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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-07/0015
Zteü Mjcenpatec von ©taufen

Zu diesem Artikel in Nr. 6/62 erhalten wir vom
Bürgermeisteramt Staufen eine Zuschrift, die
wir auszugsweise hier veröffentlichen wollen.
Wir werten diese Zuschrift als Beweis der Aufmerksamkeit
für unsere Zeitschrift, für den wir
Herrn Bürgermeister Dr. Ulmann dankbar sind.

Man macht der Vaterstadt des Uhrenpaters
den Vorwurf, daß Staufen nicht nur diesen Bürgersohn
, sondern „auch andere bedeutende Wissenschaftler
gänzlich vergessen" habe. Dagegen
muß sich eine Stadt verwahren, die mit Fug und
Recht für sich in Anspruch nehmen kann, ihre
Traditionen besonders liebevoll zu pflegen und
deren Gemeinderat immer wieder bestrebt ist,
etwa bei der Benennung von Straßen historische
Persönlichkeiten, alte Gewann- und Flurnamen
in der Erinnerung ihrer Nachkommen wachzuhalten
.

Es bedarf einer Richtigstellung, daß am
3. Februar 1748 Thaddaeus Rinderle im sogenannten
„Rinderlehof" am Nordausgang der Stadt
geboren worden sei und daß man dieses markante
Bauwerk als das Geburtshaus des nachmalig
berühmten Paters ansehen könne. Dafür
gibt es zwei Beweise. Einmal ist urkundlich
gesichert, daß im Jahre 1748 das Gutleuthaus als
frühere Leproserie noch gar nicht im Privatbesitz
war. Erst am 11. 11. 1827 hat Familie Rinderle
dieses Anwesen zusammen mit der alten St. Mag-
dalenen-Kapelle käuflich erworben. Außerdem
wissen wir mit Sicherheit und auf Grund der
sehr zuverlässigen Mitteilungen des früheren
Chronisten Rudolf Hugard, daß das Geburtshaus
von Pater Thaddaeus Rinderle im alten
Ortskem gestanden hat und zwar als einer der
5 'alten Meyer-Höfe, welche den dörflichen Teil
der Innenstadt gebildet haben. Dieser Rinderlesche
Meyerhof wurde bei der Wegherstellung
der Rathausgasse im Jahre 1910 abgebrochen.

den Bau des Rheinseitenkanals in bescheidenerem
Ausmaß wiederholte.

Es seien deshalb hier einige dieser gefiederten
Kostbarkeiten genannt, die noch im ersten
Drittel des vorigen Jahrhunderts am Rhein anzutreffen
waren. So berichtet uns der badische
Forstrat Franz Stanislaus Fischer in seinen zwischen
1813 und 1827 in „Sylvan, Jahrbuch für
Forstmänner, Jäger und Jagdfreunde" erschienenen
„Forst- und Jagddenkwürdigkeiten" wie
auch in einer Reihe kleinerer Monographien vom
Strandreiter, dem grünfüßigen Wasserläufer, dem
Säbelschnäbler, dem Stelzenläufer, der Brandente
, der Weißwangengans und dem Fischadler,
die damals noch am Rhein anzutreffen waren.
Bemerkenswert ist auch, daß noch 1811, in einem
heißen und trockenen Wein- und Kometenjahr,
gegen 30 Flamingos am Oberrhein erschienen
waren, während in dem regenreichen Unglücksjahr
1816 „Sumpfvögel wie Limosen, Brachvögel
und Strandläufer an Stellen erlegt wurden, wo
sonst nur Lerchen und Wachteln brüteten", wie
Fischer schreibt Aus diesen Jahrhunderten, in
denen der Rhein noch in weiten Bogen mäandrie-
rend die Ebene Durchfloß, wird auch von einem
am Rhein erlegten Schwarzstorch berichtet, von
dem es in einer „recht natürlichen Beschreibung
und Abmahlung der Wasservögel, Fische und
Vierfuesigen Thieren, Insekten und Gewürmb"
des Straßburger Fischers Leonhard Baldner aus
dem Jahre 1666 heißt: „Dem 2. Maji Anno 1667
ist ein Storck sonderlicher Art geschossen worden
, der war ein schöner Vogel, sein Schnabel
9 Zoll lang und roth, doch nicht so dick als der
andern, hatte ein gar kleine Zung, umb die
Augen herumbd gantz roth wie gedipfelt Leder,
eins halb Zoll breit, der gantze Kopf, Halß,
rücken, Fliegel und Schweiff oben grün und
rothlecht gantz die Färb wie die Gisitzen, ohn
der Bauch von der Brust an ist gantz weiß...
Hatt sonsten ein hüpsch Fleisch ist auch lieblich
und gut zu essen". „In dem Namen des Herrn"
hatte dieser „Haagmeister" Baldner aus Straßburg
, „welcher von seinen Großeltern her uff
dem Wasser sich genehret" „Netz und Fischgarn
ausgeworfen, und so vielerley Gattung zu Land
gezogen, gute und böse..." und sie in seinem
Buch „darinn funff und viertzigerley gattung
Fisch, Krebs so nach ihrer Art und Eigenschaft
beschrieben zu finden" auf kostbaren Farbtafeln
abgebildet der Nachwelt überliefert, die den
Rheinlachs im zunehmend stärker verschmutzten
„Rest-Rhein" nicht mehr kennt.

Im Markgräflerland vor hundert Jahren

(Sdiluß)

Z>ie Eröffnung M flöiefentalbatm im 7uni 1862

Jedenfalls erschien in besagter Freitagsnummer
lediglich ein Gedicht „Zur Einweihung der
Wiesenthalbahn" und eine nüchterne Notiz über
die Stellenbesetzung im Bereich der neuen Bahn.
Das Gedicht seihst ist das Muster eines Festgedichts
, — d. h. selbst für jene Tage eigentlich
inhaltslos. Es gebärdet sich fortschrittlich, dem
Trend der Zeit entsprechend, und scheint im
Grunde weniger der Einweihung wegen geschrieben
worden zu sein als zur größeren Ehre des

Großherzogs. Mit dem Eisenbahnwesen haben
nur die zwei Anfangszeilen der beiden Doppelstrophen
zu tun, der Rest ist seichter Fortschrittsglaube
, der technische Errungenschaft als
Geschenk des Himmels preist, und öde Ver-
himmelung des Landesfürsten. Der Kuriosität
halber sei das Gedicht hier jedoch abgedruckt:

Das Dampfroß schnaubt, der Waggon fliegt,
Und wieder hat die Macht gesiegt,
Die Welten umgestaltet.

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