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nen Wunden Genesung wurde. Das war „ein
lustig Baden", denn des „Tibers Sohn" stand
gestärkt auf
„Und zog auf grünen Pfaden
Zu neuem Siegeslauf."
Heute sind diese Hallen öde, zerfallen ist das
Römerbad gleich dem Römerreich. Aber was
braucht man auch Kunstwerke in Badenweiler?
„Keine Tempel ringsum, kein Springquell, kein
Belvedere,
Künstliche Säulen auch nicht, wie sie der Grieche
erschuf.
Ach! Was frommte hier noch das Machwerk
menschlicher Hände,
Hier, wo Zeit und Natur Größeres und Schöneres
erbaut?"
Als Otte Badenweiler aufsuchte und diese
Gedichte verfaßte, holte man noch hier und dort
am Blauen aus tiefem Schacht des Berges edles
Gestein. Drum überschreibt er auch ein Gedicht
„Das Bergwerk". In diesem fordert er die
„müßigen Knappen" auf, die Lederkappen wieder
aufzusetzen, das Lederwams anzuziehen und
wieder, wie früher, aufs neue in den Schacht zu
steigen.
„Meint ihr, weil eine Ader
An Gold und Silber leer,
Sprüh' unterm Felsenquader
Nun keine andre mehr?"
Nein, derweil die Knappen feiern, hat der Gnom
im Berg manchen neuen Schatz gehäuft. Drum:
Glück auf! Otte hat sich wohl gründlich geirrt.
Oberweiler ist für ihn die Erinnerung an ein
Eisenwerk, darinnen „der Hämmer kräft'ger
Schall, erdröhnt":
„Hei, wie die Flammen glühen
Und wie der Blasbalg dröhnt!
Hei, wie die Funken sprühen
Und sich das Eisen dehnt!
Die Burschen in den Flammen
Die werden nimmer müd,
Sie hämmern das Eisen zusammen
Und singen ein lustig Lied.
Wo rüst'ger Fleiß beschwinget
Den Arm zu jeder Frist,
Und wo ein Lied erklinget
Wann schwer die Arbeit'ist,
Konstantin Schäfer:
Pfarrer Martin war ein vielseitiger, energiegeladener
Mann. 38 Jahre diente er der Stadt
(1795—1833). Er bemühlte sich nicht nur um das
Seelenheil seiner Gemeinde, sondern ebenso sehr
um ihr irdisches Wohl. Durch die Einführung des
Hopfenbaus wollte er den Bauern eine neue
Erwerbsquelle erschließen. Der Magistrat wie
die Einwohnerschaft waren zu engstirnig dafür.
Ohne sich zermürben zu lassen, kämpfte Dekan
Martin den großen Streit um die Gemarkungsgrenze
gegen Auggen durch und bewahrte sich
dabei noch den Schwung, mit über fünfzig Jahren
die Tulliade zu dichten, die leider nicht nur der
Nachwelt, sondern schon der Mitwelt verloren
ging. 1821 hatten die badischen Dekane den vor-
Da, weiß ich, steht geborgen
Vor Mangel Hof und Haus;
Da ist, statt schweren Sorgen,
Das reinste Glück zu Haus."
Dem Blauen und einem dort erlebten Sonnenaufgang
widmet Otte ein längeres Gedicht (Auf
dem Blauen) und die Sage von dem Kloster, das
des Himmels strafender Blitz getroffen und das
in Grund und Boden versunken, lebt weiter in
seinem balladenhaften Gedicht „Nonnenmatt-
weiher". Mehr volksliedhaften Charakter trägt
sein Gedicht „Ausritt", das hier und dort an ein
Vaganten- und Studentenlied erinnern dürfte:
„Mein Freund, der Wirt, hat guten Wein,
Der wird mich trefflich laben,
Dort wohnt die Allerliebste mein..."
Sie sorget, wann die Kanne leer und holt vom
Segensquell, der reich an Kraft im Keller sprüht
und zündet, und „der das Lob der Markgrafschaft
in alle Welt verkündet". Der Trank mundet
dem Dichter besser als das Heilwasser in Badenweiler
, besonders kredenzt von lieber Hand und
das Schätzlein an der Seite:
„Hier zu verweilen lange Zeit
Mächt ich mich nicht vermessen,
Ich müßte drob zu meinem Leid
Mein Elsaß ganz vergessen."
Und als letztes Gedicht „Ein Hebelsches Bild":,
in des Tales Grund klopft der Dichter in abendlicher
Stunde an eine Hütte, schlicht und arm.
Dort findet Otte ein Völkchen
„Wie der's im Liede uns gemalt,
Dem seines Lebens gold'ner Morgen
■ Auf dieser Segensflur gestrahlt."
Gastfreundschaft wohnt unter diesem Dach, der
Ehrensitz wird ihm, dem Fremdling, „nach alter
Väter guter Weis'" eingeräumt, man kredenzt
ihm den Trunk, ein lustig Lied erklingt, der
Vater schnitzt die Lichtspäne und dampft sein
Pfeifchen, manch kräftiger Witz, manch alte
Märe machen die Runde, — die gute, alte Zeit,
wie sie Hebel erlebt und besungen...
Gewiß, Ottes Gedichte über Badenweiler sind
literarisch bewertet kein Meisterwerk, Otte hat
Schöneres geschrieben. Immerhin sind sie ein
kleiner Beitrag zum Kapitel „Badenweiler und
das Elsaß".
trefflichen Mann zu ihrem Kandidaten für den
neuen Bischofsstuhl in Freiburg aufgestellt. Die
Wahl fiel nicht auf ihn. Doch zog er 1833 als
Domkapitular in der Bischofsstadt ein.
Als ihm 1795 die Pfarrei Neuenburg übertragen
worden war, hatte er kein gutes Erbe
angetreten. Sein Vorgänger war Dr. Fidelis Wegscheiter
gewesen, ein gelehrter Herr, der als
Chorherr in Beuron amtiert hatte und Professor
der Pastoral in Freiburg gewesen war. Trotz
aller Weisheit war er den Neuenburger Verhältnissen
nicht gewachsen. Das Pfarrbuch schreibt
von ihm, er habe „ohne Ruhm und Seelennutzen
hier gewirkt und starb unbeweint". Auch dessen
beide Vorgänger erhielten im Pfarrbuch ihre
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