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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-06/0014
gegriffen hatte. Julian zog daher im Jahre 359
von Speyer aus nach Kaiseraugst.

„Er ließ dabei nur dies sagen: Entweder müsse man
die Kriegsgefangenen, mehr als dreitausend, seinen Gesandten
, die sofort kommen würden, zurückgeben oder
sich darüber klar sein, daß man unrecht handle. So
schrieb er und schickte seine Gesandtschaft an den Fürsten
ab. Er selbst folgte dieser, nachdem er vom Gebiet
der Nemeter zum Rhein aufgebrochen war. Und er war
bereits bei Rauraci, das eine römische Festung ist... "
(Hier bricht das Fragment ab.) (Eunapius)

„Dann marschierte er bis Rauraci, und nachdem er
die Plätze wieder besetzt hatte, die einst von den Barbaren
geraubt und noch in deren Besitz waren, ließ er
sie mit Sorgfalt befestigen." (Ammian XX, 10)

Julian glaubte nun, sich in diesem hochrheinischen
Gebiet Ruhe gesichert zu haben. Doch
schon zwei Jahre später unternahm Vadomar,
diesesmal noch vom Gegenkaiser Constantius
unterstützt, erneut einen Einfall in das römische
Grenzland.

„Der Caesar wurde gegen Frühlingsanfang durch eine
unerwartete Kunde in Aufregung versetzt und tief bekümmert
. Er erfuhr nämlich, daß die Alemannen aus
dem Gau des Vadomar aufgebrochen seien — von dort
hatte man nach dem Abschluß des Vertrages keinerlei
Unannehmlichkeiten erwartet — und die Rätien benachbarten
Landschaften verheerten: ihre weit umherschweifenden
Raubscharen ließen nichts unangetastet."

„Als Gundomad gestorben war, gab der Kaiser (Con-
stantinus) dessen Bruder Vadomar, schriftlich Aufträge,
zum Schein den Frieden zu brechen und das ihm benachbarte
römische Grenzland heimzusuchen, damit Julian,
hierdurch beunruhigt, überall durch die Verteidigung
Galliens gefesselt wäre. Ihm gehorchte Vadomar — wenn
die Sache glaubwürdig ist —, und führte solche Plünderungszüge
aus, wie er sich denn seit früher Jugend in
erstaunlicher Weise auf Täuschen und Betrügen verstand
." (Ammian XXI, 3)

Nun faßte Julian den Entschluß, sich endlich
des gefährlichen Gegners zu entledigen. Während
eines Gelages ließ er ihn ergreifen und verbannte
ihn nach Spanien. Seinen Stamm überfiel
er heimlich eines Nachts und schloß erst
Frieden, als man versprochen hatte, strenge
Ruhe zu halten.

Fortan verhielten sich die Alemannen aus
Furcht vor den Römern und ihrem mächtigen
Kaiser ruhig. Erst nach Julians Tod (Juni 363)
wagten sie wieder, das römische Gebiet anzugreifen
. Noch einmal vermochte ein starker Kaiser
die immer stärker vordrängenden Barbaren
jenseits der Rheingrenze zu halten: Valentinian I.
(364—375). Er ließ König Vithikab, den Sohn
Vadomars, ermorden,

„Da nämlich der König Vithikab, der Sohn des Vadomar
, der zwar zart und kränklich aussah, aber ein verwegener
, entschlossener Mann war, dauernd gegen uns
die Kriegsleidenschaften schürte, gab man sich die
größte Mühe, ihn auf irgendeine Weise zu Fall zu bringen
. Da er aber trotz mehrfacher Versuche auf keine
Weise unschädlich gemacht oder verraten werden konnte,
wurde er durch die List eines vertrauten Dieners auf
Anstiften der Unsngen beseitigt. Nach seiner Ermordung
schliefen die feindlichen Streifzüge bis zu einem gewissen
Grade ein." (Avimian XXVII, 10)

und verschaffte durch einen Feldzug bis ins
Neckartal dem Ansehen Roms wieder Geltung.

