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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-11/0010
Beschluß vom 17. vorigen Monats... im ganzen
hiesigen Amtsbezirke die Veranstaltung einer
Collecte für sie angeordnet hat.

Die Großherzoglichen Pfarrämter und die
Bürgermeisterämter des Bezirks werden mit
dem Ersuchen hievon benachrichtigt, in ihren
Ortschaften die angeordnete Collecte nach beendigter
Ernte zu veranstalten und die eingesammelten
Beträge an Geld und Victualien an
das Großh. Pfarramt und den Gemeinderat in
Warmbach zu überliefern, welche Stellen für die
Verteilung an die dürftigsten Orts-Einwohner
gewissenhaft sorgen und seiner Zeit über
die Verwendung der eingekommenen Unterstützungsmittel
öffentlich Rechnung ablegen
werden". (Schluß folgt.)

Otto Ernst Sutter: StyCCntyCllbeC \X\

Gelegentlich lästert man einmal über botanische
Namen. Man spricht von lateinischem oder
griechischem Kauderwelsch. Nun, da es keine
Weltsprache gibt, die alle Erdenbewohner verstehen
, bleibt nichts anderes übrig, als auf die
Benennung von Gewächsen an Hand lateinischer
und griechischer Fachworte, die man wissenschaftlich
auf dem ganzen Erdball versteht, sich
zu einigen — das braucht indessen den Pflanzenfreund
nicht zu stören. Er mag an den oft recht
volkstümlich gefärbten Pflanzennamen festhalten
und seine Freude an ihnen haben. Beschäftigt
er sich etwas gründlicher mit dem, was in
Feld und Wald blüht und Früchte trägt, und
dies zumal, wenn er in fremden Ländern botanisiert
, so bleibt ihm eben nichts anderes übrig,
als auch mit der botanischen Namensgebung von
Gräsern, Blumen, Bäumen und Büschen sich vertraut
zu machen. Er wird dann bald merken,
daß es unter diesen „Fachbezeichnungen" auch
solche gibt, in denen Personennamen anklingen
oder wenigstens anzuklingen scheinen.

Es bereitet dem Chronist besondere Freude,
daran erinnern zu dürfen, daß man in der vierbändigen
lateinischen badischen Flora von Carl
Christian Gmelin zwei Pflanzenarten, Graslilien,
findet, die Hebelia collina und Hebelia alemanica
heißen. Diese Pflanzen sind von dem zu seiner
Zeit berühmten Botaniker (und Arzt) zu Ehren
seines Freundes Hebel benannt worden. Die
Bezeichnungen selbst freilich haben sich nicht
behauptet. Unsereinen aber macht es gleichwohl
Freude, sie zu benützen . . .

In dem Namen der uns allen bekannten
Fuchsie mit ihren hübschen Blüten steckt eine
Ehrung für Leonhart Fuchs, Professor der Botanik
an der Universität Tübingen im 16. Jahrhundert
. Und in der Bezeichnung Begonie findet
sich eine Erinnerung an einen Gouverneur auf
St. Domingo: Michel Begon. Die beiden Benennungen
gehen zurück auf den Jesuitenpater
Charles Plumier, der im Auftrag Ludwigs XIV.
von Frankreich Forschungsreisen in Südamerika
unternahm und Gewächse mit heimbrachte, die
sich rasch die Gunst der Europäer erwarben.
Interessant, der allerchristlichste König hatte
also neben seinen kriegerischen Neigungen auch
kulturelle Ambitionen ...

Der Name des großen Karl Ritter von Linne,
dem man das System verdankt, nach dem wir
die Pflanzen ordnen, klingt an in der Bezeichnung

bei: ^Jflansentoelt

des entzückenden Erdglöckchens, dem man in
der Schweiz begegnet: Linnaea. Ein anderes
kleines Pflänzlein, das auch bei uns heimisch ist,
wenn schon nicht in der Art, von der hier die
Rede sein soll, das Hunger- oder Felsenblümchen
Draba, heißt in einer Varietät Draba Johannaea
oder Draba Johannis, benannt nach dem Erzherzog
Johann von Österreich, einem hochgemuten
Förderer der Botanik, dessen Name aber auch in
die Geschichte der Politik unseres Volkes eingegangen
ist. Johann Erzherzog von Österreich
wurde im Spätsommer 1848 von der Ersten
Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche
zum Reichsverweser gewählt.

Über die Namensgebung der Hortensie hat
man sich bisher nicht ganz einigen können. Entdeckt
hat sie 1767 in China Philibert Commerson,
der ihr den Namen seiner Geliebten, Hortense
Barre gegeben haben soll, die, als Jäger verkleidet
, mit ihm an der Erdumseglung von Louis
Antoine de Bougainville — nach ihm ist die
Bougainvillea getauft — teilgenommen hat. Nach
anderer Lesart ist die Hortensie — im bäuerlichen
wie im Herrschaftsgarten gleich geschätzt
und als Kübelgewächs vor unseren behäbigen
alemannischen Häusern aus guter Zeit reizvoll
genug — nach der Ehefrau eines anderen Wissenschaftlers
benannt, der an jener Expedition
mit von der Partie war.

Der Tabak heißt botanisch Nicotiana. Da gab
es einen französischen Gesandten in Lissabon,
Jean Nicot de Villemain, der um die Mitte des
16. Jahrhunderts aus Portugal Tabakblätter zu
Heilzwecken nach Frankreich gesendet hat. Auch
für die Anpflanzung des Gewächses übermittelte
er seinen Landsleuten wertvolle Angaben. Und
so kam die Tabakpflanze zur lateinischen Bezeichnung
Nicotiana.

Die Lobelie, die wir alle lieben, erinnert an
einen Arzt und Botaniker L' Obel, latinisiert
Lobenius, der Hofbotaniker König Jakobs I. von
England war. Und auch eine Goethea gibt es,
eine fremdländische Malvenart. Nun, Goethe
nannte die Botanik scientia amabilis. Unser
Johann Peter Hebel hat das noch ein wenig
hübscher ausgesprochen. Er schrieb an seinen
Freund Nüßlin: „Lassen Sie sich nicht so tief in
die Botanik ein, lieber Freund. Sie thut's einem
an, wie ein schönes Mädchen, und man hat keine
Ruhe mehr..." Etwas Wahres ist daran, was
der Chronist aus eigener Erfahrung weiß.

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