http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-11/0012
Die Untersfadi von Pfirt
i_i_i_i_i_»
0 10 20 30 40 50m
fall der beiden Tore und der Stadtmauer, deren
letzte Reste 1826 abgerissen wurden, zwar den
mittelalterlichen Charakter nicht völlig bewahrt
hat, ist aber doch eines der besterhaltenen Beispiele
einer mittelalterlichen Zwergstadt, die der
Versorgung und Verwaltung einer bedeutenden
Schloß- und Burganlage diente. Dieses Stadtbild
in seinem Grundriß wie in seinem Aufriß gilt
es zu wahren und zu pflegen, die Ruinen auf
dem Pfirter Schloßberg auszubessern und vor
einem weiteren Verfall zu schützen. Denn nur
dann hat das alte Grafenstädtchen eine Zukunft,
die nicht in der Ansiedlung von Industrie und
fremdem Gewerbe liegen kann, wofür übrigens
kein Raum zur Verfügung steht, sondern in
einer Intensivierung des Tourismus. Die Vergangenheit
Pfirts und seiner Schloßruinen und
das Bild seiner Altstadt sind Anreiz genug für
einen Besuch, ganz zu schweigen von der herrlichen
Aussicht über das wellige Hügelland des
Sundgaus, die weite Rheinebene, bis zu den
hochragenden Kuppen der Südvogesen und den
bewaldeten Höhen des Schwarzwaldes, die man
vom Pfirter Schloßberg aus an klaren Tagen
genießen kann.
Literaturhinweise:
10) Paul Stintzi: „Das Urbar der Stadt und Herrschaft
Pfirt von 1592", Jahrbuch des Sundgauvereins 1959,
Seite 131 bis 146.
11) Hyppolite Vogelweid: „Pfirt und Umgebung", 1930 2,
Seite 40.
12) Repertoire des communes de l'Alsace. Institut National
de la Statistique et des Etudes Economiques.
Direction regionale de Strasbourg, 1960.
Dogelfreiet begriff
Mit Begriff und Wort „Heimat" wird in der
Propaganda immer unbekümmerter manipuliert
und jongliert.
Heimatabende gehören zu den Hauptrequisiten
der Fremdenverkehrswerbung — dabei
handelt es sich bei zwei Dritteln der „Heimatabende
" um meist zweit- und drittrangige sogenannte
„Bunte Abende", bei denen es freilich oft
recht „bunt" zugeht. Das verbleibende Drittel
pflegt die Heimat, die angeblich anklingen soll,
fast immer auch nur recht fragwürdig zu
charakterisieren. Ein wirklicher Heimat abend
ist beinahe schon eine Seltenheit geworden.
Auch wer diese unerfeuliche Verwendung des
Heimatbegriffes für die touristische Reklame
vielleicht noch verzeihlich finden mag, wird den
Mißbrauch des schönen Wortes — eines der
wohlklingendsten unserer Muttersprache — zur
Anpreisung von Markenartikeln kategorisch ablehnen
. Da gibt es die „Heimat" — gemeint ist
der Erzeugungsort — einer Hautcreme, einer
Wolle, einer Pfefferminzart und so weiter und
so weiter. Die Bundesbahn-Reklame-Gesellschaft,
die auch die letzten reklamefreien Stellen auf
den Bahnhöfen noch bepflastern will, findet
offenbar nichts dabei, wenn eine ehrwürdige alte
Domstadt als „Heimat" einer — Zahnpasta am
Haupteingang des Hauptbahnhofs abgestempelt
wird — für sie gilt, daß erlaubt ist, was Geld
bringt...
Die deutschen Menschen aber, für die —
sicher gibt es schon Leute, die darüber lächelnd
den Kopf schütteln, daß es sie noch gibt — der
Begriff „Heimat" noch nicht zum Jargon der
Reklame gehört, fragen, ob es nicht möglich ist,
dafür zu sorgen, daß mit solchen Kostbarkeiten
der deutschen Sprache, zu denen das Wort
„Heimat" gehört, nicht einfach — um es ganz
ungeschminkt auszusprechen — Schindluder getrieben
werden darf... Otto Ernst Sutter
10
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1962-11/0012