenatlas der
Schweizer Flora mit Berücksichtigung der ausländischen
Nachbarschaft" empfohlen, der in dritter Auflage beim
Birkhäuser - Verlag in Basel vor kurzem erschienen ist.
Anstelle des ersten Verfassers Eduard Thommen ist für
diese dritte Auflage Alfred Becherer getreten, zu dessen
Mitarbeitern unter andern auch unser Freund Professor
Dr. E. Litzelmann in Höllstein gehört

In über 3000 Zeichnungen, an sich einfach, aber sehr
ausdrucksvoll, werden nach Familien und Gattungen
geordnet die Pflanzen der Schweiz, aber auch des Oberelsaß
, Oberbaden mit Südschwarzwald und Hegau, des
deutschseitigen Bodenseegebiets, Vorarlbergs, Liechtensteins
, des Vintschgaus, Piemonts, des Aosta- und Etsch-
tals, der Lombardei, des Comerseegebiets, des Veitlins
u. a. gezeigt. Angaben über die Blütenfarbe sind beigefügt
. Neben den wissenschaftlichen Namen findet man
die deutschen Bezeichnungen, wie auch die französischen.
Ein sehr brauchbares Taschenbuch, das man gern auf
Wanderungen mit sich führt

Angesichts der Brauchbarkeit des schön und gut
gebundenen Taschenbuches ist sein Preis von 14,50 DM
angemessen und erscheint erschwinglich. O.E.Sutter

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