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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-04/0018
Das Gedicht „Fang aa — gang dra!" hat einen
Kurzreim mit nur zwei Silben. Burte vor allem,
war ein Meister des Kurzreims, er brachte ihn
meist dreisilbig.

In meinem neuen Buch „Huus am Bugg" erzähle
ich, wie ich dazu kam, Gesetze der älteren
griechischen Dichtung anzuwenden und wie mich
die musikalische Breite unserer Sprache dazu
angeregt hat.

Neben all diesen mehr äußeren Dingen war
ich stets bestrebt, nirgends die natürliche Sprechweise
zu hemmen, oder gar wesentlich zu verändern
. Denn dies sollte vorerst ein Grundsatz
für die alemannischen Dichter sein, wenigstens
solange wir keinen Unterschied machen können
zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen
Wort. Wo es das Thema forderte, war ich
bemüht, das Grobe der Alltagssprache zu veredeln
.

Dem Heimatlichen, Idyllischen, Herzwarmen,
von dem jede — und zwar vor allem die alemannische
— Mundartlyrik lebt und von dem
sie ihre wesentlichsten Impulse erhält, war ich
stets aufgetan, versuchte aber, darüber hinaus
Forderungen zu erfüllen, wie sie jede ernsthafte
Kunst stellt. Auch im Allereinfachsten kann das
Große, Erhabene gebannt sein, wenn es vom
Geiste der Kunst getragen ist, einer Kunst, die
meiner Überzeugung nach nur gelten kann,
wenn sie ausgewogen auf den drei Pfeilern ruht,
die wir in den drei Begriffen: Gesetz, Herz und
Glaube kennen.

Nach solchen Grundsätzen versuchte ich,
meine Gedichie zu gestalten, allerdings so, daß
es möglichst verborgen und nur dem wahrhaft
Interessierten erkennbar sei, und wirklich, die
Kritik hat es dann auch übersehen. Zur ernsthaften
Kritik alemannischer Lyrik gehört eine
genaue Kenntnis der Mundart. So wirkt es peinlich
, wenn unter vielem die „Mine" (Hermine)
als Gesichtsmiene verstanden, oder „vermoort",
das vom Mutterschwein kommt, dem afrikanischen
Mohr zugeschrieben wird.

Es gibt im Alemannischen eine stärker als
sonstwo ausgeprägte Kindersprache, der meine
ganze Liebe gilt, warum ich auch im gleichen
Jahr noch das Kinderversbüchlein „Dipfili
Däpfili", illustriert von meiner Frau, geschrieben
von Alfred Riedel herausgab. Ähnliche Kinderbücher
in Mundart gibt es vorwiegend in der
Schweiz, bei uns blieb es bisher bei diesem.
Schon bei Hebel erscheint diese Kindersprache
in Wörtern wie „Müetterli", „wegerli", „Tschöbli"
usw. und bei Burte klingt sie auf in „Dackeli,
chlii Gwackeli". Die Diminution ist nun mal
eine Wesensart des Alemannen.

Es erschien dann im Jahre 1950 „Alimannischs
Wörterbüechli", in welchem ich die merkwürdigeren
, teils auch aussterbenden Wörter nochmals
lebendig machte und in Terzinen anbot. Auch
diese Versform ist in unserer alemannischen
Dichtung neu.

Im Jahre 1951 rief ich 51 in Baden lebende
Autoren auf zu einer Huldigung für Hebel. Aus
den mannigfaltigen Beiträgen entstand so der

„Hebelkranz". Fünfzehn jener Dichter sind inzwischen
verstorben.

Es folgte 1952 die Herausgabe der „Alemannischen
Weihnachtslegende", deren Text — wie
erwähnt — im Buche „Johr us Johr ü" enthalten
ist.

Das Jahr 1953 brachte ein alemannisches
Volksschauspiel „Hochzeit auf der Schildwach",
nach der gleichnamigen Erzählung von Johann
Peter Hebel. Das Stück wurde beim Preisausschreiben
des Regierungspräsidiums zur Aufführung
empfohlen.

1954 erschien „Vier Liedli um e Chindli", um
dessen Kommen und Sein, wie es die Mutter
dem Kleinen vorsingt, mit Klavierbegleitung.

Im Jahre 1955 beendete ich den Sonettenkranz
„Die alimannischi Seel". Darin ist an
vierzehn Alemannen jeweils ein Sonett in der
Form des Akrostichons gerichtet. Hier verbinden
sich zwei starre Formgesetze: der Sonettenkranz
mit dem Akrostichon, — dazu ist die Mitte des
Werkes durch einen Mittelreim betont. Herbert
Rothweiler hat die Holzschnitte zu dem Büchlein
gefertigt.

Zur Weihnacht 1959 schrieb ich das Märchenspiel
in Versen „Xaveerli mit em Wunder-
schlitte", das der Funk erfolgreich gesendet hat.

Zu meinem alemannischen Schaffen sind
auch die zwei 1960 und 1961 erschienenen Bücher
zu rechnen „Hermann Burte 80 Jahre" und
Franz Philipp 70 Jahre". Hier habe ich die Würdigungen
der Werke dieser beiden Alemannen
anhand von Zeugnissen der Zeitgenossen dargelegt
.

In meinem neuen Buch „Huus am Bugg"
sind die mir wesentlich erscheinenden alemannischen
Gedichte aus meinem gesamten Schaffen
zusammengefaßt.

Neben meiner dichterischen Tätigkeit war
es mir immer ein Anliegen, mich für das Wort
am Oberrhein einzusetzen. In diesem Bestreben
veranstaltete ich in den Jahren 1950 bis 1956
„Oberrheinische Dichterlesungen" in Freiburg für
Hermann Burte, Ludwig Finckh, Lina Kromer,
Hedwig Salm, Franz Schneller, Wilhelm von
Scholz, Fritz Wolfsberger u. a. und rief im September
1954 etwa 80 in Baden lebende Dichter
und Schriftsteller zu einer Tagung zusammen,
die in festlichem Rahmen in Badenweiler unter
dem Motto „Natur und Geist" stand und in
Müllheim nachmittags eine Anzahl Schweizer
Mundartdichter bei einer eindrucksvollen Lesung
vereinigte.

Als eine meiner nächsten Aufgaben sehe ich
vor mir die Pflege der alemannischen Literatur,
soweit sie im Süden des Landes etwa im Räume
Rheinknie — Bodensee — Lahr daheim ist. Mit
großer Sorge sehe ich — und mit mir alle aufrichtigen
Freunde der Heimat — wie die Mundart
bisweilen mißachtet, beiseite gedrängt oder
durch schlechte Schrift und Sprachform verunglimpft
wird. Ich möchte mein Teil dazu beitragen
, der Sprache Hebels zu helfen und damit
all denen, die sich der Formung des Alemannischen
im Wort verschrieben haben.

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