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den vermag. Vielleicht war es auch ein Unterschied
in den schöpferischen Begabungen, der
den großen Dramatiker das tief Dichterische und
das Findertum Hebels übersehen ließ. Es scheint,
daß Hebbel dazu ausersehen war, auf den schönen
Glanz der Begegnung, den Klaus Groth
selber als solchen empfunden hat, einen Schatten
zu werfen, der uns in mehrfacher Hinsicht beunruhigen
könnte.
Inzwischen aber hat Hermann Burte sich vor
Hebel gestellt, als er mit der Überzeugungskraft
des wahr Ergriffenen, aus derselben Sprache
Lebenden und Verstehenden ausrief: „Gehen Sie
die Länder hindurch, wo deutsch gesprochen
wird, Sie werden keinen zweiten Hebel, kein
zweites Hausen, keine zweite Heimat wie diese
finden, wo ein Dichter zum Inbegriff des eigentlichen
Wertes und Wesens geworden ist!" — Da
haben wir denn Hebbel und Burte als Anwälte
ihrer Landsleute, den einen für den etwas
Jüngeren, der des Schutzes bedürfen könnte, den
anderen für den schon Geschichte Gewordenen,
der Ehrfurcht erheischt! Verbunden sind beide
durch den Stolz auf den Eigenen, getrennt wohl
durch den Abstand der Stämme.
Es ist nicht auszudenken, welche Wirkungen
eine persönliche Begegnung zwischen beiden
Dichtern, Johann Peter Hebel und Klaus Groth,
gehabt haben würde. Aber diese hat der hier
nur in der Ferne freundliche Genius der Dichtung
ihnen und uns leider versagt: als Klaus
Groth 1819 geboren wurde, bewegte sich Johann
Peter Hebels Lebensbahn, die damals gerade
durch die blühenden Zonen äußerer Anerkennung
und dichterischen Ruhmes führte, schon
auf die Endstation Schwetzingen zu...
Paul Stintzi, Mülhausen:
(Bzmmi Kapp unb Kbemtuetler
Mit dem Schloß der Herren von Rotberg in
Rheinweiler ist der Name des elsässischen Generals
Rapp eng verbunden, denn hier hat dieser
seine letzten Lebensjahre verbracht. In den folgenden
Ausführungen möchten wir ein kurzes
Lebensbild dieses Haudegens zeichnen, mit all
den nuancenreichen Lichtern und Farben, die
sein temperamentvoller Charakter setzt.
Das Lebensbild des Generals Rapp
Rapp stammte aus Kolmar, wo er am 27. April
1771 geboren wurde. Sein Geburtshaus, das eine
Gedenktafel an ihn trägt, steht neben dem
berühmten im spätgotischen und Renaissance-
Stil erbauten „Koifhüs". Die Eltern sahen in
ihrem Sohne den zukünftigen Handelsmann,
Rapp aber wollte Soldat werden. Kaum siebzehn
Jahre alt, meldete er sich im Werbebüro und
wurde einem Kavallerie-Regiment zugeteilt. Er
war ein schmucker Bursche, der sich bei allen
Turnübungen auszeichnete.
Inzwischen waren die Revolutionskriege ausgebrochen
. Damit begann für Rapp eine nicht
mehr abbrechende Kette von Feldzügen. Er
diente in der Rhein - Mosel - Armee unter dem
Befehl von Desaix, der später in der Schlacht
von Marengo die entscheidende Rolle spielen,
aber auch den Tod finden sollte. Desaix stellte
Lieutenant Rapp im Jahre 1795 das Zeugnis aus,
daß er in allen Angelegenheiten eine seltene
Intelligenz, einen staunenswerten Mut, Kaltblütigkeit
und eine bewundernswerte Tapferkeit
bewiesen habe. Besonders bei den Kämpfen in
der Pfalz hatte er sich ausgezeichnet. Dreimal
wurde er schwer verwundet. General Desaix
ernannte ihn zu seinem aide de camp (General-
stabs-Offizier) und nahm ihn in den Feldzug
nach Ägypten mit. Ein glänzender Sieg trug ihm
den Rang eines Colonel (Oberst) ein.
Nach der Schlacht von Marengo und dem Tode
von General Desaix wurde Rapp aide-camp des
ersten Konsuls und stieg zum Brigade-General
auf. Offen und ohne Umschweife sagte er dem
ersten Konsul seine Meinung und gewann dadurch
die Achtung Napoleons. Während dessen
Konsulat wurde er mit einer diplomatischen
Mission in der Schweiz betraut.
Bei Austerlitz (1805) zeichnete sich Rapp abermals
aus; er wurde in der Schlacht verwundet,
aber auch zum Divisions-General befördert.
Napoleon konnte den Elsässer Rapp ausgezeichnet
zu diplomatischen Aufträgen einsetzen, da dieser
die deutsche und die französische Sprache gleich
gut beherrschte. Rapp nahm auch am Feldzug
gegen Preußen teil (1806—1807). Bei einem Angriff
auf russische Dragoner wurde er in Polen
verwundet. Kaum war Rapp von seinen Verwundungen
genesen, ernannte ihn Napoleon zum
kommandierenden General und setzte ihn in
Thorn und etwas später in Danzig zum Gouverneur
ein.
Es folgte der Feldzug des Jahres 1809. Rapp
rettete die schwierige Lage der Armee Napoleons
durch die Einnahme von Eßlingen, wo er
gegen den Willen und Befehl Napoleons gehandelt
hatte. Von 1810 bis 1812 war Rapp Gouverneur
in Danzig. Die Garnison bestand aus deutschen
Soldaten; Rapp hatte hier eine wenig beneidenswerte
Stellung. Auf der einen Seite der
Kaiser, auf der andern das Elend der Bewohner.
Er behandelte die Danziger mit feinem Taktgefühl
und mit vielem Verständnis.
Es kam das Jahr 1812 und mit ihm Napoleons
Einfall in Rußland. Er hatte inzwischen die
Würde eines „comte de l'empire", eines Grafen,
erhalten. Rapp war zu sehr Realist, als daß er
begeistert in diesen Feldzug hineingegangen
wäre. Es war, als ob er den eisigen Hauch des
Unheils gefühlt hätte, der aus den Weiten des
russischen Landes sich erstarrend auf die „grande
armee" legen sollte. Rapps Verdienste beim
Rückzug aus Rußland, während dem er mehr als
einmal sich deckend dem Feinde entgegenstellte,
übertrafen noch seinen hervorragenden Anteil
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