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Es handelte sich um den Versuch des Prinzen
Louis Napoleon Bonaparte, am 31. X. 1836 durch
einen Militäraufstand in Straßburg das Bürgerkönigtum
Louis Ppilipps zu stürzen. Er hatte
mit seiner Mutter Hortense Beauharnais, der
Gattin von Napoleons Bruder Ludwig Bonaparte,
dem ehemaligen König von Holland, auf Schloß
Arenenberg am Zeller See bei Konstanz gelebt.
Nach dem kläglichen Zusammenbruch des Unternehmens
hatte man ihn nach Amerika gebracht.
Der näheren Umgebung wurde mit folgender
Ankündigung gedient: „In Kurzem wird die
Presse verlassen und an die verehrten HHrn.
Subscribenten versandt werden: „Freiburg im
Breisgau und seine Umgebung" mit Beiträgen
von den Herren Professoren Fromherz, Leuckart,
Spenner, Werber, Hrn. Dr. Bader u. A. Herausgegeben
von Professor Dr. W. Weick".
Zwei poetische Erzeugnisse mögen dem Bild
<Les Menschen, wie es uns auf diesen Seiten erscheint
, die letzten launigen Lichter aufsetzen:
Max Rieple:
Zu Füßen berühmter Weinberge liegt am
Ausgang eines vom Strengbach durchflossenen
Vogesentales das langhingestreckte Rappertsweiler
, elsässisch Rappschwihr genannt. Das
weinfrohe Rifoeauvüle, wie 'sich die reizvolle
Stadt heute nennt, wird überragt von jenen drei
stolzen Burgruinen, auf die sich der von Merian
1663 zitierte Spruch bezieht:
„Drei Schlösser auff einem Berge,
Drey Kirchen auff einem Kirchhoffe,
Drei Städte in einem Thal,
Ist das gantze Elsaß überall".
Diese Burgen gehörten, wie auch Rappoltsweiler
selber, ehemals den Grafen von Rappoltstein,
einer einflußreichen und angesehenen Adelsfamilie
, die mit den deutschen Kaiser- und
Königshäusern, wie den Wittelsbachern und
Hohenzollern, verwandt war.
Ähnlich wie die Kesselflicker und Kalt-
schmiede, die sich im 14. und 15. Jahrhundert
zu Bruderschaften zusammentaten und sich
unter den Schutz der auf den Ottrotter Schlössern
sitzenden Herren von Rathsamhausen stellten
, erwählten sich auch die ehemals rechtlosen
und verachteten Spielleute, Pfeifer und Sänger
den mächtigen Grafen von Rappoltsweiler zum
Schutzherrn.
Schon frühzeitig hatten sich die „varenden
Liute" zu Bruderschaften zusammengeschlossen,
die von jedem „Bruder" unter anderem einen
ehelichen Geburtsschein forderten. Die Aufnahme
in die Zunft der Pfeifer kostete einen
Reichstaler. Kein Musikant durfte „weder bei
Tag noch zur Nacht, weder auf der Straße noch
in den Häusern, weder bei Tisch noch bei Tanz
oder zur Kurzweil spielen", wenn er nicht der
Bruderschaft angehörte. Einem Juden durfte nur
aufgespielt werden, wenn dieser dem Spielmann
Der Mann:
Der Tabakschmaucher
Sein Leben muß ihm schnell verschwinden;
Ein Sechstheil braucht er, um zu stopfen,
Ein Sechstheil dann, um anzuzünden,
Die Hälfte braucht er, um zu rauchen;
Das letzte Sechstheil wird er brauchen,
Um seine Pfeife auszuklopfen.
Die Frau:
Das Brautgesuch
Denk ich so, hab ich mein Glück auf Fels gebaut:
Ich wähle mir nur die zur Braut,
Die sehr gesund und stets die Pflichten
Als Gattin und als Mutter liebt,
Die Haus und Heerd weiß einzurichten,
Nicht geizig ist und dennoch Nichts vergibt;
Die fern von Stolz, und frei von Dünkel,
In frommer Mäßigung regiert;
Die in des Hauses kleinstem Winkel
In Reinlichkeit das Szepter führt
Die stets dem Manne treu ergeben,
Selbst wenn Verdruß und Noth ihn drückt,
Ihm süßt und würzt das theure Leben
Und ihn durch Häuslichkeit beglückt.
... er
einen Goldgulden bezahlte, der wiederum dem
„König" der Pfeifer, also dem Grafen von
Rappoltstein, abgeliefert werden mußte. Dieser
ernannte aus der Reihe der Spielleute als seinen
Vertreter den „Pfeiferkönigsleutnant", dem
bei gerichtlichen Auseinandersetzungen Schöffen
beigegeben wurden, und der am sogenannten
„Pfifferdai" (Pfeifertag) den Vorsitz führte. An
diesem Tage, dem ersten Sonntag im September,
kamen die fahrenden Musikanten aus dem ganzen
Räume zwischen Basel und Hagenau, zwischen
Schwarzwald und Vogesen, in Rappoltsweiler
zusammen, um ihrem König für die
Gewährung seines Schutzes den jährlichen Tribut
, nämlich zwei Sester Hafer, zu entrichten,
und der Mutter Gottes von Dusenbach ihre Verehrung
zu erweisen.
Nach der Uberlieferung soll Graf Egenolf
von Rappoltstein im 13. Jahrhundert von einem
Kreuzzug ein Madonnenbild mitgebracht und in
der nahe Rappoltsweiler gelegenen Waldkapelle
aufgestellt haben. Diese Madonna von Dusenbach
erkor die Bruderschaft der fahrenden Spielleute
zur Patronin. Ihr zu Ehren trug jeder von ihnen
eine mit dem Madonnenbild geschmückte Medaille
, die eine halbe Unze feinen Silbers wog.
An Mariä Geburt zogen die Pfeifer in feierlicher
Prozession zu dem stillen Wallfahrtsort,
sangen eine Messe und entzündeten vor dem
Gnadenbilde ungezählte Kerzen. Diese waren
aus dem Wachs gegossen, das die Spielleute bei
Verstößen gegen die Statuten der Vereinigung
stiften mußten. Nach der Messe ging es hinauf
zum Schlosse des Grafen, dem man aufspielte,
und wieder hinunter zur Stadt, wo der festliche
Tag bei Spiel und Tanz begangen wurde.
Obwohl die französische Revolution den
Pfeifertagen ein Ende bereitete, weist manches
im malerischen Stadtbild von Rappoltsweiler
jött 43feffectag in Kappoltetoeüer
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