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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-11/0007
Schwarzwald gegründet worden war. Dorthin
konnten sie auch einen Teil ihrer Klosterschätze
retten, darunter wertvolle Urkunden aus der
Glanzzeit der berühmten Abtei. Die Klostergebäude
wurden zuerst als Gewehrfabrik verwendet
, dann als Baumwollspinnerei. Im Jahre

Konstantin Schäfer:

Schmucklos und nüchtern liegt der Band des
Verkündigungsblattes von 1838 vor mir. Ein
grauer steifer Pappdeckel - Einband umschließt
die Blätter. Die Verkündigungen der ersten zwei
Monate sind auf ein graues rauhes Papier gedruckt
, das in seiner Grundmasse grünliche,
bläuliche und rötliche Tönungen enthält. Danach
verwendete die Druckerei ein wohl ebenso
rauhes und ungeschmeidiges, aber im Grundton
weißliches Papier. Herausgeber und Drucker sind
die bekannten Gebrüder Gutsch, die außer ihrer
Buchdruckerei und Steindruckerei auch eine
Buchhandlung betrieben.

Am Donnerstag, den 3. Mai 1838, geben sie
die erste Nummer des „Verkündigungsblatt(es)
für die Großherzogl. Bezirksämter Lörrach, Müllheim
und Schopfheim" heraus, wobei jeder
Amtsbezirk seine besondere Ausgabe erhält. Es
handelt sich hier um die Ausgabe des Amtsbezirks
Müllheim.

Sie kündigen ihr Blatt folgendermaßen an:

„Das Verkündigungsblatt, wovon jeden Montag
und Donnerstag ein Blatt in 4. auf Druckpapier
erscheint, entspricht einem längst gefühlten
Bedürfnis, und erfüllt Anforderungen und
Wünsche, die seit unserer Etablierung von vielen
Seiten uns zugekommen sind.

Die Intelligenz, die vielen Fabriken, Gewerbe,
der bedeutende Handel, welches das Oberland
sich zu erfreuen hat, die hohe Stufe der Landwirtschaft
, sowie die eigentümlich verwandtschaftlichen
Verhältnisse, welche genannte drei
Amtsbezirke, so zu sagen, zu einem Ganzen vereinigen
, fühlten schon lange den Mangel eines
geeigneten Mittels, sich gegenseitig mitteilen,
ihre Interessen austauschen zu können. Diesen
Mangel soll gegenwärtiges Blättchen ersetzen,
indem es ausschließlich dem Bedürfnis des Oberlandes
gewidmet ist. Alles, was man bekannt zu
machen wünscht, wird darin angezeigt, während
dasjenige wegbleibt, was kein lokales Interesse
gewährt. Es werden daher aufgenommen: Amtliche
und örtliche Verfügungen, gerichtliche Vorladungen
, Gantausschreiben, Mundtoterklärungen
, Diebstähle, Pachtanträge und Verleihungen,
Geldanträge und Gesuche, Versteigerungen,
Fleisch-, Brot- und Fruchtpreise von Lörrach,
Müllheim, Schopfheim und Kandern, alle Arten
Anzeigen, Kirchenbuchauszüge von vorgenannten
Städten, Ankunft von Fremden in Badenweiler
u., überhaupt alle Gegenstände, welche
sich für ein solches Blättchen eignen, finden
hier ihren Platz.

1874 brannten sie mit der Kirche teilweise ab.
Die Kirche wurde 1912 prächtig erneuert und die
Klostergebäude sind seit 1934 Sitz des von der
Stella Matutina in Feldkirch (Vorarlberg) abgezweigten
deutschen Gymnasiums des Jesuitenordens
. Dr. A. Baumhauer-

So viel es der Raum zuläßt, werden auch
kleine Erzählungen, Gedichte, Charaden, Rätsel,
Anekdoten, Miszellen u. aufgenommen, wodurch
das Blättchen das Nützliche mit dem Angenehmen
verbindet. Geeignete Beiträge, welche uns
zukommen, nehmen wir mit Vergnügen an".

Die Einrückungsgebühr betrug 2 kr. pro Zeile,
der Preis des Blattes 1 fl 30 kr im halben Jahr.
Eine amtliche Verfügung des Bezirksamtes ordnete
den Bezug des Blattes durch alle Gemeinden
an, somit war seine Existenz gesichert.

Wenn wir in 'den alten handgeschriebenen
Befehlsbüchern wie in einem Spiegel das Gesicht
des ausgehenden 18. Jahrh. sahen, hinter allem
das menschliche Herz im Guten und im Argen
schlagen spürten und uns in den Schriftzügen
der in den Jahrzehnten einander ablösenden
Schreiber ein lebendiges Medium geboten war,
tritt uns hier der unpersönliche, beziehungslose
Amtsstil entgegen. Und doch sprechen uns ebenso
Schicksale, Nöte und Bestrebungen geistiger und
materieller Art an, nur ist alles entrückter, blutleerer
, durch das Mittel des Druckbuchstabens
anstelle der lebendigen Handschrift aus der perspektivischen
Tiefe ins Flächenhafte gestellt.

Das zeigt sich schon in folgender Verfügung:
Bekanntlich äußert sich der Stolz und die hochgemute
Stimmung eines rechtschaffenen Fuhrmannes
über das Medium seiner Peitsche. Mit
ihr knallt er seine ganze Lust über das Land.
Man könnte genau so gut der Amsel ihr schmetterndes
Lied verbieten, wie dem Fuhrmann sein
Knallen mit der Peitsche. Die Müllheimer brachten
es fertig, wenigstens was die Fuhrleute betrifft
. Das Bezirksamt schreibt an sämtliche
Bürgermeisterämter:

„Von den Fuhrleuten, welche durch die hiesige
Stadt fahren, wird häufig mit dem Peitschenknallen
Unfug getrieben, so daß man sich
genöthigt sieht, hiergegen einzuschreiten. Es
wird deshalb den Bürgermeisterämtern aufgetragen
, in ihren Gemeinden zu verkündigen, daß
das Knallen mit den Peitschen in hiesiger Stadt
bei Vermeidung angemessener Geld-, nach Umständen
einer Gefängnisstrafe untersagt, und das
Aufsichtspersonal angewiesen sey, jeden Übertreter
alsbald anzuhalten und zur Bestrafung
vorzuführen". Uber den Erfolg ist nichts bekannt
.

Vielleicht hätten wir mit etwas anderem beginnen
sollen, als mit diesem Ausdruck herzlicher
Beziehungen zwischen Stadt und Land.
Da wir nun schon einmal die innigen Bindungen

2lu6 einem DerfünMgungeblatt

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