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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-01/0013
die Norddeutschen in der Prosa Fritz Reuters,
ganz zu schweigen von den gelegentlichen Versen
Weinhebers im Wiener Idiom oder gar dem
Elsässischen in den Schöpfungen Arnolds, dem
Zeitgenossen Goethes, oder denen des Sund-
gauers Nathan Katz; auch Frankreich hat seinen
in die Literatur eingegangenen provengalischen
Dichterkreis. Es gibt also seelische Regungen,
die so fein und einmalig eben nur in der Mundart
ausgesprochen werden können. Sei noch erwähnt
, daß Rilke kurz vor seinem Tode das

Alemannische entdeckte und sogar den einen
und anderen Ausdruck in seine Lyrik übernahm.

Weit entfernt davon, daß wir an dieser Stelle
in geschwollenem Pathos die „heiligsten Güter"
zitieren; es wäre nicht angebracht. Lassen wir
uns damit genügen, die erheiternde Erleuchtung
oder auch begriffliche Verwechslung des Berliner
Professors als solche kundzutun und dem hinzuzufügen
: Johann Peter als Randneurotiker, —
welch bereichernder Beitrag zur Hebelforschung.
Aus den „B. N. N.", K'he. - ksz -

Gerhard Geiger:

„So mancher reist Hunderte von Meilen weit,
um fremder Länder Merkwürdigkeiten zu beschauen
und ahnt nicht, daß sein Vaterland Dinge
darbietet, die sich mit dem Bewundernswerten
jeder Gegend messen können, wenn sie es vielleicht
nicht noch übertreffen". Diese freundschaftliche
Ermahnung, sich mit den Merkwürdigkeiten
der eigenen Heimat zu beschäftigen,
konnten 1833 die Leser eines Freiburger Unterhaltungsblattes
ihrer Zeitschrift entnehmen.

Nun, es waren nicht die Probleme des modernen
Fremdenverkehrs, mit denen sich der Verfasser
dieses Aufsatzes etwa schon damals beschäftigt
hätte, er wollte damit nur die Aufmerksamkeit
seiner Leser auf ein, altes, heute
verschwundenes Gewerbe, die Holzflößerei auf
dem Rhein und seinen Nebenflüssen, lenken. Für
ihn stellten die großen Flöße, die das Holz des
Schwarzwaldes in holländische Häfen brachten,
ein kühnes und wagemutiges Unternehmen dar
— eine Ansicht, der man wohl auch heute noch
beipflichten darf, wenn man von der Größe eines
solchen Floßes und all den Aufwendungen erfährt
, die nötig waren, um es endlich auf die
Reise zu schicken. Der Verfasser dieses anonym
erschienenen Beitrags gibt uns folgende Beschreibung
:

„Man denke sich eine schwimmende Holzinsel
von 1.000 Schritt Länge, von 80—90 Fuß
Breite, worauf 10—13 geräumige Hütten einer
Zahl, von 400—500 Arbeitern Wohnung geben,
wo 4—5 Ochsen immer eingestallt sind, um diesen
Menschen frisches Fleisch zu schaffen, während
ihnen 40—50.000 Pfund Brot, 15—20.000
Pfund gesalzenes Fleisch.. zur Nahrung dienen,
und 5—6.000 Ohmen Bier, 3—4 Stückfaß Wein
ihre Kehle anfeuchten, man denke sich nun dazu
noch, eine Herrenhütte, die es wohl an Luxus
und Bequemlichkeit mit mancher Admiralskajüte
aufnehmen kann, und frage sich dann, ob so
etwas nicht zu den ersten Merkwürdigkeiten
unseres Vaterlandes und Europas überhaupt
gehöre?"

Das Zeitalter der technischen Revolutionen
war damals noch nicht angebrochen und die
Leute mochten sich wohl noch über die Dimensionen
solcher Flöße wundern. Heute sind moderne
Transportmittel an ihre Stelle getreten
und auch das Holz nimmt nicht mehr seine führende
Stellung im Schiffsbau ein. Mit den Flößen
kamen damals auch zahlreiche Menschen aus
den am Rhein gelegenen Dörfern in die Häfen
Hollands. Dort fanden sie für einige Monate bis
in den Herbst hinein ihren Verdienst, während
zu Hause ihre Frauen die Felder bestellten. Bei
Andernach und Bingen am Rhein wurden die
auf dem Rhein, der Mosel und dem Main herbeigeführten
Flöße zu größeren zusammengestellt
. Zu großen „Holzinseln" verbunden glitten
die „Holländerflöße" in wochenlanger Fahrt
von kundigen Leuten gelenkt den Rhein hinab.
In Dortrecht in Holland wurde das Holz gestapelt
und hier fanden auch die großen Holzauktionen
statt. Schon im Winter, wenn eine Schnee- und
Eisdecke den Waldboden überzog, wurden die
Bäume gefällt und über die „Riesen", in den
Wald gehauene steile Schneisen, zu Tal gebracht.
Uber diese Fahrrinnen, deren Seitenwände mit
starken Baumstämmen verstärkt wurden, jagten
die gefällten Schwarzwaldtannen ins Tal hinunter
. Diese Vorarbeiten nahmen den ganzen
Winter in Anspruch. Die durch ein gelegentliches
Hochwasser beschädigten Stauweiher im Oberlauf
der kleineren Flüsse, auf denen das Holz
dem Rhein zugeführt wurde, wurden wieder
repariert und das Bachbett von größeren Hindernissen
befreit. In diesen Weihern, man nannte
sie auch „Schwellwerke", wurde das Wasser angestaut
, denn nur durch das „Schwellen" des
Wassers war es überhaupt möglich, auf den
schnellfließenden Schwarzwaldflüssen, etwa der
Murg und der Kinzig, mit ihrem starken Gefälle
Holz zu flößen. Im Gegensatz zu diesen größeren
Gebirgsflüssen wurde auf den kleineren Bächen
im südlichen Breisgau, auf dem Neumagen und
der Möhlin, keine eigentliche Flößerei betrieben.
Hier war es meist nur ein „Scheitholzflößen"
(„Holzschwemmerei")2), das heißt man ließ die
Stämme einzeln flußabwärts treiben. Selbst ein
Kanalisieren dieser kleinen Bäche, das eine
„Flößerei" in bescheidenstem Umfange ermöglichte
— ein Werk, das in den meisten Fällen
(so bei Neumagen und Möhlin) bald wieder
durch Hochwässer zerstört wurde — konnte hier
keine wesentliche Abhilfe schaffen; das „Scheitholzflößen
" auf diesen kleinen Bächen blieb nur
ein dürftiges Abbild der glanzvollen Flößerei
auf Kinzig und Murg.

Im Frühjahr wurden die Stämme mit „Floßwieden
" zusammengekoppelt und durch quer-

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