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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-02/0006
ser Eigenschaft bist Du seit Jahren an der Durchführung
der berühmten Donaueschinger Musiktage
beteiligt.

Deine ganze Liebe gehört aber zumal der
literarischen Arbeit. Einen Namen hast Du Dir
gemacht durch Deine Nachdichtungen aus dem
Französischen, durch Deine zweisprachige Anthologie
„Das französische Gedicht" (Dichtung aus
dem 19. und 20. Jahrhundert), sowie „Lilie und
Lorbeer" (Französische Dichtungen des 14. bis
18. Jahrhunderts), durch die Übertragungen der
Sonette und Elegien von Louise Labe. Außer
Deinen „Ausgewählten Gedichten", die G. Braun
veröffentlichte, erschienen in der Silberdistelreihe
mit einem Nachwort von Prof. Dr. Wilhelm
Zentner Deine „Bodensee-Sonette". Im Benehmen
mit dem Kultus- und Unterrichtsministerium
gabst Du das schöne süddeutsche Sagenbuch „Die
vergessene Rose" heraus, erschienen im Verlag
Stähle und Friedel, Stuttgart. Viele der von Dir
neugestalteten Volkssagen, sowie viele Deiner
Gedichte finden wir heute in den Lesebüchern
unserer Schulen, ebenso in guten Anthologien.

Zahlreiche wohlverdiente Ehrungen krönten
bereits Dein vielseitiges Schaffen: 1953 wurdest

Gerhard Geiger:

I.

In einem alten Jahresband der im vorigen
Jahrhundert erscheinenden, von dem Freiburger
Universitätsprofessor J. G. Jacobi herausgegebenen
Zeitschrift „Iris" findet sich als Titelkupferblatt
eine reizvolle, idyllische Skizze des
„Poetenwinkels" im Park des Hauses des Johan-
niterordens in Heitersheiml). Der Hausherr,
Joseph Albrecht von Ittner, hatte einen verborgenen
Winkel im weiten Park seines Hauses
scherzhaft so benannt, da sein Freund, der 1874
als Professor „für die schönen Wissenschaften
und die Philologie" nach Freiburg berufene
J. G. Jacobi2), bei seinen regelmäßigen Besuchen
im Ittner'schen Hause diesen lauschigen Platz im
Park besonders liebte. Ittners Tochter Karoline
Charlotte, seine „Antigone", hatte diesen von
Gebüsch und Gehölzen umrahmten Platz gezeichnet
. Ittner und Jacobi standen damals im
Mittelpunkt eines Freundeskreises, in dem sich
Dichter und Professoren zusammengefunden hatten
. Zu diesem Freundeskreis gehörte der in
jener Zeit im Oberland bekannte, mit 21 Jahren
erblindete Schriftsteller und Dichter Gottlieb
Konrad Pfeffel3) aus Kolmar, der in seinem
Bestreben, Aufklärung und Religiosität zu vereinen
, Jacobi sehr verwandt war. Durch den
markgräflich-badischen Amtmann in Emmendingen
, J. Georg Schlosser, waren die beiden Dichter
miteinander bekannt geworden. Pfeffel selbst
widmete Jacobi, diesem „Vermittler und Vertreter
der deutschen Dichtung in ihrer klassischen
Zeit für das Oberland" 4), einige seiner schönsten
Gedichte, so etwa die „Schere des Atropos", „der
Phönix" und „das Hirtenmädchen"5). Wir be-

Du mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse ausgezeichnet
, anläßlich Deines 50. Geburtstages mit
der Ehrengabe des Landes Baden, 1959 mit einer
Ehrengabe des Prinzen Max zu Fürstenberg für
10jährige Präsidentschaft in der Gesellschaft der
Musikfreunde. 1960 wurdest Du Offizier des
Ordens „Palmes academiques" in Anerkennung
Deiner Dienste um die deutsch-französische Verständigung
, zumal für Deine meisterhaften Uber-
tragungen französischer Lyrik. Doch wichtig sind
Dir diese Ehrungen nicht. Wichtig ist es Dir,
immer noch schaffen zu können im Dienste
echter Kultur. Neue Bücher werden erscheinen:
ein heiteres Heilkräuterbuch, neue Anthologien
französischer Lyrik, ein Werk über den Schwarzwald
. Glückauf, lieber Freund und Landsmann,
zum sechzigsten Geburtstag!

Im Geist lege ich Dir jenen Feldblumenstrauß
auf den Tisch, den Du selbst in ein schönes
Gedicht gebunden hast. Es beginnt:

Lerchenlied und Grillenzirpen
band ich ein in meinen Strauß,
trage Tau und Duft der Wiesen
mit den Blumen Dir ins Haus.

Dein

Emil Baader

gegnen in Heitersheim Hofrat Gmelin, dem
Orientalisten Leonhard Hug und dem Chirurgen
Ecker, der später über ein weiteres Mitglied
dieses Kreises, den jungen Lorenz Oken"), eine
..biographische Studie" verfaßte. In der „Iris"
veröffentlichten die Freunde kleinere Beiträge,
Gedichte und Erzählungen. So sind auch von
Hebel einige Gedichte — „Der Abendstern" (1804)
und „Die Feldhüter" (1811) — in diesem Taschenbuch
erschienen7). In der Familie seines Onkels,
eines Leibarztes des Kurfürsten von Mainz,
wuchs der junge Joseph von Ittner auf8). Er
hatte schon in jungen Jahren seinen Vater verloren
, seine Mutter lebte zurückgezogen auf
ihrem Landgut bei Bingen, auf dem Joseph
Albrecht von Ittner 1754 geboren wurde. Er
besuchte eine „finstere", trostlose Domschule in
Mainz und anschließend eine von Jesuiten geleitete
Lateinschule. Gelang es ihm, der strengen
Obhut seiner Tante zu entfliehen, so durchstreifte
er den Rheingau, unter dem Arm einige
Bücher antiker Dichter. Die Eindrücke, die er
auf diesen Streifzügen empfing, blieben unauslöschlich
und erweckten in ihm eine große Begeisterung
für das Studium der Naturwissenschaften
, insbesondere der Biologie. Unter einem
Baum im Grase liegend, lernte er ganze Kapitel
aus Homer und Vergil auswendig und versuchte
sich als Übersetzer lateinischer Klassiker. Die
reichhaltige Bibliothek seines Onkels mit ihrer
Fülle historischer und botanischer Werke erleichterte
seine Privatstudien. Im Hause seines
Onkels wurde er auch mit den Werken der deutschen
Klassiker vertraut. Vor allem die Idylle
des Schweizer Dichters Salomon Geßner, die

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4


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