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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-12/0008
det, eine Ausnahme bilden nur der Mantel von
Maria und Johannes.

Die von den Wundmalen durchbohrten Hände
des als Weltenrichter dargestellten Christus der
Rückseite des Kreuzes ruhen ausgestreckt vor
einem Rhombenmuster, das mit großen Kreisformen
zusammengefaßt wird. Akanthusranken
rahmen die Leidenswerkzeuge auf den Kreuzesbalken
. Die beiden äußeren Reliefplatten mit
den Darstellungen von schreitenden Engeln, die
zum Jüngsten Gericht blasen, müssen während
der späteren Restaurierung des Kreuzes vertauscht
worden sein. Damals wurden auch die
vier Kreuzesarme verkürzt. Die Engelsgestalten
stehen in keiner Beziehung zum Weltenrichter.
Wechselt man nun auf der Vorder- und Rückseite
diese beiden Figuren um, so wird erst dann
die Haltung der Engel (bzw. auf der Vorderseite
Haltung und Gestus der Evangelisten Matthäus
und Lukas) verständlich. Die drei Engel weisen
nun mit ihren langen ausgestreckten Zeigefingern
auf den thronend in der Mitte angeordneten
Christus; die Evangelisten auf der Vorderseite
des Kreuzes wenden sich dem Gekreuzigten
zu wie auch Markus auf der oberen Reliefplatte
auf Christus hintuiterblickt. Ungebräuchlich
ist die ikonographische Anordnung des vierten
Evangelisten, Johannes. Das wohl ursprünglich
für ihn vorgesehene Feld wird von der
Platte mit dem Stifter Gottfried eingenommen,
ihm selbst ist ein Platz neben Maria unter dem
Kreuz zugeordnet. Eine gravierte und mit Niello
eingelegte Szene zu Füßen des Weltenrichters
bringt die Vermengung zweier zeitlich auseinanderliegender
ikonographischer Bilder: Zwei Auferstehende
erheben sich beim Jüngsten Gericht
aus ihrem Sarg, während in dem Sarkophag
dahinter Adam und Eva ihre Fesseln abstreifen.
Adam erscheint mit halbem Kopf zwischen den
Füßen Christi. Bei dieser Darstellung spielte
eine alte Legende, die sich bei Origines findet,
mit. Danach soll Golgotha, wo Christus gekreuzigt
wurde, der Ort sein, wo Adam begraben
war. Golgotha (Schädelstätte) wurde als die
Stätte betrachtet, bei der der Schädel Adams
begraben lag.

Anmerkungen

1. Marc Rosenberg, Das Kreuz von St Trudpert Eine alemannische
Nielloarbeit In Schau-ins-Land, 20. Jahrlauf, 1893, S 49—80 Vgl
auch Bock, Die Kreuzpartikel zu St Trudpert. In Christliche Kunstblatter
, Organ des christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt), Nr. 19, Juli 1863, S. 73—76.

2 Franz Xaver Kraus, Die Kunstdenkmaler des Großherzogtums Baden
(Kreis Freiburg-Land), 1904, S 441—444.

3. Ortus et occasus antiquissimi monasteril S Trutperti .... Freiburg
1660. Anonym erschienen.

4. Columban Rees, Historia succincta monastern S. Trudperti (Pfan-
archiv St. Trudpert). Pfarrer C. Rees starb 1809 in Krozingen.

5. Vgl Joseph Sauer, Unbekannte Kunstwerke aus dem Kloster St Trudpert
. In. Freiburger Zeitschrift 46, 1935, S 55—82; sowie ders , Nochmals
das St. Trudperter Reliquienkreuz in St. Petersburg. In Frei-
burger Zs 48, 1938, S 121—123. über dieses zweite St. Trudperter
Reliquienkreuz, das sich heute in der Skulpturenabteilung der Eremitage
in Leningrad befindet, hoffen wir in absehbarer Zeit einen
Beitrag veröffentlichen zu können

6 Nach Willibald Strohmeyer, St Trudperts - Büchlein, Freiburg, 1912,
S 59 retteten zwei Mönche das Niellokreuz zusammen mit den Reliquien
des hl Trudpert und anderen Gegenstanden aus den noch
brennenden Klostergebauden bei der Zerstörung des Klosters 1632.

