Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-07/0016
Das ist des Geistes Riesenmacht,
Die viel des Großen hat vollbracht,
Da wo ihr Segen waltet.

Aber soll mächtig der Geist sich entfalten,
Muß ihm die Freiheit die Schwingen verleihn,
Dort wo noch Dunkel und Sklaventum walten,
Dort will kein Aulschwung des Geistes gedeihn...

Das Dampfroß schnaubt, der Waggon fliegt.
Gottlob, daß hier das Licht gesiegt,
Und frei die Pulse schlagen.

Uns ward ein edler Fürst zu Theil,
Dem stets des Volkes Glück und Heil
Am Biederherzen lagen.

Ehre dem Fürsten, der freisinnig denkend
Stets nur den Wohlstand des Volkes erstrebt,
Mild und doch kräftig das Staatsruder lenkend,
Kunst und Gewerbe erfrischt und belebt.

Als Verfasser des Gedichts war lediglich „Walther
" angegeben.

Die erwähnte Notiz bezog sich auf die leitenden
Beamten der Post und Bahn im Bereich der
neuerbauten Fahrstrecke. Sie lautete:

Dem Eisenbahn-Kassier Ludwig Oßwald in Kehl ist
die Post- und Eisenbahn-Expedition, sowie die Eisenbahnbetriebskasse
Schopf heim, dem Off izianten Heinrich
Obermüller in Mannheim unter Ernennung zum
Post- und Bahnverwalter die Post- und Eisenbahn-
Expedition Lörrach übertragen wrden.

Der erste Bericht über die Einweihungsfeierlichkeiten
erschien im „Oberländer Boten" Nr. 68
am Sonntag, den 8. Juli 1862. Überschlagen wir
seinen ersten Teil, der lediglich Huldigung an
den Großherzog zum Inhalt hat, und lassen wir
ihn von dort an sprechen, wo er Sachliches von
der Feier zu berichten weiß:

Lörrach,... Die Bahnhöfe, die Städte und Dörfer,
durch welche der festlich geschmückte, 700 geladene
Festtheilnehmer fassende Extrazug führte, waren
aufs Schönste und Reichste mit Blumen und Guir-
landen decoriert, allenthalben waren Ehrenpforten
und Triumphbogen errichtet; Fahnen und Flaggen
in den Farben des Landes, die deutsche Tricolore in
den Farben der Schweiz wehte von allen Zinnen, von
den Bahnhöfen wie von den Häusern der Städte und
Dörfer, besonders prachtvoll ausgestattet waren die
Gebäude der großen Fabriken. Unter beständigem
feierlichen Geläute der Glocken, nur unterbrochen
von Freudenschüssen und den Hochrufen der großen
, auf allen Stationen versammelten Menschenmenge
, gelängte der große Zug, dem eine ExtraLokomotive
vorherging, bis Schopfheim, das mit
Lörrach in Verzierung der Stadt und des Bahnhofes
gewetteifert hatte ...

Aus dem nächsten Abschnitt des Berichts geht
hervor, daß Mitglieder des Kleinen Rats von
Basel aus dem Großherzog bis Freiburg entgegengefahren
waren und daß sich am Basler
Bahnhof eidgenössisches Militär zur Begrüßung
des badischen Landesfürsten aufgestellt gehabt
hatte. In Begleitung des Großherzogs befanden
sich sämtliche badischen Minister, die Geheimräte
von Stengel und Schaaf, weiter die Präsidenten
, Vizepräsidenten und Vertreter der Ersten
und Zweiten Kammer, Mitglieder der Ministerien
und der Direction der Verkehrsanstalten,
Beamte und eingeladene Gäste. In Basel gesellten
sich zu den Genannten die schweizerischen
Bundesräte Stämpfli und Näff, der Präsident des
Nationalrats, Harrer, sowie Bürgermeister und
Rat der Stadt Basel.

