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Emil Baader:
O ihr weißen, weihnachtlichen Einsamkeiten
des Schwarzwaldes, nach euch erwacht in mir,
Jahr um Jahr, um Weihnacht das Heimweh! Ich
schnüre das Bündel und fahre durchs Land,
durch schimmernde Ebenen den dunklen Bergen
und Wäldern entgegen.
Durch den hohen Schnee stapfe ich hinaus in
den Weihnachtswald, den Christbaum zu holen.
Duften die Tannen und klirrt der Schnee und
füllen die Nebel Waldweg und Tal, so wandere
ich selig durch Busch und Gehölz, ziehe talwärts
und berge unterm flatternden Mantel die Tanne.
Ich krame aus alten Kisten und Kasten
Kugeln und glitzernden Tand, den Baum zu
schmücken. In der Gottesfrühe des Festtages
wate ich durch den frisch gefallenen Schnee zur
Christmette in die Dorfkirche, das Wunder der
Weihnacht zu schauen. . Wie schallen die Hirten-
und Engelgesänge hinaus in die sternbesäte
Nacht. Bauernkinder singen hingegeben; Bauern
und Holzknechte singen — wie die Hirten von
Bethlehem. Dorf und Tal sind heute geheiligt
wie das Land um Bethlehem. O Stunde der
Christmette im Schwarzwalddorf! Vom Glanz
dieser Stunde erstrahlen alle Wälder der Heimatberge
.
Da ich von der Christmette heimwandere
durchs weiße Dorf, sehe ich die Christbäume an
allen Fenstern brennen.
HEIMKEHR AM HEILIGEN ABEND
mt fiül unö frieültd) Kt Dort) 'e ©otf büt i'Obe Do,
me t>ört fei 5Bogc meb, fei Süte go,
fttll raurtje b'Cbämmt in i)ic Hart £uft,
un u« De £>üfer d)unnt e ©annebuft
£>er Gimmel ftrablt ft ganji belli $rart)t
uf t>'€rt>en abe in Die £eütgi 3tart)t;
i glaub, fi bän Dort bfunber« an t« Denft
un jeDem büt ft ©ternli ufegbängt.
<8t« aber maä)t mt no ganj bfunDer« frob:
i bi Debeim, Darf jue Der 9HueDer gob-
<£ liebe ©cbitn lart)t mt Dur'« ftenfier a,—
fi bct uf ibre 23ueb fcbo gtoartet gba!
<£ liebe £>uurt) gobt oo Der Reimet ues;
lpa« toär e 3Bt'ebnädf)t obnt Cltrebuue!
£>rum: toer e Reimet fytt, Die anen Denft,
Dem tfcb Die fd)önfie, befti (T^riftgob gfebenft!
FRITZ WOLFSBERGER
Der zweite Weihnachtstag ist der „Bündeles-
tag" für die Knechte und Mägde der Bauernhöfe
. Am Abend des Stephanstages ist die
Gemeinde im Saal des DorfWirtshauses versammelt
. Eine Tann erstrahlt im Lichterglanz. Über
die Bretter der Dorfbühne geht ein Krippenspiel
. Der „Sternsinger" tritt auf, im schimmernden
Kleid, die Gemeinde zu grüßen:
„Grüßen wir die Männer stark zu schauen,
Grüßen wir auch die schönen Frauen.
Grüßen wir alle Sehnsucht auf Erden.
Grüßen wir alle Menschheit,
Die da will erlöset werden!"
Gott Vater im blauen Mantel erscheint, Maria
und der Engel Gabriel, Josef und Maria werden
von Guldinsack, dem Wirt, in den kalten Stall
gewiesen. Wie traulich erklingt Marias Wiegenlied
: „Ach Josef, lieber Josef mein, hilf mir
wiegen das Kindelein!" — Die plumpen Hirten
erscheinen; sie bringen dem Kind die Gaben; die
drei Könige kommen, mit Szepter und Krone.
Herodes tritt auf und wird von Tod und Teufel
in den Abgrund der Hölle gestoßen. Dann strömt
alles Volk herbei zur großen Anbetung. Und der
Sternsinger spricht die Schlußworte des Spieles:
„Stille, Stille! Gottes Minne!
Still, o Erde! Still, o Himmel!
Still, o Meer! Nun schweigt und ruht!
Sterne, ihr sollt stille stehn;
Winde, ihr sollt leiser wehn!
Seht, o seht das frohe Wunder!"
H8rtt)nad)t6fal)rt in 5en ©djtoatgtüalfc
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