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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-04/0007
vorauf gingen zeitlich die vom gleichen Verfasser
zusammengestellten Sagen und Legenden, in
denen sich das Volk das Geheimnis des Lebens
oder einer Lebensenscheinung von der Seele
dichtete, um es dauernd zu bewahren.

Wie der Klotzen die Künstler wieder und
wieder angezogen und in seinen Bann geschlagen
hat, die Künstler umgekehrt ihn geschaut, gestaltet
und verwandelt haben, das zeigt Eugen
Feger, Lörrach, in einer Abhandlung, deren Stil
sachlich genau und zugleich von ihrem Gegenstand
her schwingend gelöst ist. Birmann,
Bischoff, Höfle, Friesenegger, Mieg, Friedrich
Kaiser werden charakterisiert, Otto Dix genannt,
AdolfStrübe besonders hervorgehoben, Hermann
Strübe-Burte knapp und wohl nicht ganz zutreffend
mit ihm verglichen und schließlich die
Maler der Vereinigung Markgräfler Künstler erwähnt
, die sich mit dem Klotzen auseinandergesetzt
haben.

Heimatforschung im eigentlichen, fast erregenden
Sinn erlebt der Leser in Herrn. Schäfers
Beitrag „Wandlungen des Landschaftsbildes am
Isteiner Klotz seit dem 19. Jahrhundert". Hier
wird er Zeuge, wie umsichtig der Heimatforscher
vorgehen und wie sehr er die sonst leicht in
Fachrichtungen auseinanderstrebende Wissenschaftzusammenhalten
muß; Dr. E. Litzelmann
und Dr. O. Wittmann treten als Gleichgesinnte
und Mitarbeiter an der großen schönen Aufgabe
hervor, und am Beispiel der Isteiner Landschaft
mit der Rheinkorrektion, der Rheinregulierung,
dem Bau des Rheinseitenkanals und seiner verheerenden
Wirkung auf die Oberrheinvegetation,
mit dem Autobahnbau, den Steinbrüchen u. a.
öffnet sich der Blick in die im allgemeinen wenig
bedachten Veränderungen, denen die Kulturlandschaft
heute ausgesetzt ist. —■ Ebenso ganz aus
dem Vollen schöpft Hermann Schäfer in seiner
Festungsgeschichte, für die das Wehrbereichskommando
V ihm übrigens seine volle Anerkennung
ausgesprochen hat. Sie ist nach Anlage
und Durchführung ein eindrucksvolles Beispiel
dafür, daß die Heimatforschung, wenn sie in
den rechten Händen liegt, Wesentliches zur
Geschichtsforschung überhaupt beitragen kann.
Die Darstellung, die von den Anfängen bis zur
Sprengung der Anlagen nach dem zweiten Weltkrieg
reicht, ist das Ergebnis einer dreißigjährigen
zähen Arbeit in der Stille, aus der nur hie
und da kleinere Arbeiten ans Licht der Öffentlichkeit
kamen. Heimat- und Wehrgeschichte in
einem, ist sie in den Kapiteln über den ersten
und den zweiten Weltkrieg geradezu spannend
zu lesen, ohne daß das tragische Grundgefühl
den Lesenden je verläßt.

Es ist ein wahres Glück, daß Fritz Schülin
diesen Leistungen mit seinen Beiträgen zur Geschichte
des Dorfes Istein, der ungemein aufmerksamen
Bestandsaufnahme des gesamten
Volkstums und der wertvollen Untersuchung
über „Unsere Mundart" durchaus Gleichwertiges
an die Seite zu stellen hat. Seine gewissenhaften,
aus Heimatliebe und Forscherdrang erwachsenen
Bemühungen haben zu Darstellungen geführt,
die unsere Befürchtung, es könne sich bei ihnen

Die „Chanzle" Foto: J. Sdimitt

doch nur um trockene Aneinanderreihung dörflicher
Begebenheiten handeln, rasch zerstreuen.
Er nimmt uns mit feinem Empfinden für die
leisen, heimlichen Schattierungen unserer Sprache
, auch der Hochsprache, an die Hand und
verstrickt uns bald in die Nöte und Leiden des
kleinen Klotzengebietes unter der Herrschaft des
Basler Fürstbischofs, bringt uns die Bedeutung
der Burgen am Isteiner Klotz und die Geschichte
des Dinghofes zu Istein, des „curtis de Hiesten",
wie er 1139 in der Bestätigungsurkunde heißt,
nahe und macht uns begierig, so auch über das
Kloster „Unserer lieben Frowen zu Istein und
seinen Fronhof zu Huttingen", über bemerkenswerte
Gebäude in Istein, wie zum Beispiel das
SchenkenscMößli, die „Chanzle", das „Stapfle-
hus", über Sippen und Familien, über das
Bauerntum, die Fischerei, die Schifferei, die
Goldwäscherei, das Jagdrecht u. a. unterrichtet
zu werden; denn das wird beim Lesen immer
klarer: so sehr es sich bei dieser Chronik um die
Chronik eines kleinen Fleckchens Erde handelt,
das zuerst ihm und seinen Bewohnern und Geschlechtern
gilt, so sehr wird sie die Heimatfreunde
weit darüber hinaus beschäftigen und
fesseln.

Wenn wir aber „am Oberrhein entlang in
den alemannischen Dörfern auf den Klang und
die Formen der Sprache loosen, geht ein Wundern
und Fragen an über die verschiedenen
Feinheiten und Schwingungen der Laute, Worte
und Ausdrücke", sagt Fritz Schülin in seinen
umsichtigen Untersuchungen über die Mundart,
die Kinderverse, die Flur- und Pflanzennamen
und führt uns selber ins Staunen und Fragen
und Loosen, das uns aueh nicht losläßt bei dem
urchigen Aufsatz „Bruch im Wäse" von Mathilde
Flury-Lieb, und schließlich bewußt werden läßt,

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