Nun widmete sich Valentinian mit ganzer
Kraft der Verstärkung des Rheinlimes, sein Ziel
war die Verdichtung des gesamten Verteidigungssystems
.

Zweimal wird uns bei Ammian darüber berichtet
:

„Den Kaiser Valentinian beschäftigten großartige und
segensreiche Pläne: Er war dabei, die ganze Rheinlinie
von der Quelle in Rätien bis zur Meerenge des Ozeans
durch gewaltige Festungswerke zu sichern: Er ließ die
Lagerwälle erhöhen und Kastelle und eine fortlaufende
Reihe von Türmen an geeigneten Stellen errichten, an
der ganzen gallischen Grenze entlang. Zuweilen ließ er
auch Blockhäuser jenseits des Stromes anlegen, der das
Gebiet der Barbaren bespült." (Ammian XXVII, 12)

Tatsächlich finden wir am Südufer des Rheins
von Stein bis Basel zwischen den großen Kastellen
Tasgaetum, Tesedo und Castrum Rauracense
heute noch Spuren von über 50 Wachtürmen.
Zwei Inschriften mit der Jahreszahl 371 beweisen
uns, daß diese Wartenlinie tatsächlich unter
Valentinian errichtet wurde.

Die Türme standen jeweils in Sichtlinie voneinander
entfernt, so daß, wenn Gefahr drohte,
mit Feuer- und Rauchsignalen Hilfe herbeigerufen
werden konnte. Bevorzugt für die Errichtung
der Anlagen wurden Stellen, wo ein Bach in den
Rhein mündete, man konnte von hier aus zugleich
das Landinnere überblicken. Bei Krümmungen
des Flusses wurden sie, der besseren
Ubersicht wegen, näher zusammengerückt. Wahrscheinlich
zog sich dem Ufer entlang von Warte
zu Warte eine Straße, damit die Mannschaften
bei Gefahr sich rasch zu Hilfe eilen konnten.
Die Türme waren meist von quadratischem
Grundriß, ihre Größe war unterschiedlich; die
Länge der Seitenlinien schwankt zwischen 4 und
16 Metern. Die Höhe ist heute nicht mehr feststellbar
, vermutlich befand sich oben ein Laubengang
oder eine Plattform für den Wächter.

Noch an anderer Stelle finden wir bei Ammian
den Bau einer Befestigung erwähnt:

„Im Jahre darauf wurde dem Valentinian, der nach
Verwüstung einiger alemannischer Gaue ein Kastell bei
Basilia (Basel) erbaute, das die Anwohner Robur („Starkenburg
") nennen, berichtet..." (Ammian XXX, 3)

Von dieser Befestigung ist uns nur der Name
erhalten geblieben, ihre Lage ist uns jedoch
nicht bekannt.

Ebenfalls in das Netz des valentinianischen
Verteidigungssystems gehört auf rechtsrheinischem
Gebiet, genau dem Castrum Rauracense
gegenüber, der Brückenkopf bei Wyhlen. Daß er
auf die Zeit um 370 zurückgeht, beweist uns die
Tatsache, daß man bei seiner Freilegung keine
einzige römische Münze fand, was wiederum
bedeutet, daß die Anlage nur kurze Zeit benutzt
wurde.

Das Jahr 375 brachte eine einschneidende
Wendung. Valentinian starb. Sofort regten sich
die Feinde: In einem gewaltigen Ansturm durchbrachen
sie die neuerrichtete Grenzwehr und
drangen von allen Seiten in das Reich ein. Die
Kaiser Gratian und Valentinian II. vermochten
ihnen keine wirksame Abwehr entgegenzustellen
. Das Ende der römischen Herrschaft am
Rhein war angebrochen. Um Italien gegen die
Goten verteidigen zu helfen, wurden im Jahre
401 alle Grenztruppen abgezogen und die
Kastelle und Türme geräumt. Das Land stand
den Alemannen offen.

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