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Bezirken der modernen Industriebetriebe; vorausgesetzt
, daß sie diese nicht als ihr Vor- und
Leitbild aufstellen, sondern das Eigene festhalten
und das Heimische bewahren."
Um zu erreichen, was Martin Heidegger fordert
, hält er zweierlei für nötig: „Einmal, daß
wir das Unheimische als solches erkennen, das
heißt in dem, wodurch es bewirkt und bestimmt
wird. Zum andern, daß wir die in ihrem Wesen
nach immer unscheinbaren Kräfte nicht brach
liegen und verkümmern lassen."
Sorgenvoll frägt der Philosoph, der sich hier
als ein tiefschürfender Kenner der Welt der
Menschen erweist, die das ausmachen, was man
„Volk" zu nennen pflegt: „Vielleicht verschwindet
der Bezug zur Heimat, der Zug zur Heimat,
aus dem Dasein des Menschen, vielleicht bereitet
sich aber auch inmitten des Andranges des
Unheimischen ein neues Verhältnis zum Heimischen
vor..." Und dann sagt Martin Heidegger:
„Unsere Sprache nennt den Zug zur Heimat das
Heimweh. In ihm ist die Heimat so bedrängend
als Heimat gegenwärtig wie nirgends sonst.
Indes sieht es so aus, als sei gerade für den
heutigen Menschen, weil er überall zuhause ist
und nirgends, das Heimweh abgestorben. Obwohl
es vielfach diesen Anschein hat, müssen
wir uns vor der Behauptung hüten, daß der
moderne Mensch Heimat und Heimweh nicht
mehr kenne. Denn der Zug zur Heimat ist noch
lebendig und zwar dort, wo wir ihn am wenig-
Max Rieple:
Der Eichener See
Bis an den Südfuß der „Hohen Möhr", die
mit ihrem turmgekrönten Haupt in das Tal von
Hasel hereinblickt, schiebt sich von Basel her
der flache Muschelkalkrücken des Dinkelberges.
Nimmt er sich auch vor den granitenen Bergriesen
des Südschwarzwaldes nur unbedeutend
aus, haben ihn doch drei geologische Merkwürdigkeiten
berühmt gemacht.
Da liegt oberhalb von dem Dorfe Eichen eine
flache Wiesenmulde, die sich so plötzlich mit
Wasser füllen kann, daß schon mancher Bauer,
der dort gerade sein Heu einbrachte, von der
Flut überrascht wurde. Bald ist die Kunde vom
neu erstandenen See ins Dorf gedrungen, und
es dauert nicht lange, bis sich am Ufer eine
kleine Gaststätte auftut und die Jugend mit den
herbeigeschleppten Kähnen auf dem drei bis
vier Meter tiefen See, der fast 30 000 qm bedeckt
, „Schiffle fährt". So harmlos das Gewässer
auch scheint, hat es schon manches Opfer gefordert
, und die Chronik berichtet, daß 1772 fünf
Personen hier ertranken.
Nicht Regen allein kann die Bergmulde füllen
; vielmehr sind es unterirdische Wasserläufe,
sehen vermuten, lebendig allerdings auf eine
seltsame Weise, die wir kaum beachten... Das
Heimweh ist dort lebendig, wo der Mensch
ständig auf der Flucht ins Unheimische ist, das
ihn unterhalten, behexen, seine Zeit ausfüllen,
ihm die Zeit verkürzen soll, weil sie ihm fortwährend
zu lang wird..."
Martin Heidegger — zu den Meßkircher Festgästen
sprechend — ermahnt dazu, „dem Lärmenden
und Rasenden das Stille und Verhaltene
" (das die Heimat bewahrt), „entgegenzusetzen
". Bei einem solchen Fest, wie es vor
einem Jahr in Meßkirch begangen wurde, — es
brachte u. a. auch eine Ausstellung der nie genug
bewunderten Werke des „Meisters von Meßkirch
", dessen Name noch immer ein Geheimnis
ist, — vollziehen „die Teilnehmer inmitten des
Unheimischen eine Rückkehr in das Heimische—
solche Heimkehr vermag, wenn wir sorgfältig
und ohne Hast bleiben, allen Fortriß ins Un-
heimische immer neu zu überholen..."
Es hat etwas seltsam Beglückendes und unsagbar
Tröstliches, aus dem Mund eines Philosophen
, der dem Sinn des Seienden und seiner
Erforschung sein Lebenswerk widmet, einen so
eindringlichen, schlichten und tief erfühlten
Lobpreis der Heimat und ihres Wesens zu vernehmen
! Möge vor allem, was Martin Heidegger
über die Aufgabe der Feste im Leben der Heimatverbundenen
sagt, volle Beachtung finden!
die oft nach jahrelanger Pause plötzlich aus dem
porösen Kalkgestein zutage treten. Man sucht
dieses Naturwunder durch die Dolinen- und
Karstbildung in diesem Gebiete zu erklären.
Steigt der Grundwasserspiegel und kann das
überschüssige Wasser nicht wie gewohnt durch
eine Karstspalte abfließen, tritt es plötzlich durch
eine durchlässige Schicht an die Erdoberfläche.
So geheimnisvoll wie die Flut gekommen, so
schnell wird sie von dem schwammartig zernagten
Kalkstein wieder aufgesogen und tritt wahrscheinlich
später in den starken Dossenbacher
Mühlquellen erneut zutage.
Die Haseler Höhle
Unweit von dem uralten Markgräfler Dorf
Hasel empfängt uns in der berühmten Erd-
mannshöhle eine fremdartige Welt. Während
draußen brütende Sommerhitze über dem Tale
liegt, herrscht im Innern der Höhle, und zwar
sommers wie winters gleichbleibend, eine Temperatur
von 12—13 Grad Celsius. Die 1281 erstmals
in der Haseler Ortschronik erwähnte Höhle
ist auf eine Länge von etwa 36 Meter erschlossen
, dürfte sich aber 15 bis 16 Kilometer weit
in den Berg hinein erstrecken. Manchmal führt
TTaturtounbet: im Kaum von ©djopftjrim
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