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Feierlichkeiten besuchen wollten,
mußten ein Reisegeleit von 24 Kreuzern
für den Mann und 12 Kreuzern
für die Frau bezahlen; wollten sie
aber dabei Geschäfte abschließen,
war die doppelte Gebühr zu zahlen
. 1787 werden alle einschlägigen
Verordnungen zusammengefaßt den
Gemeinden in Erinnerung gebracht.
Als Höchstzinssatz werden 1803 6%
festgesetzt
Baron von Stetten war um 1805
der Herr über die markgräflichen
Forste. Ihm lag das Wohl seiner
Wälder sehr am Herzen. So war
ihm die lichterglänzende Weihnachtszeit
, wie auch der blütenreiche
Maien keine Zeit der Herzensfreude
, sondern eine Quelle von
Ärger und Kummer. Das spricht
aus seinem Schreiben an die Gemeinden
, in dem er darauf hinweist
, „daß durch die alte Gewohnheit
des sogenannten Maienbaum-
Stecken, sowie auch bei Prozessionen
und Kindtäufen manche schöne
Tannen und Birken, die aus den
Waldungen entwendet werden, zugrunde
gehen; auch durch die Christkindleins
-Bäume viele der schönsten
jungen Tannen verstümmelt
werden; die hiezu erforderliche
Bäume und Äste auf eine den Waldungen
unschädliche Art durch das
Oberforstamt angewiesen, alle diejenigen
aber, welche unangewiesenes
Holz dazu verwenden, als Waldfrevler
auf das Schärfste bestraft
werden sollen".
Es war aber nicht nur dieser
Waldfrevel, der den Forstmann erregte
. Die urifachmännische Verwendung
der Rebstecken und Baum-
stickel, welche die ungebrannten
Hölzer viel zu rasch verfaulen ließ
und damit zu große Anforderungen
an die Wälder stellte, wollte er dadurch
bekämpfen, daß er den Verschwendern
dieser Art kein Holz
mehr hierfür anweisen ließ. „Das
verderbliche Schleifen der Bäume"
zerstörte die Waldwege.
Baron v. Stetten hatte nicht nur
ein Gefühl für seine Wälder, er war
ebenso ein gerecht empfindender
Mann von edler Gesinnung. Das
zeigt sich in seiner Stellungnahme
zur Lieferung des Besoldungsholzes
in folgendem Erlaß:
„Es sind Beschwerden darüber geführt
worden schon mehrmalen, daß die Gemeinden
des Badenweilerer Forsts das
der geist- und weltlichen Dienerschaft zu
liefern habende Besoldungsholz öfters in
geringem faulem und unbrennbarem Holz
lieferen. Und da die kurfürstliche Dienerschaft
mit dergleichen Lieferung nicht zufrieden
sein kann, sondern berechtigt ist,
Paul Sattel«:
leben unb (Sterben einer £cm5fdjaft
in.
Dorf am Strom
Wenn es dann wiederum tagt und die Nachtigall müd sich gesungen,
Reibt sich das Dörf lein am Berg mit dem Tau den Schlaf aus den Augen,
Trocknet die Dächer mit den ersten wärmenden Strahlen der Sonne,
Wecket den Meßmer und schickt ihn hinauf zu dem freundlichen Kirch-
Daß er wie immer die Frühglocke läute zur Messe. [lein,
Hinter dem wuchtigen Rücken des Klotzen steigt nun die Sonne
Leuchtend hervor und fördert des Dörfleins geschäftiges Treiben.
Eimer mit schaumiger Milch trägt die Bäurin dort aus dem Stalle;
Grünfutter, das schon im Morgengrauen geschnitten,
Stößt in die Raufen der Bauer, die Kühe malmen behaglich,
Tiergeruch mischt sich mit Düften nach frischem Gras und nach Kräu-
Herb und warm ist die Luft, es surren die Mücken und Bremsen, [tern.
Und die geplagten Kühe schlagen danach mit den Schwänzen.
Draußen im Hofe erklingen die Hammerschläge des Denglers
Hell in den Morgen, die Melodie der dörflichen Arbeit.
Drüben im Wort, das zum Teil zu fruchtbarem Ackerland wurde,
Seit die Gießen des Rheins verschwanden nach seiner Begradung,
Reiften nun Felder mit goldenem Weizen und Welschkorn und Gerste,
Rüben und Wieswachs, Kartoffeln, Spinat und Gemüse,
Kirschbäume, herrlich im Wuchs und reich an saftigen Früchten,
Birnen und Zwetschgen und Pfirsich und fruchtige Apfelbäume.
Alles schenkte das Wärt dem Fleiß und dem Schweiß der Bewohner.
Wahrlich, nun ruhte die einstige Isteiner Bucht im Segen
Einer behüteten Landschaft in schollenträchtiger Reife.
Auch die urhafte Schönheit war erhalten geblieben
In den verschwiegenen Inseln und Altrheingewässern des Wortes.
Karpfen und Schleien, auch Aale und Hechte lebten darinnen,
Und die Isteiner Fischer erbeuteten sie mit den Netzen
Oder mit Angeln, an denen der zappelnde Köderfisch lockte.
Selten nur lag auch der edelste Fisch, der Lachs, auf dem Tische des
Denn er wurde nur draußen im reißenden Strome gefangen, [Bauern,
Aber an Größe geringer als vor der Begradung des Rheines,
Wo selbst hundertpfündige Lachse nicht selten waren,
Wie der Chronist uns berichtet, es war des Reichtums kein Ende.
Damals sprang auch der Lachs noch über die felsigen Schwellen
Und die Wirbel des Flusses, als er zur Laichzeit erschienen.
Nahe dem Ufer peitschte das Weibchen den sandigen Boden
Mit dem kräftigen Schwanz, bis eine Grube entstanden,
Tief und geräumig genug, um den Laich darin zu verbergen
Und wieder mit Sand zu bedecken als Schutz vor räubernden Fischen.
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