Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-12/0006
BurgStaufen Foto: Geiger

Franz Xaver Kraus2 kommt zu einer von
der von M. Rosenberg vertretenen Ansicht —
M. Rosenberg setzt die Entstehung des Kreuzes
um 1200 — abweichende Datierung. „Die noch
strenge konventionelle Behandlung des Christus-
körpers auf beiden Seiten, die Details des Cruci-
fixus ...lassen eher auf den Anfang oder die
Mitte des zwölften Jahrhunderts als auf 1200
schließen.

Wenn wir auf Grund der im Kloster gemachten
Aufzeichnungen auch nicht zu einer Datierung
des Kreuzes gelangen können, so geben
uns doch die Klosterannalen einen indirekten
Hinweis auf die Zeit der Entstehung dieses
Kreuzes durch den Bericht über die Schenkung
einer Kreuzpartikel. Während wir in einem
Druckwerk3 aus dem Jahre 1660 diese Schenkung
der Kreuzpartikel in das Jahr 1278 angesetzt
finden, möchte Pater Columban Rees4 das
Jahr 1286 als Zeitpunkt der Schenkung ansehen.
Seine Ausführungen beziehen sich nun aber auf
das zweite, jüngere Reliquienkreuz aus dem
Kloster St. Trudpert, das sich heute in Leningrad
befindet5 und können hier übergangen
werden.

Nach dem Brand 1632 gerettet

Auf einem Stich von J. G. Seiller aus dem
Jahre 1694 finden sich beide Kreuze; die Kreuzpartikel
— ein von einem Nagel durchbohrtes
Stück Holz — ist hier aber ein Attribut unseres
Kreuzes. In der Zwischenzeit müssen also wohl

die beiden Reliquien vertauscht worden sein.
Dieser Tausch der Reliquien läßt sich in die
ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts datieren,
aus denen auch die später hinzugefügten barok-
ken Voluten mit Johannes und Maria stammen.
Unser Kreuz wird neben dem anderen und den
Reliquien des hl. Trudpert unter den Gegenständen
genannt, die die Mönche nach dem großen
Brande des Klosters am 28. Dezember 1632
retten konnten. Es wäre leicht denkbar, daß das
Kreuz bei der Brandkatastrophe Beschädigungen
erlitt und nachher restauriert wurde6. Bei dieser
späteren Restaurierung mögen die beiden
Kreuzpartikel der beiden St. Trudperter Niello-
kreuze vertauscht worden sein. Der Stern, der
zwischen dem Kopf und den Händen des Stifters
auf das Silberblech aufgelötet ist, diente
bislang als Beweis für die Identität des oben
genannten Gottfrieds mit dem in der Uberlieferung
als Kreuzfahrer bezeichneten Gottfried von
Staufen, eine Annahme, die allerdings nicht voll
überzeugend aufrecht erhalten werden kann, da
auch die Glaubwürdigkeit der Urkunden, in
denen wir von einem Kreuzfahrer Gottfried von
Staufen erfahren, von verschiedener Seite angezweifelt
wurde.

Hans-Jörgen Heuser erkannte in seiner Arbeit
über die Freiburger Goldschmiedekunst im
Hochmittelalter7, daß es sich bei diesem „Stern"
um ein hochgotisches Weinblatt handelt. „Es
stimmt im Umriß und in der punktförmigen
Vertiefung der Mitte vollkommen mit den Weinblättern
auf dem Kreuzstamm des zweiten
St. Trudperter Kreuzes überein". Heusers stilkritische
Betrachtungen verweisen uns auf Niedersachsen
im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert
und lassen uns als wahrscheinlich erscheinen
, daß das Kreuz dort zwischen 1160 und
1170 entstanden ist. Als Stifter des Kreuzes
sieht er den ersten Träger des Namens Gottfried
innerhalb des Geschlechts der Ritter von Staufen
, Marschall Gottfried, an. Herzog Berthold IV.
von Zähringen hatte ihm in der zweiten Hälfte
des 12. Jahrhunderts (wohl zwischen 1161 und
1175) das Marschallenamt verliehen. In den folgenden
Jahren finden wir ihn nacheinander im
Gefolge Herzog Berthold IV. Zum letzten Male
wird er 1178 urkundlich erwähnt, und zwar
wieder zusammen mit dem Zähringerherzog in
dessen Neugründung Freiburg in der Schweiz.
Für die Erkenntnis der Herkunft dieses Kreuzes
aus Niedersachsen sind die engen verwandtschaftlichen
Beziehungen des Herzogs zu Heinrich
dem Löwen nicht weniger bedeutsam8.
Berthold IV. und wohl auch sein Marschall
waren öfters in Niedersachsen. Hans - Jörgen
Heuser schreibt: „Es erscheint daher die Annahme
nicht abwegig, daß Gottfried von Staufen
einer Hildesheimer-Braunschweiger Werkstatt zu
dieser Arbeit den Auftrag gab, der vielleicht anläßlich
der Ernennung zum Marschall ausgeführt
wurde". In Niedersachsen hatte schon der spätere
Bischof Bernward von Hildesheim in seiner
Jugend als Goldschmied gearbeitet und um
1100 folgen die hervorragenden Goldschmiedearbeiten
des Mönchs Roger von Helmershausen.

4


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-12/0006