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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-03/0013
Esperle (1773). Nur der Hochaltar des Gebweiler
Baumeisters Ritter ist erhalten geblieben und
dient heute in der Kapelle des Zuchthauses.

Vom Kapuzinerkloster, dem ersten auf elsässi-
schem Boden (1603), bleibt nurmehr die Erinnerung
. Markus Rey, der an der Regierung in
Ensisheim eine hohe Stellung einnahm, mag
wohl hier die Berufung zum Eintritt in diesen
Orden erhalten haben. In Graubünden, bei Landquart
, starb er 1622 als der erste Märtyrer des
Ordens, bekannt unter seinem Ordensnamen
St. Fidelis von Sigmaringen. Nur wenig ist mehr
erhalten vom Kloster der Tertiarinnen, deren
Garten an die Ringmauer grenzte. Ganz verschwunden
ist leider der Hof der Abtei Lützel
mit einer einst weit bekannten Kapelle.

Auch von dem Turm ist nur mehr das stark
erneuerte Illtor erhalten. Dort führt ein Weg
auf den alten Wall, der halbrund um einen Teil
des Städtleins sich legt. Es gibt kaum einen
schöneren Weg, um Ensisheim zu überblicken.
Da denkt man auch an jene, die Ensisheims
Söhne gewesen, an die Äbte von Lützel, Heinrich
Sapper und Kuechmann und Hanser, tüchtige
Prälaten, an den Fürstabt von Murbach,
Kolumban von Andlau, an den gelehrten Juristen
der Freiburger Hochschule David Schmidlin im
16. Jahrhundert, an den Abt des Klosters Schut-

Dr. A. Baumhauer:

Die wohlhabende deutsche Reichsstadt Mülhausen
, im fruchtbaren Sundgau vor der strategisch
so bedeutsamen Burgundischen Pforte gelegen
, war im 14. und 15. Jahrhundert wiederholt
fremder Begehrlichkeit ausgesetzt. Das Haus
Habsburg, das Herzogtum Burgund und insbesondere
das französische Königtum versuchten
mehrmals, sich der freien Stadt zu bemächtigen,
ihre reichsstädtische Unmittelbarkeit zu brechen
und sie ihrem dynastischen Machtgebiet einzugliedern
. Da die Stadt in Verteidigung ihrer verbrieften
Freiheiten auf sich selbst gestellt war
und mit keiner Unterstützung von Seiten des
Kaisers und des Reiches im Kampfe um ihr
Dasein als Reichsstadt rechnen konnte, brachte
sie der Selbsterhaltungstrieb in immer engere
politische und wirtschaftliche Beziehungen zur
Schweizer Eidgenossenschaft, die damals eine
beachtliche militärische Macht darstellte. Um sich
ihr Eigenleben zu erhalten, um der drohenden
Verwelschung zu entgehen, schloß sich Mülhausen
im Jahr 1515 dem eidgenössischen Bunde an,
dem sie bis zum Jahr 1798 angehörte. In diesem
Jahr wurde die Stadt französisch.

Immerhin hatte die Zugehörigkeit Mülhausens
zur Schweiz für die Stadt zwei wichtige Folgen:
einmal, daß sie sich ihr alemannisches Deutschtum
in jenen Jahrhunderten ungeschmälert bewahren
konnte, während das übrige Elsaß nach
dem Dreißigjährigen Krieg Frankreich ausgelie-

tern, Benedikt Rebel. Und warum nicht auch an
Georg Pictorius aus Villingen, Physiker, Medikus
und Schriftsteller, der hier wirkte.

Unter uns fließt friedlich der Quadelbach,
drüben liegt der Friedhof, dessen alte Kapelle im
letzten Krieg zerstört und durch eine neue ersetzt
wurde, eine ausgezeichnete Arbeit moderner
religiöser Kunst. Was man an Skulpturen
retten konnte, brachte man in das Museum, das
schönste Kunstwerk, eine selten eindrucksvolle
Pieta aus dem 15. Jahrhundert, in die Pfarrkirche
.

Diesen Weg auf dem Wall muß man einschlagen
, wenn auf den Vogesen und dem Schwarzwald
-Beleihen noch der letzte Schnee silbert,
wenn aber unten und neben uns die Bäume in
voller Pracht sich dem Frühling erschließen.
Dann erlebt man die Schönheit der Ebene, erlebt
man Ensisheim und denkt man dankbar der
Schriftstellerin Gustel Ehrmann - Butzing, deren
Vater hier Postmeister gewesen, die hier geboren
und heute hochbetagt in Freiburg lebt. In
ihrem Buch „Kinderland - Wunderland" hat sie
ihre Kindheit überaus reizvoll geschildert: Ensisheim
von einer Dichterin gesehen und erlebt.
Mit diesen Augen muß man durch Ensisheim
gehen und dessen Vergangenheit neu erstehen
lassen.

fert wurde, zum anderen, daß die Stadt und ihr
Gebiet als neutrales Territorium von allen den
Schrecken und Nöten verschont blieben, welche
die unaufhörlichen Kriege zwischen Frankreich
und den deutschen Kaisern aus dem Hause Habsburg
für die Lande am Rhein mit sich brachten.
Durch die Eroberungskriege Ludwigs XIV. und
den Spanischen Erbfolgekrieg wurde zwar die
wirtschaftliche Blüte Mülhausens in Frage gestellt
, doch wurde die Stadt, als eidgenössischer
Ort, nicht in den Strudel des unmittelbaren
Kriegsgeschehens hineingerissen.

Im Jahr 1739 erschien in Frankfurt am Main
von einem ungenannten Verfasser eine interessante
Landes- und Heimatkunde des gesamten
Rheingebietes, die den Titel „Denkwürdiger
Rheinischer Antiquarius" trägt, und in der auch
der Stadt Mülhausen einige Zeilen gelten, die
von Interesse sind. So heißt es da: „Auf der
linken Seite des Rheins, bei drei Stunden davon
landeinwärts und fünf von Basel, liegt Mülhausen
, lateinisch Mülhusia, so in alten Zeiten
Artalbinum soll geheißen haben, im Sundgau, an
der III, die sie dreimal umfließet und fast zu
einer Insel macht. Daher ist sie wegen ihrer
dreifachen Wassergräben, worinnen schöne, alte
Karpfen unterhalten werden und über die viele
Brücken führen, ziemlich befestigt. Der Boden
umher ist an Getreide, Obst und Wein und
anderen Dingen sehr fruchtbar. In der Stadt

2lu6 Wültjaufens alten Tragen

Was ber ,£>enfnJürMge Tttjelnffdie Antiquarius' im Jatyrz 1739 berietet

II


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