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haber tjt. Ritter, von hohen und höchsten Herrschaften
besucht, beneidenswerte Lage am Kurpark
". Dann kam das Haus an Frau Eckerlin, die
es viele Jahre lang als Pension führte; jetzt ist
es noch in Familienbesitz und heißt — mehrfach'
vergrößert — Hotel Eckerlin.
Im Jahre 1903 wurde von der Familie Daur
das Hotel „Markgräfler Hof" unweit des Bahnhofes
erbaut. Das Haus ging im Jahre 1928 in
den Besitz des Küchenmeisters Kurz über und
erfuhr unlängst eine Vergrößerung.
In erhöhter Lage am Pfarrwald sehen wir das
Hotel „Weißes Haus". Alte Einheimische sagen,
es stehe auf dem „Hasenbuck", denn der Erbauer
war ein Pfarrer Has. Später kam das Anwesen
in den Besitz des Generalkonsuls Roselius, der
viele Veränderungen vornehmen ließ und auch
ein Stück vom Pfarrwald erwerben konnte. —
Neu ist Hotel „Rheingold" an der Markgrafenstraße
, doch auch dessen Keimzelle war ein
Privathaus.
Im Ortsteil Oberweiler stehen interessante
Gaststätten. Wir denkep. daran, daß schon vor
dem Jahre 1600 hier ein Eisenwerk in Betrieb
war. Das jetzige Forsthaus war Verwaltungsgebäude
(Faktorei), und dort wurde von jeher
Wein ausgeschenkt für die Arbeiter, Beamten,
Fuhrleute und Eisenhändler. Also dürfen wir
das Forsthaus als älteste Gaststätte Oberweilers
ansprechen. Dann folgt der „Wilde Mann"; schon
1670 wird ein Wildmannwirt Karl Glaser genannt
. Obwohl dieser Gasthof zeitweilig geschlossen
war, behauptete er doch seine angesehene
Stellung bis auf den heutigen Tag. Der „Ochsen"
ist etwas jünger; erste Nennung im Jahre 1684.
Michael Grether scheint der erste Besitzer gewesen
zu sein. „Blume" und „Krone" sind gewissermäßen
„Ableger" der alten Bergwirtschaft. Den
Schmelzofen kaufte ein Bierbrauer Haas, daher
der Name Hasenburg. Heute ist die Hasenburg
ein schmuckes Hotel in schönem Garten.
Die Zahl der Pensionen, also der Häuser, die
dem Gast volle Verpflegung geben, hat sich in
den letzten Jahren vermehrt; es dürften jetzt
22 Pensionen vorhanden sein. Zimmer mit Frühstück
findet der Gast in sehr vielen Häusern,
während es vor hundert Jahren noch ganz wenig
Privatquartiere gab.
Im Jahre 1823 wurde hier die erste Apotheke
errichtet. Der Apotheker Schmidt baute sie und
und hat „Zimmer für Badgäste darin angebracht.
Das war die erste Privatwohnung in Badenweiler
" (nach Wever). Im Jahre 1836 ist der Arzt
Dr. G. Wever hier aufgezogen und hat sich im
Jahre 1840 ein Haus gebaut, ebenfalls mit Privatwohnungen
. Wever hat es im Jahre 1850 vergrößert
und 25 Zimmer gewonnen. Sein Haus war
das jetzige Schwarzwaldhotel. Vom Jahre 1840
meldet die Wever'sche Chronik, daß Hofapothe-
ker Steinhofer eine neue Apotheke gebaut und
ebenfalls Privatwohnungen eingerichtet habe.
1841 ist der erste Postomnibus nach Badenweiler
gekommen. Durch diesen wurden von nun
an Briefe, Pakete und Personen täglich einmal
nach Müllheim befördert. „Diese neue Einrichtung
hat allgemeine Freude erregt.
„1863 wurde der Gasthof zur Stadt Karlsruhe
bedeutend vergrößert und verschönert. Er enthält
jetzt 50 vermietbare Zimmer. Im gleichen
Jahr sind im Römerbad neue, elegante und allen
Anforderungen des feineren Geschmackes und
der Zweckmäßigkeit entsprechende Bäder hergerichtet
worden."
Wir haben den Lesern gern einige Stellen aus
der alten Chronik angeführt. Wir könnten auch
sagen, daß sich die Oberamtmänner und Burgvögte
viel Mühe gegeben haben, um Badenweiler
„emporzubringen". Die Badwirte zeigten vor
dem Jahre 1800 oft wenig Neigung zur Verbesserung
ihrer Anwesen, sie mußten von der Obrigkeit
des öfteren gemahnt und getadelt werden.
Das ist jetzt anders geworden. Ein edler Wettstreit
unter den Hausbesitzern sorgt dafür, daß
sich der Gast überall wohl fühlt. Und dennoch
ist Badenweiler auf die Hilfe des Staates angewiesen
, man denke nur an die Bäder und an
den Kurpark.
Sdirifttum (Auswahl)
Akten des GLA, Abt. 229 fast alle Nummern, Abt. 422 mehrere Faszikel.
A. J. Sievert: Geschichte der. Stadt Müllheim. Müllheim 1886.
E. Scheffelt: Badenweiler in Vergangenheit und Gegenwart, 1933.
K. Sauer: Die erdgeschichtlichen Gründe für Badenweilers Thermen und
Bergbau. „Die Markgrafschaft", 13. Jahrg., Heft 4, Müllheim, 1961.
J.Helm: Badenweiler im Spiegel der Jahrhunderte.
Kcmbneutottfec J\ V. tfybel
In Bad Homburg, so war dieser Tage zu lesen,
legte der Berliner Psychiater Professor Dr. I. H.
Schulz — weltberühmt durch sein Autogenes
Training — vor einem Forum begierig lauschender
Wissenschaftler dar, daß jeder Dialekt eine
Neurose sei. Er meint damit eine sogenannte
Randneurose, unter der die Psychiatrie Gewohnheiten
versteht, die durch Milieueinfluß zustande
kommen. Wer mit ihr behaftet ist, schleppt sie
sein Lebtag am Rande mit; daher der Name.
Wie berichtet wird, führte der Berliner Professor
weiterhin aus, daß Dialektneurotiker weniger
unter der Masse des Volkes, als unter Intellek-
tuellen anzutreffen seien. Durch sprachliche Disziplin
und Hypnosetherapie könnten, so wird
weiter berichtet, diese Randneurose mit ziemlicher
Sicherheit ausgetrieben werden*
Der Professor muß das natürlich wissen. Aber
wir fragen uns etwas erschreckt, ob er auch
weiß, was Dialekt bedeutet. Nach seiner Meinung
offenbar schlechtes und nachlässig gesprochenes
Deutsch. Nim sind aber wir der Auffassung, daß
Dialekt oder Mundart alles andere als Zeugnis
mangelnder Sprachdisziplin zu gelten hat. Bekanntlich
gab es von alters her verschiedene
deutsche Stämme, deren wesenmäßige Eigenart
sich in der Sprache spiegelte und heute noch
spiegelt. Und diese jeweilig andersgeartete
psychische Struktur schuf ihre schönsten Ausdrucksmöglichkeiten
in der Mundartdichtimg.
Für die Oberdeutschen in Hebel und Burte, für
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