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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-04/0010
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Die Schweizer Geschichtswissenschaft feierte
vor einigen Jahren anläßlich der 200. Wiederkehr
seines Geburtstages einen ihrer bedeutendsten
Forscher des 18./19. Jahrhunderts, den Benediktinerpater
Ildefons von ArxEr war der
erste, der der historischen Wissenschaft die für
die frühmittelalterliche Geschichte Südwestdeutschlands
einzigartigen St. Galler Quellen,
Urkunden des Stiftsarchivs, Handschriften der
Bibliothek, spätantike und frühmittelalterliche
Manuskripte, zugänglich gemacht hat*). „Er entdeckte
und sammelte die Fragmente, er entzifferte
die Palimpseste, er kommentierte und katalogisierte
den ganzen handschriftlichen Bestand
und er edierte die historiographischen Quellen"3).
Zusammen mit seinem Vorgänger als Leiter der
Stiftsbibliothek Johann Nepomuk Hauntinger
(1756—1823) hatte Ildefons von Arx (1755—1833)
diese reichen St. Galler Urkunden- und Handschriftensätze
der wissenschaftlichen Bearbeitung
und Auswertung zugänglich gemacht.

Als Ildefons von Arx im September 1789 seine
Tätigkeit als Pfarrer in Ebringen4), das damals
noch St. Gallen gehörte, antrat, machte sich der
verdiente Forscher bald daran, eine Geschichte
seines neuen Aufenthaltsortes zu schreiben 5), die
noch heute für jeden heimat- und volkskundlich
Interessierten eine Fundgrube darstellt. Ildefons
von Arx war nicht allein nach Ebringen gekommen
. In seiner Begleitung befanden sich Pater
Gerold Brandenberg als Statthalter St. Gallens
in Ebringen, Pater Pankratius Vorster als Vizestatthalter
und Pater Ambrosius Epp de Rudenz.
Pater Pankraz, der sich besonders der Ökonomie
annahm, wurde später (1796) zum Fürstabt von
St. Gallen gewählt6). Pater Ildefons von Arx war
wegen Unstimmigkeiten mit dem damaligen
Fürstabt Beda zusammen mit seinen Mitkonven-
tualen nach Ebringen versetzt worden. In seinem
friedlichen „Verbannungsort" verbrachte er seine
„stillsten und zugleich freudigsten Jahre". „Rasch
scheint er sich auf dem Boden des breisgauischen
Dorfes zurechtgefunden zu haben, und das beste
Mittel hierzu fand er, der von dem Werthe historischer
Studien längst erfüllt war, in der Aufspürung
der Nachrichten über die Vergangenheit
seines jetzigen Wohnortes" 7).

Schon drei Jahrzehnte bevor Heinrich Schreiber
in Freiburg in seiner Arbeit über die „neuentdeckten
Hünengräber im Breisgau" (1826)
seine Ausgrabungen in Ebringen — das erste
aufgedeckte alemannische Reihengräberfeld Südbadens
— publizierte und damit die Diskussion
um die ethnische Zugehörigkeit dieser Gräber
einleitete, hatte sich Ildefons von Arx die Frage
gestellt „was in diesem Lande geschehen sey,
ehe von Ebringen eine Meldung vorkommt". Er
versuchte durch eine Zusammenstellung aller
Nachrichten über prähistorische Gräber nähere
Aufschlüsse über die Frühgeschichte seines Dorfes
zu gewinnen. Als erste bekannte Bewohner
des Breisgaus führte er die „Markmänner" in
seine Betrachtungen ein: „(Sie) verrichteten ihren

Gottesdienst meistens in dichten Wäldern; da
opferten und begruben sie ihre Todten. Es ist
sehr wahrscheinlich, daß solches auch zu Sölden
(im Hexental) auf einem Hügel ob der Ziegelhütte
geschehen sei; denn da man vor 21 Jahren
das Eichwäldchen, welches auf demselben Hügel
stand, ausreutete, und es zu dem jetzigen Rebberg
anbaute, fand man in der Erde eine Menge
mit trockenen Steinen gemauerter Gräber, in
deren jedem der Länge nach ein Todtengerippe
in der natürlichen Ordnung im Sande, der herbei
war getragen worden, lag. (Dieses las mir der
Hr. Prälat Philipp Jakob von St. Peter aus seinem
Tagebuche vor.) Weil Sölden damals ohne
Zweifel ein finsterer Wald war, so mag jener
Hügel den herum zerstreuten Deutschen zu ihren
gottesdienstlichen Handlungen oder zum Begräbnis
ihrer Todten recht gut getaugt haben. Solche
Todtengerippe, die in der natürlichen Ordnung
ganz in Gräbern lagen, welche mit trockenen
Steinen gemauert, und eben mit rohen Steinplatten
bedeckt waren, hat man auch in unserem
Banne gefunden... Zu Thalhausen fand man vor
22 Jahren auf dem Gaißhofe die Gebeine von
zwei Menschen in einem tiefen Loche liegen.
Vier rauhe steinerne Platten, welche über drei
Schuh in der Breite hatten und aufrecht gestellt
waren, machten diese Grube aus, welche oben
mit einer ähnlichen steinernen Platte zugedeckt
war. Die Gebeine lagen in ihrer natürlichen Ordnung
, man hat diese in dieses Loch hineingeworfen
. Wann aber dies geschehen sei, und was dieses
für zwei Menschen waren, deren Knochen
man so sorgfältig verwahret hatte, ist nicht zu
errathen" 8).

In Anmerkungen teilt er dem Leser die genauere
Lage der Gräber auf der Ebringer Gemarkung
und seine Gewährsleute mit. Verneinte
Ildefons von Arx so zunächst die Möglichkeit
einer historischen Einordnung der Gräber, so
glaubte später Heinrich Schreiber sie infolge
falscher etymologischer Deutung des Wortes
Hünengräber und unter Heranziehung von Angaben
antiker Schriftsteller über die Kelten sie
den Kelten zuordnen zu dürfen, eine Fehlinterpretation
, mit der er sich in bewußten Gegensatz
zu Karl Wühelmi, dem Begründer der Altertumsforschung
in Süddeutschland stellte').

Ildefons von Arx' Äußerungen über altes
heimisches Brauchtum, für das er kein Verständnis
zeigte10), können wir hier übergehen.
Am 31. August 1790 schreibt Arx in sein Tagebuch
"): „Es kam ein französischer Benediktiner
von Metz zu uns, der bei dem Kardinal Mont-
morency Bibliothekar war. Ein gelehrter Mann,
der namentlich in den Büchern vom ersten Druck
außerordentlich gut bewandert war. In diesem
Fach sammelte er auch Bücher. Mit ihm besuchte
ich die Bibliotheken vom Kloster St. Trudpert
und der Universität Freiburg, wo ich das Glossarium
Salomonis episc. Constantiensis um nur
zwei Gulden kaufte, das ich nächstens nach
St. Gallen schicken werde" "). Sein ungenannter

8


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