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auf 5em 3atjntjof in 'SRüllljeim
Es rollt ein Wagen nach dem anderen vorbei,
auf Hamburg, Kassel, Dresden weisen ihre Schilder,
von München und von Wien ist eins dabei,
und hinter jedem steht ein bunter Zug der Bilder:
wie wir in Grinzmg manche frohe Nacht
beim Heurigen so voller Lebenslust gesessen;
an Afrika in Hamburgs Hafen wir gedacht;
im Bann der Kunst in Elbflorenz uns ganz vergessen.
Da rollt ein Güterwagen rasch vorbei,
und Oppeln steht in kleinen Lettern auf den Wänden.
Es geht ein Stich durch's Herz und etwas bricht entzwei,
ins Leere greif ich, Heimatlose, mit den Händen.
Ich schau die Stadt, den Rathausturm am Ring,
die grünen Oderwiesen an den Fluß sich schmiegen,
auf Bolko dort der Kinder Jagd nach einem Schmetter-
die Kohlenkähne in den Oderwellen wiegen. [hng;
Schau unsern Annaberg, vom Abendgold besonnt;
rot glüht der Mohn im Feld voll reifer Ähren,
so ziehn die Wolken nur an meiner Heimat Horizont.
Vorbei, vorüber — tiefe Wunden schwären.
Die Schwarzwaldberge stehn in hohem Schein.
Vorbei, vorüber rufen alle Züge.
Wer ohne Heimat, ist im tiefsten Grund allein.
Ach, über unsre Seelen gehen fremde Pflüge.
Vally Jung, 13. 8. 46
Interessant sind auch die Preise in jener Zeit:
Am 14. V. 38 kostete
1 Sester Weizen 1.19 — 1.30 fl
1 Sester Gerste 0.48 — 0.54 fl
Am 13. VIII.
1 Sester Weizen 1.06 — 1.12 fl
1 Sester Gerste 0.36 — 0.42 fl
Beim Brot wurden die Preisschwankungen mit
dem Gewicht der Laibe ausgeglichen. Weißbrot
kostete 4 kr für 18 Loth, Schwarzbrot 12 kr für
2 lb 4 Loth, nach der Ernte wog der Laib 3 lb
20 Loth.
Die Fleischpreise waren bei Rind- und Kalbfleisch
stabil, sie betrugen bei beiden Sorten 9 kr
für 1 Pfund. Schweinfleisch kostete am 9. VIII.
11 kr, am 1. X. 12 kr; Mastochsenfleisch llV2und
10 kr; Hammelfleisch 9 und 8V2 kr.
In einer Anzeige wurde Herbstkäse 1 Pfund
zu 16 und 17 kr angeboten.
Hanf galt unterschiedlich: Schwarzer Spinnhanf
mußte mit 28 kr das Pfund bezahlt werden,
weißer Spinnhanf mit 26 kr; Schuhmacherhanf
kostete 22—24 kr, weißer Bertel 13—16 kr und
schwarzer Bertel 17 kr.
Die Fuhrwerksbesitzer wurden zu einer
Waren-Transport-Versteigerung eingeladen. Die
Beifuhr von 1000—1500 z Roheisen vom Hüttenwerk
Kandern zum Hüttenwerk Hausen war an
den Mindestnehmenden zu vergeben.
Im Sommer des Jahres begann man mit den
Vorarbeiten für den Bau der Eisenbahn.
Bemerkenswert ist auch die Literatur, die
von der Buchhandlung der Gebrüder Gutsch zum
Kauf angeboten wird. Auffallend viele Bücher
beschäftigen sich mit Kirche und Religion. Sie
waren sehr streitbaren Charakters, wie die Titel
zu erkennen geben: „Römische Zustände und
katholische Kirchenfragen der neuesten Zeit",
v. Dr. Ernst Münch; „Stimmen der Zeit über das
römische Papsttum, hervorgerufen durch die
neuesten Ereignisse zu Köln", v. H. A. Bergmann;
„Mystisches Leben der Mucker in Königsberg
und deren sündliche Glaubensverirrungen, nebst
einem Anhang sehr interessanten Inhalts".
Bei den Kölner Ereignissen handelte es sich
um die Verhaftung des Erzbischofs Freiherr
Klemens Droste zu Vischering und seine Stellungnahme
zum Problem der Mischehe. Unter
seinem Vorgänger, dem Erzbischof Friedrich
August von Spiegel hatte in der Auslegung des
päpstlichen Breves, das die Einsegnung der
Mischehe nur unter der Voraussetzung gestattete,
daß sämtliche Kinder katholisch getauft würden,
ein erträglicher Kompromiß geherrscht. Der neue
Erzbischof war ein Eiferer. Er brach sein Versprechen
, den alten Zustand beizubehalten, auf
Grund dessen er von der Regierung angenommen
worden war und befahl die wörtliche Erfüllung
der Breve. Die preußische Regierung sah
darin einen Bruch der Abmachung und beantwortete
die Verweigerung der Rücknahme mit
der Verhaftung. Verhalten wie Reaktion lösten
erregte Debatten aus je nach der konfessionellen
Einstellung. Die obigen Schriften sind ein Niederschlag
davon.
Eine neue Tageszeitung wurde angekündigt:
„Der Leuchtturm, ein politisches und unterhaltendes
Tagblatt für Teutschland und die
Schweiz", der Preis für das Jahresabonnement
sollte 8 rhfl betragen.
Auch die patriotischen Gefühle wurden gepflegt
, indem ein Stammbaum des großherzogl.
badischen Hauses angeboten wurde. „Es vereinigt
dieses Blatt das Angenehme, in der Form eines
hübschen Bildes, die Burg Zähringen mit der
weiten Aussicht auf das reizende Rheintal darstellend
, mit dem wissenschaftlichen Werte, welchen
eine bis auf die neuesten Zeiten ausgedehnte
und bis ins Jahr 660 zurückgehende Zusammenstellung
der Mitglieder des Großherzogl.
Badischen Hauses hat.
Hiebei sind die Linien Hochberg mit aufgeführt
, und die Stammverwandtschaft der Fürsten
von Fürstenberg und Grafen von Freiburg, der
Herzoge von Teck, des Hauses Habsburg und
Lothringen, sowie des französischen Königshauses
mit angegeben; ferner solche geschichtliche
Notizen beigesetzt, daß, wer die Felder
der Zeichnung aufmerksam durchgeht, sich eine
klare Hauptübersicht der badischen Geschichte
verschafft.
Das Blatt ist eben so sehr zur Einrahmung,
um ein Zimmer damit zu schmücken, wie zum
Studium der badischen Geschichte als Tabelle
zu empfehlen. Preis 1.30 fl".
Karl v. Rotteck ließ die 4. Auflage seiner
sechsbändigen „Allgemeinen Weltgeschichte für
alle Stände" erscheinen.
Das Geschehen über dem Rhein fand seine
Beachtung in einer billigen Schrift zu 24 kr,
betitelt: „Der Prinz Napoleon in Straßburg oder
geschichtliche Darstellung des Aufstandes vom
30. Oktober 1836". Von Lieut. Laity als Augenzeuge
. Aus dem Französischen von Dr. Eisner.
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