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In seiner kleinen Schrift „Kirche und Kolleg
St. Blasien" schreibt P. Schleich SJ., zur Frühgeschichte
des Klosters St. Blasien:
„Die Anfänge der Abtei reichen bis in die
frühkarolingische Zeit, ins 8. Jahrhundert, hinauf
, wenn nicht noch höher. Wenn auch die
Gründungszeit sich aus den schriftlichen Quellen
nicht ganz genau aufhellen läßt, so ergibt
sich doch, daß spätestens in dieser Zeit Einsiedler
sich im Albtal niederließen. Sie müssen sich
zuerst zu einem Zellenverband und um 850 zu
einer eigentlichen Klostergemeinschaft zusammengeschlossen
haben. Damals entstand das
erste Klostergebäude, ein Holzbau, und das erste
Kirchlein zu Ehren des hl. Nikolaus, dem der
Ort geweiht war. 858 wurde die Brüdergemeinde
dem um 80 Jahre älteren Kloster Rheinau bei
Schaffhausen unterstellt, von dem sie in dieser
Zeit die Gebeine des hl. Blasius und um 870 die
Benediktinerregel empfing. Wenn auch der
Grundherr Sigemar und König Ludwig der
Deutsche (866) die Existenz der Siedlung bestätigten
, so betrachtet die Klostergeschichte doch
erst das Jahr 948 als das eigentliche Gründungsjahr
. Denn damals trat nach den Ungarn-Einfällen
der Ritter Reginbert von Seidenbüren, ein
Waffengefährte Ottos I., in das Kloster ein und
schuf durch seinen Geist, sein Vermögen und
seine Bautätigkeit die Voraussetzungen zu einer
selbständigen Abtei, die 983 von Otto II. in ihrem
Besitz und ihrer Freiheit bestätigt wurde. Auch
der steinerne Kirchen- und Klosterbau dieser
zweiten Gründungszeit, vermutlich auf dem Boden
des heutigen Kurgartens gelegen, hat in der
Geschichte keine Spuren hinterlassen".
Schon unter den ersten Äbten entwickelte
sich das Kloster zu einer bedeutenden Gelehrtenschule
; es erlebte eine erste wissenschaftliche
und kulturelle Blüte im 11./12. Jahrhundert, im
Zeitalter der großen kirchlichen Reformbewegung
von Cluny, der es sich anschloß. Der hohe Adel
ging in die Klöster, Ulrich von Uesenberg und
Gebhard von Zähringen, der Hirsauer Mönch und
spätere Konstanzer Bischof, fanden in St. Blasien
eine Zufluchtsstätte. Neben Hirsau und Allerheiligen
bei Schaffhausen war St. Blasien bald
das bedeutendste Kloster im Herzogtum Schwaben
und mit diesen zusammen führend in der
Zeit des Investiturstreites zwischen Kaiser und
Papst. Unaufhörlich wuchs St. Blasiens Besitz
durch fromme Stiftungen, und an verschiedenen
Orten wurden Priorate gegründet, wie in Ochsenhausen
, Bürglen, Berau und Sitzenkirch. Das
Kloster erhielt die Vogteien Weitnau und Bernau,
Schönau und Todtnau im Wiesental, Todtmoos,
Bettmaringen, Bürgeln, Wislikon und andere;
Dinghöfe des Klosters lagen weit verstreut im
Rheintal wie im Gebirge, wo die frommen und
fleißigen Mönche Wegbereiter zur Erschließung
des Landes wurden.
Da den Äbten als Dienern der Kirche die
Ausübung der Blutgerichtsbarkeit in ihrem
„Zwing und Bann" untersagt war, mußten sie
den Schute eines weltlichen Herrn annehmen,
der dann aber fast immer sein Amt zur eigenen
Machterweiterung mißbrauchte. Diese Schirm-
vogtei über das Kloster St. Blasien stand zwar
dem Bischof von Basel zu, der selbst aber wieder
die Herren von Weira damit beauftragte. Im
Jahre 1125 erhob nun das Kloster vor Kaiser
Lothar von Supplinburg bewegliche Klage gegen
den Ritter Adelgolz von Werra, seinen eigenen
Schutzvogt, wegen tausend Plackereien, die er
ihm verursacht hatte. Wochenlang habe er sich
in den klostereigenen Dörfern einquartiert mit
seinen Leuten und aus Scheuer und Keller gezehrt
, bis nichts mehr übrig war. Die Meier der
Höfe habe er wider alles Recht gezwungen, ihm
mit Rossen zu fronen, er plane eigenwillig den
Bau einer Burg auf Grund und Boden des Klosters
usw. In Anwesenheit verschiedener Bischöfe
und Herzöge und nach genauer Prüfung der
Rechtslage sprach Kaiser Lothar das Urteil: Er
entzog dem Bischof Berthold von Basel und seinem
Beauftragten, dem Herrn von Werra, die
Schirmvogtei über den Besitz von St. Blasien und
die Nutzung der Silberbergwerke im oberen
Wiesental und stellte es dem Abt frei, sich einen
neuen Vogt zu wählen. Auf Grund dieses königlichen
Privilegs wandte sich das Kloster an Herzog
Konrad von Zähringen, der die Schutzherrschaft
schon aus dem Grunde gern übernahm,
weil er dadurch eine für sein Haus günstige
strategische Verbindung zwischen seinen Besitztümern
in Freiburg und denen in Rheinfelden
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