In Lörrach hielt Oberamtmann von Preen die
Begrüßungsansprache. Von der darauf folgenden
Ansprache des Lörracher Bürgermeisters Wenner
hat der zeitgenössische Journalist nichts weiter
mitbekommen als Lobeshymnen auf den Großherzog
; möglicherweise, ja sehr wahrscheinlich
haben beide Ansprachen auch nichts anderes enthalten
. Die Antwort des Großherzogs enthielt
anscheinend auch nicht mehr als Höflichkeiten,
die aber immerhin einen Zusammenhang mit der
Landespolitik aufwiesen: Er gab seiner Freude
Ausdruck, einen Bezirk besuchen zu können,
„welcher den Mann seines vollkommensten Vertrauens
zum Landtagsdeputierten gewählt habe".

Beim Festessen in Schopfheim muß man vor
lauter Toasten kaum zum Essen gekommen sein.
Den ersten Toast brachte Fabrikant Oberst Geigy
aus. Er pries den Großherzog als „edlen, freisinnigen
Fürsten" und schwelgte toastüblich
natürlich in eitel Harmonie; von den schwebenden
Fragen der Landespolitik war selbstverständlich
nicht die Rede, desgleichen nicht von Erinnerungen
an die 48er und 49er Jahre, desgleichen
nicht von dem preußischen Gängelband
, an dem die badische Außenpolitik lief.
Allerdings auch nicht von den finanziellen Hintergründen
der Gründung der Wiesentalbahn, die
zwar mit dem Geld, aber auch zunächst zu Nutz
und Frommen der Fabrikanten der Gegend zustande
gekommen war. Geigy zitierte zum Schluß
seines Toastes jene Strophe aus Hebels Gedicht
„Der Schmelzofen", in der auf den „Marggrof
und si Huus" ein Lebehoch ausgebracht wird, —
ohne daß es dem Redner bewußt wurde, wie
sehr die geschmackvolle, zurückhaltende Art des
Hebel'schen Lebehoch von der unechten, überladenen
des Toastes von 1862 abstach. (Nr. 69 des
,.Oberl. Boten" vom 13. 6. 1862.)

Als Zweiter sprach der Großherzog selbst. Der
Bericht von Nr. 68 des „O. B." gibt lediglich den
Inhalt an: Trinkspruch auf die Freundnachbarschaft
mit der schweizerischen Eidgenossenschaft.
In Nr. 69 jedoch steht die Rede des Großherzogs
im Wortlaut zu lesen. Sie war eine dankende
Erwiderung, sympathisch in ihrer Bescheidenheit
, schlicht und angemessen im Ausdruck. Sie
lautete so:

Meine Herren! Es wird mir schwerlich gelingen,
Ihnen nach einem so beredten Vortrag den wahren
Ausdruck meines Dankes zu schildern; allein es hegt
mir recht am Herzen, Ihnen zu sagen, daß meine
Dankbarkeit tief empfunden ist für die Art, wie Sie
alle den Trinkspruch des Hrn. Oberst Geigy aufgenommen
haben, und für die warmen Worte des
Redners selbst.

Diee theuersten und werthesten Beziehungen meines
Lebens und meines Berufes haben Sie in einer Weise
berührt, welche mir eben so tief ergreifend, als erhebend
war. Ich bin jedoch zu sehr von der Mangelhaftigkeit
meines Wirkens überzeugt, als daß ich die
schmeichelhaften Äußerungen über dasselbe anders
auffassen könnte, wie eine Anerkenntniß treuer
Pflichterfüllung. Das Land, dem ich angehöre, betrachte
ich wie eine große Familie, der ich alle meine
Kräfte widmen will, und das ist meine werthe
Pflicht. Daß mir das Land bei diesem Streben entgegenkommt
und daß die Männer, welche ich zur
Leitung des Staates berufen habe, ihm ihre ganze
Thätigkeit widmen, dem allein ist es zu danken,
wenn wir schon von Erfolgen reden können. Von

14


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-07/0016