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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-07/0014
unterrichtet, ruft die Mannigfaltigkeit der Reiseziele
auf den Flanken der schwingenden Bänder
ins Gedächtnis. Es ist nicht immer leicht, so man
es eilig hat, von der Autobahn nicht auszubiegen
— auf der anderen Seite erlaubt eben diese
Autobahn mit ihren Zubringern auf kürzestem
Weg zum Urlaubsziel im Schwarzwald zu gelangen
oder wohl auch die Fahrt auf ein paar
Dutzend Kilometer zu unterbrechen, etwa zur
Schwarzwaldhochstraße hinaufzusteuern, den
Auslug auf die Ebene zu genießen und zu dieser
durchs Renchtal zurückzukehren. Das Wechselspiel
zwischen Berg- und Ebene-Routen läßt sich
in vollen Zügen auskosten — wie immer aber
auch so eine mitunter richtige Entdeckungsfahrt
verlaufen mag, der Ebene, zumal in ihrer sommerlichen
Besinnlichkeit, wird niemand Sympathien
versagen.

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Es liegt für den Schreiber am Weg, den er
täglich, Besorgungen halber, einige Male zurücklegt
— aber er kommt an dem Fenster der Apotheke
nicht vorüber, ohne einen Blick auf die
in ihm in hohen Glasgefäßen zur Schau gestellten
Pflanzen zu werfen — im Winter scheint
ihm dann, seihst wenn in ihm auffallend dargebotene
pharmazeutische Packungen u. ä. ausgestellt
sind, die Auslage verwaist. Es ist das
sommerliche Apothekenfenster, das seine Magie
ausübt. Keineswegs etwa nur die bekannten
Heilkräuter werden gezeigt. Alles, was an Feld-
und Waldblumen die Landschaft um unser Städtlein
schmückt, ist in ein paar fühlbar sorgfältig
ausgewählten Exemplaren zu sehen, botanisch
wie deutsch (auch mit wechselnden, volkstümlichen
Namen) beschriftet. Naturgeschützte Gewächse
, so Orchideen, Türkenbund, Diptam u. a.
werden in guten farbigen Abbildungen dargestellt
mit dem ausdrücklichen Hinweis darauf,
daß sie nicht gepflückt werden sollen. Allgemein
erklärt eine kleine Tafel, Pflanzen entzückten
nie mehr, als wenn man sie dort, wo sie wachsen
, ihre Reize offenbaren, sie also unberührt
lasse.

Man findet solche sommerlichen Apothekenfenster
da und dort — und sie bereiten jedem
Menschen Freude, der nicht der Natur entfremdet
ist. Die guten Geister der Apotheke aber
hören es gewiß gern, wenn man ihren kleinen
botanischen Garten lobt. O. E. S.

Gerhard Geiger:

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Fährt man durch die am Rhein gelegenen
Dörfer, so begegnet man oft Gasthäusern, die
uns mit ihren kunstvoll gearbeiteten, schmiedeeisernen
Wirtshausschildern mit einem Salmen
oder allein schon durch ihren Namen „Zum Salmen
" an einen der interessantesten und früher
bedeutendsten Zweig der Rheinfischerei erinnern
, denn heute ist uns nur die Erinnerung an
den Salmenfang verblieben. Kommt man mit
den älteren Leuten aus dem Dorf ins Gespräch,
so tauchen bald in den Erzählungen der alten
Fischer aus der „guten, alten Zeit" Bilder dieses
verschwundenen Gewerbes, einer „Herrenfischerei
" empor.

Vor etlichen Jahrzehnten, vor der von Tulla
durchgeführten großen Rheinkorrektion, habe
man an besonders gesegneten Tagen in den
Sommermonaten deren halbes Hundert gefangen
, erklärte uns unser Tischnachbar, als das
Gespräch auf den Salmenfang kam, und früher
sollen einmal, wie sein Vater berichtet habe, in
Straßburg 143 an einem Tage gefangene Lachse
verkauft worden sein. Nein, allzu viele Erinnerungen
an den Salmenfang seien den Bewohnern
des Dorfes nicht verblieben, nur der „Salmengrund
" oder die „Salmenwiese" einige Kilometer
stromabwärts bewahrten noch in ihren
Flurnamen die enge Verbundenheit der Fischer
mit diesem kostbaren Fisch.

Schon in der Zeit römischer Besiedlung des
Dekumatenlandes war der Rheinlachs berühmt
und immer wieder wird in den Berichten römischer
Schriftsteller der im Rhein und der Mosel
aufsteigende Lachs gepriesen.

Durch eine Vielzahl von Fischereiverordnungen
wurde dann im Mittelalter die Hege und der
Fang des Lachses aufs genaueste geregelt. Wir
erfahren, daß dieser Fisch eine „köstliche Speiß"
abgebe, „vom Mertzen an und je länger, je beßer
biß in den Brachmonat, da seind sie am allerbesten
, und werden auch zu der Zeit am meisten
gefangen". Während der Zeit der Ablage, des
Laichs „umb St. Catharinentag" waren dagegen
die Fänge stark eingeschränkt*). Zu dieser Zeit
nahm der Rhein noch ungebändigt seinen Lauf
durch die Ebene, und jahrhundertelang blieb
diese Stromwildnis mit ihren schilfbestandenen
Altwassern, den Flutrinnen, Sümpfen und Mooren
von Menschenhand unberührt. Die feuchten und
ungesunden Erlen- und Eichenwälder längs des
Stromes setzten dem Vordringen des Menschen
und der Anlage von Dauersiedlungen Schranken.
Immer wiederkehrende Überschwemmungen vernichteten
teilweise ganze Dörfer. Nur Fischer,
Vogelsteller und Goldwäscher waren hier am
Rhein zu Hause. Auf den Kiesbänken und am
Ufer des großen Flusses gingen Goldwäscher
ihrem mühseligen Gewerbe nach, daneben Vogelsteller
mit ihren Schlaggarnen und Lockenten in
Erwartung der allabendlich im Herbst über das
Wasser streichenden Entenscharen. Mit dem
ersten Weltkrieg fand auch dieser Fang mit
Schlaggarnen sein Ende.

Mit der Verarmung der Wasserfauna war auch
ein Rückgang der einst artenreicheren Vogelwelt
verbunden, deren Lebensbedingungen nun eine
grundlegende Veränderung erfahren hatten —
ein Vorgang, der sich in den letzten Jahren durch

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