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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-08/0014
Hermann Schäfer, Steinen:

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Die mittlere Steinzeit (Mesolithikum)
7 000 bis 4 000 v. Chr.

Die mächtigen Weißjurakalkwände des Isteiner
Klotzen bilden vom Hardberg bei Erringen-Kirchen
bis Rheinweiler den von der Stromerosion
geschaffenen östlichen Rheintalrand. Der Rhein
schuf auch während der letzten Eiszeit etwa in
Höhe der heutigen Bahnlinie Höhlen und
Nischen, die dem Menschen der mittleren Steinzeit
, der als Jäger, Fischer und Sammler seinen
Unterhalt bestritt, Rastmöglichkeiten boten.
Einige Höhlen fielen dem Bahnbau (1845—1848)
zum Opfer, andere später den Steinbruchbetrieben
.

Im September 1890 untersuchte K.Schumacher
zwei Höhlen, die auf Efringer Gemarkung unweit
der Isteiner Gemarkungsgrenze lagen, beschrieb
eine benachbarte dritte Höhle, die noch
unberührt war und erwähnte u. a. die Höhle
beim Hardbergtunnel gegen Erringen zu. In
einem Felsüberhang zwischen Erringen und
Istein fand er ein Bruchstück einer flachen
Harpune.

In den Jahren 1900 bis 1910 ließ der Mül-
hauser Fabrikant M. Mieg Höhlen im Klotzenbereich
— u. a. einige Höhlen am Hardberg —
ausgraben, die aber fast alle später durch Steinbrüche
zerstört wurden. Seine Funde hat er dem
Museum für Völkerkunde in Basel überlassen;
eine Auswahl zeigt die prähistorische Sammlung.

Als Rohstoff für die Herstellung seiner Werkzeuge
verwendete der mittelsteinzeitliche Jäger
namentlich Jaspisknollen, die er aus den Rheinschottern
auflas. Seine merkwürdig kleinen
Steingeräte (Mikrolithen): Klingen, Messer, Stichel
, Schaber und Bohrer sind daher zumeist
aus weißem oder gelblichweißem Jaspis hergestellt
, seltener aus braunem Bohnerzjaspis oder
aus Muschelkalkhornstein, vermutlich vom
Dinkelberg.

Im Sommer 1926 und im August 1930 untersuchte
der Urgeschichtsforscher R. Lais eine
Höhle am Südostrand des Isteiner Felssporns,
ebenfalls im August 1830 die in Höhe des Bahnkörpers
liegende Höhle am „Katzenrain" (256 m
ü. d. M.). Sie war schon früher teilweise ausgeräumt
worden. Die von Lais und früher von
Mieg gemachten Funde ergaben, daß der Mensch
der mittleren Steinzeit die Höhlen am Westrand
des Isteiner Klotzen bewohnt hatte.

Nach E. Schmid wurden bei der Anlage von
Steinbrüchen im Engetal um 1890 unter dem
Gehängeschutt Höhlen mit Resten aus der mittleren
Steinzeit angeschnitten. Eine Untersuchung
der Hänge im Engetal im Jahre 1927 durch E.
Peters und W. Deecke ergab, daß inzwischen fast
alles den Steinbrüchen zum Opfer gefallen war.

Die jüngere Steinzeit (Neolithikum)
4 000 bis 1 800 v. Chr.
In der jüngeren Steinzeit „wurden Ackerbau

und Viehzucht zur Grundlage der Wirtschaft".
In unserem Bereich „spielte die Fischerei sicherlich
weiterhin eine wichtige Rolle".

Der um die Ur- und Frühgeschichte der Gemeinden
Kirchen und Erringen verdiente Pfarrer
Julius Schmidt stellte um 1909 einen sogenannten
„Glockenbecher" sicher, der unweit der Gemarkungsgrenze
von Kirchen und Erringen von
Landwirt F. Sollinger beim Graben nach Kies
und Sand gefunden wurde. E. Wagner deutete
ihn als „Glockenbecher mit zonenförmig angeordneten
gestichelten Verzierungen und als
Bestandteil einer liegenden Hockerbestattung".

Beim Aushub einer Baugrube auf Efringer
Gemarkung wurden 1935 zwei weitere Hockergräber
angeschnitten und von Denkmalspfleger
F. Kuhn mit Hilfe von Hauptlehrer Eisner freigelegt
. Hier lagen bei den Toten u. a. eine größere
Schale und zwei Tassen mit Henkeln. Auch
diese Gräber gehören der Glockenbecherkultur
an, die „zu den eigenartigen Erscheinungen der
ausklingenden Steinzeit" zählt (G. Kraft). „Am
überzeugendsten lassen sich die Hockerbestattungen
damit erklären, daß man den Toten durch
Fesselung an der Wiederkehr hindern wollte"
(R. Bay).

Nördlich von Erringen, zwischen dem Leuselberg
und der Quelle, wurde ein Steinbeil aus
grünlichem Nephrit gefunden. Der Bereich des
Isteiner Klotzen liefert immer wieder Steinbeile
eines bestimmten Typs (Glis - Weisweil - Beile).
Hierher gehört auch das Beilbruchstück von
Erringen, das aus Isteiner Jaspis hergestellt ist,
völlig glatt und von goldgelber Farbe (1937). Der
begehrte Werkstoff Jaspis konnte in der Jungsteinzeit
auch von dem benachbarten Jaspis-
Bergwerk an der Kachelfluh bei Kleinkems bezogen
werden. Feuersteingeräte, Absplisse usw.
wurden auf der Hochfläche des Klotzen, z. B. bei
der „Pritsche" (1938) und auf dem „Tannenrain"
(1943) gefunden.

Die Bronzezeit
1 800 bis 1 200 v. Chr.

In der schon erwähnten, von K. Schumacher
untersuchten Höhle wurden neben Skelettresten
auch ein kleines Tongefäß und ein dreieckiger
Bronzedolch geborgen. Nach den Funden zu
schließen war die Höhle in der mittleren Steinzeit
bewohnt und diente in der Bronzezeit als
Begräbnisstätte. In einem Schreiben vom Oktober
1900 an K. Schumacher erwähnt C. Däublin
aus Erringen einen nach Karlsruhe abgesandten
Dolchgriff, der in Material und Arbeit dem von
Schumacher gefundenen völlig gleich sei.

Im Bericht von Dr. Barth vom 9. 6. 1898 wird
ein Armring von Bronze mit kugeligen Endknöpfen
erwähnt, der bei der „Pritsche", zwei
Kilometer nordöstlich von Ef ringen (324 m ü. M.)
gefunden wurde.

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