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von Mensch zu Mensch in der Betrachtung haben,
warum sollten wir nicht auch einen Blick auf
das Eheglück des Schneidermeisters Pfunder aus
Binzen werfen, hat er doch seihst es vor aller
Welt aufgedeckt. Er läßt in das Verkündigungsblatt
mitten zwischen Fundberichte und Verlustanzeigen
, zwischen Versteigerungen und Kapitalgesuche
seine „Warnung" setzen: „Damit sich
Jedermann vor Schaden hüten kann, so mache
ich hiermit bekannt, daß ich für kein Kreuzer
stehe, wer meiner Frau etwas je geborgt hat
oder je borgen wird."
Die Stadt Müllheim besaß damals in Bürgermeister
Kammüller ein streitbares Oberhaupt.
Großartig ist die Überschrift einer Bekanntmachung
, die uns die einzigartige Form einer
Auseinandersetzung mit einer Behörde zeigt. Sie
lautet: „Abgedrungene Erklärung". Es geht gegen
den großherzoglichen Amtsrevisorats - Verweser
Lembke. Mancher Strauß wird sicher vorausgegangen
sein, bevor sich der Gemeinderat zu
diesem Schritt entschloß. In Bürgermeister Kammüller
ist ein Diplomat verloren gegangen, mit
solcher Delikatesse greift er die Sache an. Er
schreibt:
„Abgedrungene Erklärung."
„Den sich von Zeit zu Zeit repetierenden Anforderungen
des Großh. Amtsrevisorats - Verwesers
Lembke sind wir bis dahin teilweise immer
nachgekommen, selbst in der Beilage des Verkündigungsblattes
Nro. 48 vom 22. Oktober, die
Regulierung der von den Gemeinderechnern zu
stellenden Cautionen betreffend, nur wie es
scheint, nicht so ganz formgemäß. — Einer weiteren
, wegen Vorlage der Gemeinderechnungen
und Gemeinde-Bedürfnis-Voranschläge, können
wir, was wir bereits dem Amtsrevisorats - Verwalter
schon so oft die Ehre hatten zu versichern,
nur dann entsprechen, wenn uns die noch immer
bei dieser Stelle liegende Gemeinderechnung von
1836—37 revidiert zurückgestellt, und dann der
rechnungsstellende Commissaire angehalten, oder
aber ihm erlaubt werden wird, die von 1837—38
zu erledigen, zu welchem Behuf er sämtliche
Belege schon längst in Händen hat. Gleiches
wünschen wir wegen Aufstellung des Voranschlags
.
Uberhaupt sagen, mit uns, auch die Nachbargemeinden
, es wäre zu wünschen, daß doch die
Amtsrevisoratsverwaltung ihre Aufmerksamkeit
mehr auf den laufenden Geschäftsgang richten
möchte, ehe und bevor sie so viele neue Anordnungen
trifft."
Es wird jedermann zugeben müssen, daß das
Amtsrevisorat schwer aufs Haupt getroffen war.
In der nächsten Nummer des Verkündigungsblattes
erfolgte bereits der wuchtige Gegenschlag
:
Erwiederung
Auf die unter dem Titel:
„Abgedrungene Erklärung"
von dem Bürgermeister Kammüller in Müllheim,
namens des dortigen Gemeinderats, gegen den
unterzeichneten Amtsrevisoratsverweser gemachten
Angriffe, sieht man sich veranlaßt, vorläufig
bekannt zu machen:
1. daß in jener sog. angedrungenen Erklärung
Unwahrheiten enthalten sind;
2. daß man sich übrigens veranlaßt gefunden,
bei geeigneter Behörde, wegen Zurechtweisung
des Gemeinderats in Müllheim, rücksichtlich
seines durch fragliche Insertion an
den Tag gelegten ungeeigneten, höchst anmaßenden
Benehmens, die nötigen Schritte
zu tun."
Um wieviel freundlicher als die Beziehungen
der Menschen untereinander, sind oft ihre Beziehungen
zum Tier, wenigstens soweit sie diese
nicht auf ihren Speisezettel setzen können. In
Sulzburg residierte ein altes Honoratiorengeschlecht
, dessen Name heute noch dort vertreten
ist. Es stammt aus Schopfheim. Eduard
Steinhäußler von dort hatte einen jungen
schwarz und gelben Hund, der ein messingenes
Kettenband trug und auf den Namen „Bello"
hörte. Er hatte sich verlaufen. Aus der Suchanzeige
ergibt sich, wie sehr er der Liebling
der Familie gewesen war.
Da wir schon den Namen Sulzburg genannt
haben, möge hier eine Bekanntmachung folgen,
die sich mit der dortigen Mineralquelle beschäftigt
:
„Bad Sulzburg
Am 20. d. M. wird die Unterzeichnete ihre
Badanstalt eröffnen. Über Mittag wird zum
erstenmal offene Tafel mit Musik seyn, wozu
sie höflich einladet.
Wegen des vorzüglichen Nutzens dieser Heilquelle
bezieht sich die Unterzeichnete auf das
hier beigesetzte Zeugnis, welches durch eine
chemische Untersuchung des Herrn Professors
Dr. Werber in Fredburg bestätigt wurde, und
wird sich durch billige und prompte Bedienung,
sowie durch bequemere Einrichtung immer mehr
zu empfehlen suchen.
Bad Sulzburg, den 12. Mai 1838.
Caroline Kimmig, Wittwe
Mösch, Badeigentümerin.
Zeugnis
Mehrjährige Beobachtungen und Erfahrungen
brachten mich nun zur Gewißheit, daß die Wirkung
des hiesigen Bades eine sehr vielfältige sei.
Nicht nur jede Art von Rheuma, die einfachsten
äußeren Gliederschmerzen bis zum hitzigen
Gelenksrheumatismus (nach vorausgeschickter
Entzündungsbehandlung), alle auf innere Par-
tieen zurückgetretene rheumatische Beschwerden
und deren verschiedene Arten: Kopf-, Zahn-,
Ohrenschmerzen usw., nicht minder die Gicht in
allen ihren Formen, und die hierdurch verursachten
Steifigkeiten der Gelenke, Contracturen
der Glieder und selbst des Rückgrates haben
unter meinen Beobachtungen schon ihre Linderung
und volle Heilung gefunden, sondern auch
Krankheiten der Haut, acuter und chronischer
Art, veraltete Krätze und Flechten, Grinde u.
verschwanden hier leichter unter sonstiger Besorgung
. Eben so begünstigte der Gebrauch die-
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