7. Hans - Jorgen Heuser, Freiburger Goldschiniedekunst im Hochmittelalter
, Dissertation, Freiburg, 1948

8 1148 hatte sich Heinrich der Lowe mit der Schwester des Zahnnger-
herzogs, dementia, verheiratet Herzog Konrad, ihr Vater, hatte ihr
als Heiratsgut Badenweiler mit in die Ehe gegeben.

9 Werner Noack, in der Einleitung des Katalogs der Freiburger Gold-
schmiedausstellung von 1947 (von Ingeborg Schroth, Mittelalterliche
Goldschmiedekunst am Oberrhein) Wahrend Werner Noack Freiburg
als Entstehungsort unseres Kreuzes ansieht, glaubt Ingeborg Schroth
(Katalog Nr. 22) das Kreuz „um 1200 vielleicht in Freiburger Werkstatt
entstanden, deren Meister im niedersachsischen Kunstkreis
geschult war"

10 Hans - Jorgen Heuser, S 48

Ärei luftige ^ameeaben faßen jufammen in ^et)l im Lamm"

Beziehungen Hebels zu Straßburg und zum Hanauerland

Im Herzen der Stadt Kehl am Rhein liegt
der alte Gasthof „Zum goldenen Lamm", unweit
des Rathauses. Wer das Lamm besucht, findet
dort im Nebenzimmer Bilder bedeutender Söhne
der Stadt Kehl, aber auch großer Männer aus
Straßburg und dem Hanauerland. Neben dem
Bild von Meister Erwin und Sebastian Brant
sehen wir jene von Weinbrenner und Tulla, von
Pfitzner und Albert Schweitzer, von Goethe,
Scheffel und Hebel, auch Julius Neßler ist nicht
vergessen, ein Sohn Kehls, der sich als Forscher
auf dem Gebiet des Weins und des Tabaks große
Verdienste erwarb. Viele dieser Männer waren
nur in Kehl zu Gast, andere erwarben sich Verdienste
um die Schwesterstadt Straßburg. Wer
die Erzählungen des „Rheinländischen Hausfreundes
" von Johann Peter Hebel zur Hand
nimmt, wird sich darüber freuen, daß in einer
der Erzählungen auch Kehl und der Gasthof zum
Lamm genannt wird. Die Anregung zu dieser
Erzählung mag der Dichter gewiß in jener Zeit
erhalten haben, da er oft in Straßburg bei seinen
Freunden Gottlieb und Sophie Haufe und bei
Daniel Schneegans zu Gasf war, während er im

Hanauerland oft und gern seinen Freund und
Landsmann, den Pfarrer und Dekan Gottlieb
Bernhard Fecht in Kork besuchte. An die Beziehungen
Hebels zu Fecht und zum Hanauerland
überhaupt erinnert die Hanauer Hebelstube in
der „Krone" zu Odelshofen. An der Stelle, wo
sich einst die Hebelinsel bei Odelshofen befand,
wurde eine Linde gepflanzt.

Was aber weiß Hebel vom „Lamm" zu Kehl
zu erzählen?

„Drei lustige Kameraden saßen beisammen
zu Kehl im Lamm, und als sie das Saueressen
verzehrt hatten und noch eine Flasche voll
Klingelberger miteinander tranken, sprachen sie
von allerlei und fingen zuletzt an zu wünschen.
Endlich wurden sie der Rede eins, es solle jeder
noch einen kernhaften Wunsch tun, und wer den
größten Wunsch hervorbringe, der soll frei ausgehen
an der Zeche.

Da sprach der erste: „So wünsch ich dann,
daß ich alle Festungsgräben von ganz Straßburg
und Kehl voll feiner Nähnadeln hätte und zu
jeder Nadel einen Schneider, und jeder Schnei-

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