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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-07/0017
Herzen freue ich mich Über den Erfolg, der zur
heutigen Feier führte, und ich danke den Herren der
Direction für alle Aufmerksamkeiten, welche Sie
mir dabei erweisen...

Der Kenner der badischen Geschichte im Zeit-
aum Großherzogs Friedrich I. (1852—1907) wird
wissen, daß die Worte des Fürsten von Pflicht-
;rfüllung und Dienst am Staat keineswegs leere
Phrasen waren, sondern selbst in der vorliegenden
knappen Formulierung das Bekenntnis einer
tatsächlich geübten und gelebten Haltung darstellten
. Friedrich sah in patriarchalischer Weise
ias Land als eine große Familie an, und die oft
Gedankenlos angewandte Benennung eines Fürsten
als „Landesvater" traf auf ihn tatsächlich
zu: Der soziale und wirtschaftliche Aufschwung,
den je länger je mehr Baden unter seiner in
Wahrheit fortschrittlichen Regierung genommen
hat, ist Beweis genug dafür. — Vernünftig klang
auch, was Großherzog Friedrich in Schopfheim
über die Zusammenarbeit mit der Eidgenossenschaft
sagte:

Ich habe Ihnen aber noch einen besonderen Dank
auszusprechen dafür, daß Sie mir Gelegenheit gaben,
einer Feier anwohnen zu können, welche für die
beiden Länder, deren Vertreter hier versammelt
sind, von so großer Bedeutung ist. Jede erneute Verbindung
der Schweiz mit Baden begrüße ich als
freudiges Ereigniß. Segensreiche Folgen müssen daraus
entspringen, wenn zwei stammverwandte Volker
, deren Interessen nach außen sich vielfach berühren
und deren innere Bestrebungen gleich hohen
Aufgaben des staatlichen Lebens zugewandt sind,
immer mehr danach trachten, das Band inniger Beziehungen
fester zu schlingen.

In solcher Gesinnung begrüße ich die heutige freund-
nachbarliche Begegnung mit den Vertretern der
Schweiz und danke dem Herrn Bundespräsidenten
für das ehrende Entgegenkommen, womit ich auf
schweizerischem Territorium empfangen ward. Ich
zweifle nicht, daß alle deutschen Theilnehmer dieses
Festes sich gern mit mir vereinigen werden, wenn
ich Sie einlade, der Schweizerischen Eidgenossenschaft
ein dreifaches kräftiges Hoch auszubringen.

Nach der Ansprache des Großherzogs brachte
Bundespräsident Stämpfli einen Toast aus auf
das Badische Land, Bürgermeister Grether von
Schopfheim einen Toast auf die Stadt Basel, Bürgermeister
Burkhardt von Basel auf die Direction
der Wiesentalbahn, Ständerat Stähelin auf die
Wiesentalbahn selbst, und Präsident Bischoff von
Basel auf die Stadt Schopfheim.

Soviel erfährt man zu der Feier in Schopfheim
. Wie aber ging es an jenem 5. und 6. Juni
in Lörrach zu? Auch hierüber weiß der Festbericht
des „Oberländer Boten" Nr. 68 einiges
zu melden:

In Lörrach, damals eine Amtsstadt von rund
3500 Einwohnern,

... brachte die Bürgerschaft unter Anführung des
Pompiercorps Seiner Königlichen Hoheit einen großartigen
Fackelzug, wobei die verschiedenen Gesangvereine
und Musikchöre mitwirkten, was Höchst-
dieselben veranlaßte, die Offiziere der Pompiers und
die Vorsteher der Vereine zu Sich in den Gasthof
zum Hirsch entbieten zu lassen. — Seine Königliche
Hoheit, nicht ermüdet von der Reise, durchwandelte
alle Straßen der glänzend beleuchteten Stadt unter
steter Begleitung einer undurchdringlichen Menschenmenge
, die aufs Ehrfurchtsvollste Platz machte
und nicht nachließ in Ausrufungen von „Hoch" ...

Emil Baader:

&zz Jügulfec blüttf

Der Frühsommer ist nicht nur die Zeit der
Heckenrosen, des Jasmins und des Holunders,
sondern auch die Zeit des Ligusters. Kann man
sich ein Bachufer oder einen Waldrand vorstellen
ohne die schneeweißen weithin leuchtenden
zierlichen Blütendolden dieses Strauches, der
auch Rainweide oder Tintenbeerstrauch genannt
wird Die leuchtenden Blüten heben sich scharf
umrissen von den dunkelgrünen Blättern ab,
die zumeist den Winter überdauern. Da dieser
Strauch das Schneiden leicht verträgt, wird er
gerne zu lebenden Hecken verwendet. Wie schön
ist es, wenn diese Hecken zur Frühsommerzeit
mit den weißen Blüten und später mit den grünen
oder schwarzen kugelrunden Beeren geschmückt
sind. Die noch grünen Beeren werden
von den Vögeln verschmäht, während die
schwarzen Beeren eifrig vertilgt werden. Die
Vögel tragen zur Verbreitung des Strauches bei.

Der lateinische Name ,',ligustrum vulgare"
(gemeine Rainweide) geht zurück auf das lateinische
Wort „legare", was soviel bedeutet wie
binden, weil die Zweige der Rainweide zu
Flechtwerk verwendet werden können. Das sehr
schwere beinharte und schwerspaltige Ligusterholz
wird gern zu Drechslerarbeiten verwendet.
Der Liguster zählt wie der Flieder, die Esche
und die Forsythie zu den Ölbaumgewächsen.
Wie schon der Name sagt (Tintenbeerstrauch),
wurden die Ligusterbeeren früher zur Tintenbereitung
verwendet.

Großherzog Friedrich hatte großes Interesse an
der wirtschaftlichen Entwicklung seines Landes;
in eben jenen Tagen fand man in den Zeitungen
als bald zu erwartende Neuerscheinung die
Buchausgabe des recht fortschrittlichen Badischen
Gewerbegesetzes angezeigt. Es konnte deshalb
nicht wundernehmen, wenn sich der Landesfürst
auch in den zwei Lörracher Großbetrieben
selbst umsehen wollte. Im Bericht heißt es
darüber:

Am 6. Juni hatten vor der Vorstellung die Etablisse-
mente der Herren Köchlin, Baumgartner und Comp,
und die Seidenbandfabrik der Herren Sarasin und
Comp, eines längeren Besuchs sich zu erfreuen...

Im Lauf des 6. Juni verließ der Großherzog
Lörrach wieder:

Beim Scheiden von Lörrach, in Begleitung der zurückgebliebenen
Minister Lamey, Vogelmann und
Weitzel und des Regierungsdirectors Geh. Rath
Schaaff geruhten Seine Königliche Hoheit an den
Bürgermeister der Stadt Seine höchste Zufriedenheit
über den Ihm gewordenen Empfang mit folgenden
Worten huldvollst auszudrücken: „Sagen Sie Ihren
Mitbürgern meinen Dank für die herzliche Aufnahme
, die ich gefunden; sie wird Mir im Andenken
verbleiben".

Mit dem Aufenthalt des Großherzogs in Lörrach
verknüpft sich eine Episode, die recht deutlich
zeigt, daß auch vor hundert Jahren schon oberflächliche
, auf vordergründigen Gewinn aus-

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