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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-01/0014
gelegte Stangen zu einem Floß verbunden. Diese
„Gestöre" („Gebunde" oder „Boden")3) genannten
kleinen Flöße wurden wiederum meist durch
Taue oder kleinere Stämme zu einem größeren
Verbände zusammengefügt. Am vorderen Ende
des ersten „Gestöres" wurde eine Stange angebracht
, mit deren Hilfe es dem Flößer möglich
war, den Lauf des Floßes zu steuern.

In dem 1892 erschienenen Buch „Der Schwarzwald
" von Wilhelm Jensen finden sich aus der
Feder des Schwarzwaldmalers Wilhelm Hasemann
einige Zeichnungen von Flößern und
ihrem alten, heute ausgestorbenen Gewerbe. Die
Darstellungen zeigen bärtige Männer mit breitkrempigen
Hüten und hohen Stiefeln; meist tragen
sie eine Axt oder eine Floßstange über der
Schulter, Gewandtheit und ihre große Fertigkeit,
die Flöße zwischen den Felsklippen auch bei
niedriger Wasserführung des Flusses hindurch-
zulenken, zeichneten diese Flößer aus.

Uber das Alter der Flößerei auf dem Rhein
und der Kinzig4) sind wir nicht unterrichtet;
Annahmen einer römischen oder gar keltischen
Holzflößerei auf dem Rheine entbehren jeder
sicheren Grundlage, wenn auch Inschriften auf
römischen Votivsteinen aus Ettlingen, Baden-
Baden und Marbach am Neckar für den Oberrhein
im zweiten nachchristlichen Jahrhundert

Emil Baader:

Von den einsamen Höfen kommen die Bauern
ztfm letzten feierlichen Gottesdienst, Abschied zu
nehmen vom alten Jahr. Mächtig erschallt der
Hymnus „Te Deum laudamus" am Ende der
Silvesterandacht. Dann wandern die Menschen,
bedächtigen Schrittes, wieder heim. In der geräumigen
Wohnstube, wo der große Kachelofen
und die „Kunst" behagliche Wärme spenden,
sitzt die Familie beim Lampenschein zusammen.
Aber es fehlt heute die Sammlung zur „Mühle",
dem Lieblingsspiel des Schwarzwälders zur Winterszeit
. Man hat heute viel zu erzählen. Und
man erwartet außerdem die „Neujahrss^ger".

Ein Geräusch vom Hausgang. Sie kommen!
Sie beginnen mit etwas rauhen Stimmen jene
alten Neujahrslieder zu singen, die noch aus der
Zeit stammen, da Neujahr und Weihnachten
zusammenfielen. Ein solch altes Schwarzwälder
Neujahrslied beginnt: „Hinicht ist die kälteste
Nacht, / Das Kindlein Jesu geboren war, / Es. ist
geboren und das ist wahr, / Ein kleines Kindlein,
ein großer Gott. / Wir wünschen euch allen ein
gutes neues Jahr, / ein neues Jahr und auch viel
Glück, / So beten wir an Herrn Jesu Christ!"

Folgende Bettelverse schließen sich an: „Hausvater
steig ins Ach,/Hol herunter eine Rippach,/
Nimm eine von den langen,/Und laß die kurzen
hangen ... / Hausvater laß dich nicht verdrießen /
Und laß die röstigen Tal er aus dem Beutel
schießen".

Die Gaben fallen verschieden aus. Gute
Freunde werden mit Speck und Schnaps bewir-

„ Schifferzünfte" (contubernia nautarum) nennen,
in denen man jedoch nur bei sehr freier Quelleninterpretation
und nicht ohne Pressung der Quellen
Holzflößereivereinigungen sehen kann.

Erst in einer Urkunde aus dem 15. Jahrhundert
findet die Holzflößerei auf dem Hoch- und
Oberrhein ihre erste literarische Erwähnung5),
wenn auch Nachrichten über das in den Sägemühlen
des Schwarzwaldes und der Vogesen
aufbereitete, zum Flößen bestimmte Bauholz
schon aus früheren Zeiten vorliegen. So werden
bereits 1303 „zwo Sag mülin" in Breitenbach bei
Schlettstadt genannt6).

Anmerkungen:

1. Heino Pfannenschmid (Über das Alter der Flößerei
im Gebiete des oberen Rheines, Colmar, 1881, S. 4)
gibt als Länge eines solchen mit 900 Knechten und
Arbeitern besetzten „Holländerfloßes" 280 m an.

2. Vgl. Pfannenschmid, a.a.O., S.3 und über die Flößerei
auf den kleineren Bächen des Südschwarzwaldes den
Beitrag von K. Stoll in dem von K. Müller (1948) herausgegebenen
Sammelwerk „Der Feldberg".

3. Wohl vom mittelhochdeutschen storre — „Baumstumpf
" (Pfannenschmid, a. a. O., S. 4.)

4. Vgl. Barth, Ludwig, Die Geschichte der Flößerei im
Flußgebiet der oberen Kinzig. Ein Beitrag zur Geschichte
der Schwarzwälder Schifferschaften. Diss.,
Karlsruhe, 1895.

5. Pfannenschmid, a. a. O., S. 13.

6. Pfannenschmid, a. a. O., S. 14, Anmerkung 1.

tet. Arme Leute erhalten Geld, wohl auch eine
Handvoll Birnenschnitze, weshalb das oben angeführte
Lied „Schnitzlied" heißt. Nach Empfang
der Gaben bedanken sich die Sänger mit folgendem
Lied: „Man hat uns ehrlich und redlich
gegeben, / Gott laß euch das Jahr in Freuden
erleben, / In Freuden erleben und das ist wahr. /
Wir wünschen dem Bauern einen goldenen
Wagen, / Darauf soll er einst ins Himmelreich
fahren". Bekommen die Schnitzsänger keine
Gabe, so singen sie: „Man hat uns ehrlich und
redlich nix geben, / Der Teufel soll euch den
Hals rasäge!"

Die Bauern bleiben am Silvesterabend selten
zu Hause. Sie suchen das Wirtshaus auf, wo sie
Neujahrsbrezeln auswürfeln. Wer beim Würfeln
in der Silvesternacht Glück hat, wird im neuen
Jahr Glück haben.

In der Lahrer Gegend bringt der Bursche
seinem Mädchen in der Silvesternacht eine große
Brezel, in welche der Name des Mädchens eingebacken
ist. Reichere Burschen schenken dazu
ein seidenes Halstuch. Die Burschen werden
dann zum Kaffee eingeladen und mit gestickten
Hosenträgern und Hausschuhen beschenkt.

Am Bodensee wird in der Silvesternacht
„gepäperlet": Der Hausvater ißt mit den Seinen
Neujahrsbrot, Nüsse und Käse und trinkt zum
erstenmal vom Neuen.

Schön ist der Silvesterzug in Schiltach. Am
oberen Törle versammelt sich die Gemeinde

@ÜtK|tecnadjt im ©djumtgtualfc

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