http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-12/0010
fällt nur etwa 800 mm Niederschlag im Jahr.
Bei größerer Feuchtigkeit wäre das Trocknen
der Lehmwände nicht möglich. In den Waldländern
rechts des Rheines bauten unsere alemannischen
Vorfahren mit dem reichlich vorhandenen
Holz; wo Bausteine leicht gewonnen
werden können, entstehen Steinhäuser.. . hier
im Sundgau, wo kein Uberfluß an Bäumen
herrscht, sparte man an Balken und verwendete
zum Hausbau Äste, Lehm und Stroh, an denen
es nie mangelte. Alle Fenster der Wohnhäuser
sind dem längsten Sonnenschein zugewandt. Oft
wächst an einer Seite, meist am Giebel, eine
Rebe oder ein Obstspalier, und an der Frontseite
ist — wie bei der hübschen Schmiede am All-
Konstantin Schäfer:
Auch in diesen Verkündigungen treffen wir
wieder auf die Schädlingsbekämpfung. Hier geht
es jedoch nicht um die Köpfe der armen Spatzen,
um deren Schädlichkeit oder Unschädlichkeit, um
deren Rechte als Geschöpfe Gottes sich Geheimräte
und Professoren stritten und dabei die tiefsten
Fragen des Seins aufrollten. Es geht hier
nur um Raupen, die zwar ebenfalls Geschöpfe
Gottes sind, wenn man nicht etwa auch noch
den Teufel zum Mitschöpfer erheben will. Man
hat zur Lösung dieser Frage glücklicherweise
keine weiteren Gelehrten oder Theologen bemüht
, sondern die einfache Anordnung getroffen
, die Raupennester zu vertilgen, damit nicht
,.wie auch dieses Jahr geschah, viele Obstbäume
gänzlich verdorben würden". Nach sechs Wochen
soll der Vollzug überprüft und jeder Säumige
bestraft werden.
Es fehlte auch nicht an menschlichen Schädlingen
. In vielen Nummern des Verkündigungsblattes
finden wir Diebstahlsanzeigen. Da überfiel
im Niederrimsinger Wald eine unbekannte
Mannsperson die ledige Maria Gumpert von
Ihringen und nahm ihr Hab und Gut ab. Sie
trug merkwürdig viel mit sich herum: 82 fl.,
darunter 12 Brabantertaler, neun Fünflivrestaler
und Schweizergeld. Das Geld hatte sie in einem
hübschen von blauen, roten und grünen Glasperlen
gestickten Beutel. In einem weidenen
Körbchen trug sie ein neues blaues Kleid aus
Leinen und Baumwolle, zwei Hemden und zwei
Paar weiße und blaue baumwollene Strümpfe
bei sich, dazu ein schwarzwollenes Halstuch mit
schwarzen Fransen. Der schnurbärtige Räuber
hatte sich sicherlich trotz seiner stattlichen Größe
durch diese schnöde Tat das Wohlgefallen der
Jungfer verscherzt.
Anders sah das Hab und Gut aus, das dem
Knecht des Ochsenwirts Schänzlin von Vögis-
heim entwendet wurde. Mit Schnupfen mußte
er nicht sehr behaftet gewesen sein, denn er
besaß nur ein altes baumwollenes Nastuch von
blauer Farbe, das er wohl nur feiertags benutzt
haben wird. Ein alter zwilchener Tschoben war
nur noch 48 kr wert. Mit seinem Taschenmesser
schwiler Dorfplatz — eine schöne Laube aus
Holz gebaut. Häufig finden wir auch an der
Außenseite der Mauern den Backofen und den
Kellerhals. So liegen die Häuser Allschwils,
welche trotz mancher moderner Umbauten und
Einbauten von Geschäften ihren Charakter als
Fachwerkbauten vielfach bewahrt haben, in
doppelter Häuserzeile an zwei Bächen, die sich
im Dorf vereinigen.
Aus dem Gesagten läßt sich erkennen, welch'
verschiedenartige Landschaftsgebiete „unsere"
Straßenbahnlinie miteinander verbindet. Wir
sollten wirklich einmal nach kurzer Fahrt in
genußreicher Entdeckerfreude das „andere Ende"
aufsuchen und besichtigen. Dr. A. B.
(Schluß.)
konnte er sich auch nicht gerade sehen lassen,
es besaß nur eine einzige Klinge und ein zerbrochenes
beinernes Heft. Ein Brabantertaler
und 10 kr waren sein ganzes bares Vermögen.
Seine schon etwas abgetragenen halbleinenen
Hosen stellten sein wertvollstes Stück dar. Sie
wurden mit 2 fl 42 kr angeschlagen. Seine
Zwilchhose und drei Westen und ein allerdings
fast neues schwarzseidenes Halstuch mußten für
den Dieb doch noch ein Risiko wert gewesen sein.
Was solch ein kleiner Dieb in jener Zeit für
stehlenswert hielt, zeigt das Diebesgut, das man
bei dem „insitzenden Dyonisius Baumgartner aus
Rütte" fand: altes verrostetes Werkzeug, einen
Pferdeteppich, „ein alter zerrissener Kinder-
tschoben von grauem Halblein mit gelben metallenen
Knöpfen, Seitentaschen und geflicktem
Futter von Canefas von blaugefärbtem Zwilch.
In einem Täschchen dieses Tschobens befindet
sich ein Kindersacktuch von Baumwollzeug, blau
weiß und rot und ein Griffel"; einige Sacktücher
und Strümpfe und als Glanzstück sieben Ellen
Riebelezeug von brauner Farbe.
Auf dem Jahrmarkt zu Staufen versuchte ein
Jude einem Jahrmarktbesucher den Geldbeutel
aus der Tasche zu ziehen und wurde von dem
Bestohlenen erwischt. Da dieser den armen Sünder
nach Rückempfang seines Geldbeutels' wieder
hatte laufen lassen, wurde nun nach ihm selber
gefahndet. So macht sich Mitleid manchmal
schlecht bezahlt.
Wir könnten diese Diebsgeschichten mit keinem
besseren Bericht schließen als diesem: „Der
Herzogin von Leinster wurden vor einiger Zeit
in Dublin aus ihrem Schlafgemache Diamanten
gestohlen. Alle Nachforschungen waren vergebens
. Sie hatte bereits alle Hoffnung aufgegeben,
je ihren Schmuck wieder zu erhalten, und war
nach London zurückgekehrt. Ganz unerwartet
erhält sie dort nach einiger Zeit durch die Post
ein versiegeltes Kästchen. Sie öffnet es, und
findet zu ihrem Erstaunen einen alten Bekannten
wieder, ihren verlorenen Schmuck. Das war
ein Dieb, den das böse Gewissen wieder ehrlich
machte".
2lu6 einem DettfünMgungöblatt
8
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1961-12/0010