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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-04/0004
W. F. Fischer, Lörrach:

Jftrin unö bzn Jftemec ^lofe

Es dürfte nicht viele Landschaften geben, in
denen die geschichtlichen und heimatgeschicht-
lichen Stätten so sehr Kristallisationspunkte des
Heimatgefühls sind wie im Markgräflerland. Von
Geschichte geradezu beladen, stärken sie das
Bewußtsein der Bevölkerung in einem Maße,
daß die Liebe zur Heimat hierzulande immer
auch eine Liebe zur Geschichte, zu ihrer Natur
und deren Emporkommen aus der frühen und
frühesten Zeit ist und dergestalt Heimatliebe und
Stammesselbstbewußtsein eine unauflösliche Einheit
bilden wie selten sonst in deutschen Landen.
Unter ihnen ragt eine heraus, die die Geschichte
durch ihre Lage und ihre Eigenart herausgefordert
hat, bzw. von der Geschichte herausgefordert
und in ihr Schicksal gezwungen worden ist,
ich meine den Isteiner Klotz und die durch ihn
geprägte und ausgezeichnete Landschaft.

Sprechen wir seinen Namen aus, dann stocken
wir schon, denn wer sagt „Klotz"? Nur wer
seine Geschichte nicht kennt, sein Wesen nicht
belauscht hat, nicht von ihm ergriffen wurde
und ihn nicht liebt! Die anderen sagen „Klotzen",
und zwar im ersten wie in jedem anderen Fall,
und dies wohl nicht nur, weil es vom Gewann-
Namen her alemannischer klingen mag, sondern
weil der einsilbige Klotz nicht breit, nicht massiv,
nicht wuchtig genug wäre! Seine optische Erscheinung
gebietet herrisch eine akustische Entsprechung
, und diese muß so sein, daß sie sich
auch über die Deklination, auch über die Regeln
der Grammatik hinwegsetzt. Er ist wie ein
mythisches Wesen, das sich immer wieder wandelt
, bald verhüllt, bald ganz nahe gibt, bald

Der Isteiner Klotz vor der Rheinkorrektion (1850)

ganz Natur, bald göttlich erhöht und dann wieder
so menschlich erscheint, daß Hermann Burte
ihn einen „fernen gewaltigen Bruder" nennen
konnte. Die guten Geister der Geschichte haben
ihn angerührt und gesegnet, die Dämonen ihn
bedroht, angegriffen, verwundet, entstellt und
verwüstet, und immer gilt Burtes Wort „Beworfen
von der Wolke / Mit blauem Schatten mild /
Gleicht dieser Fels dem Volke / In seinem Los
und Bild".

Kein Wunder, daß dieser Klotz, zum Klotzen
geworden, die Menschen seiner Landschaft, allen
voran die Künstler, die Dichter und, da er die
seltsamsten Naturerscheinungen birgt, die Erdkundler
und Naturwissenschaftler aller Schattierungen
anzieht, kein Wunder erst recht, daß seiner
sich auch die Heimatforscher bemächtigen,
in denen die von allem Romantischen ferne
Ergriffenheit von Landschaft und Geschichte
eine so schöne Verbindung mit echter Forscherfreude
und ernstem Forscherethos eingegangen
ist. Daß die Zeiten vorbei sind, in denen die
„Studierten" die Heimatforschung mit einem
gönnerhaften Auf-die-Schulter-Klopfen bedachten
und damit zugleich von der akademischen
Forschung zu distanzieren suchten, zeigen neuerdings
die beiden bekannten Heimatforscher
Oberlehrer Fritz Schülin, Binzen, und Konrektor
Hermann Schäfer, Steinen. Sie haben — man
kann das nicht in einem Relativsatz sagen — mit
ihren „Beiträgen zu einer Orts-, Landschaftsund
Wehrgeschichte", wie sie bescheiden ihre
Monographie „Istein und der Isteiner Klotz" nennen
, einen Markstein in der Geschichte der Heimatforschung
gesetzt und
dem Klotzen, der Gemeinde
Istein, den Nachbargemeinden
, kurz, der
ganzen Klotzenlandschaft
ein Denkmal errichtet, das
seinesgleichen sucht.

Wer dies 256 Seiten umfassende
, auf Kunstdruckpapier
gedruckte und in
blaues Leinen gebundene
Werk, das die Gemeindeverwaltung
Lstein in die
Obhut der Freiburger
Buchdruckerei Rombach&
Co. gegeben hat, liest und
nicht nur vom Inhaltsverzeichnis
her „kennenlernen
" will, ist überwältigt
von der außergewöhnlichen
Stoffülle, die das
Forschergespann Schülin-
Schäfer zusammen mit
einigen verständnisvollen
Helfern vor dem Leser
ausbreitet. Was sie in
jahrzehntelanger mühe-

Gezeichnet von R. Höfle • Stahlstich von J. Riegel vollster Kleinarbeit ZU-

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