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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-01/0015
gegen 9 Ühr. Unter dem Geläute der Glocken
Marschieren die Einwohner, brennende Laternen
in den Händen, zum Pfarrhaus. Lichtlein flakkern
da und dort auf der Fensterbank. Die
Christbäume in den Stuben werden an die Fenster
gerückt. Der Pfarrherr gibt einen Uberblick
über die Ereignisse des scheidenden Jahres. Der

Schiltacher Silvesterzug soll — wie die Überlieferung
berichtet — auf das Mittelalter zurückgehen
. Pfarrherr und Bürgermeister sollen sich
anläßlich eines furchtbaren Seuchenjähres dem
Wohle der Kranken geopfert haben. Zur Erinnerung
daran gelobte die Gemeinde den Zug am
Silvesterabend.

Emil Baader:

7ot)cmn Rafpav bagnato

Deutschordensbaumeister der Barockzeit

In der Schloßkirche der Insel Mainau erinnert
ein Epitaph an den Erbauer von Schloß Mainau:
Johann Kaspar Bagnato, der wie sein Sohn Franz
Anton Bagnato „Baudirektor" des Deutschordens
war. Beide gehören zu den. vielbeschäftigten süddeutschen
Architekten der Barockzeit. Während
der letzte Namensträger des Geschlechts der
Bagnato, Rechtsanwalt Dr. Paul vom Bagnato,
vor wenigen Jahren in Altshausen bei Sauldorf
starb — dieses Städtchen war seit 1264 Sitz des
Landkomturs der Deutschordensballei Elsaß und
Burgund — leben heute noch Nachkommen der
beiden Architekten zu Kippenheim bei Lahr. Es
ist dies die Familie des Arztes Dr. Weber. Im
Besitz dieser Familie befindet sich u. a. ein Bildnis
von Franz Anton Bagnato nebst Frau, Sohn
und Töchtern, sowie eine Chronik, die von der
Geschichte der Vorfahren erzählt. Leben und
Werk der beiden Baumeister hat in einer Dissertation
, die im Jahre 1919 verfaßt wurde, Franz
Acker erstmals kritisch dargestellt. Auf die
Weber'sche Familienchronik und die Acker'sche
Dissertation gründen sich die folgenden Ausführungen
.

Nach der Weber'schen Familiengeschichte
stammen die Bagnato aus Como. Johann Kaspar
Bagnato selbst ist aber in Landau in der Pfalz
geboren, das zu jener Zeit französisch war. Der
Geburtstag ist nicht bekannt. Im Jahre 1729
hören wir von seiner Anstellung bei der Landkommende
der Bailei Elsaß und Burgund. Vermutlich
hielt er sich schon längere Zeit im
Schwäbischen auf, war er doch zur Zeit seiner
Anstellung bereits mit der. aus Ravensburg gebürtigen
Anna Maria Walser verheiratet. Im
Jahre 1741 starb seine Gattin während eines
Besuches zu Ravensburg. 15 Jahre später ging
Johann Kaspar Bagnato eine zweite Ehe mit
Marie Rosa Buol ein. Kurz vor seinem Tode
wurde er zum „Kastenamtmann" das heißt Verwalter
des Landkomturischen Fruchtspeichers in
Ravensburg ernannt. Er besaß umfangreiche
Gemälde- und Kupferstichsammlungen. Er hatte
das Ravensburger Bürgerrecht. Doch war sein
Wohnsitz bis zum Tode Altshausen. Als er sich
1757 auf die Insel Mainau begab, um die dortigen
Gebäude zu besichtigen, erkrankte er plötzlich
. Er starb am 15. Juni 1757. In der von ihm
erbauten Schloßkirche wurde er beigesetzt.

Die erste und bedeutendste Arbeit von Johann
Kaspar Bagnato im Dienst des Deutschritterordens
war der Entwurf zu einem im französischen
Geschmack gehaltenen stattlichen Residenzschloß
. Er hatte dieses für den Landkomtur
der Bailei Elsaß und Burgund in Altshausen zu
errichten. Alte Pläne zeigen uns, wie Bagnato
diese Anlage, die nur zum kleineren Teil erstehen
konnte, großzügig auszuführen gedachte.

Die alte Ordensburg auf der Mainau hatte in
dem kriegerischen 17. Jahrhundert sehr gelitten.
Sobald die finanziellen Verhältnisse es erlaubten,
entschloß man sich, die Neugestaltung der
Kommendenbauten durchzuführen. Erstmals kam
Bagnato 1732 nach der Mainau, um sich zu
orientieren. Mit dem Kirchenbau sollte der
Anfang gemacht werden. Der österreichische
Erbfolgekrieg 1734 verursachte eine Unterbrechung
der Bautätigkeit. Erst 1737 nach dem
Wiener Frieden, wurde unter dem Nachfolger
des inzwischen verstorbenen Freiherrn von
Schönau, dem Freiherrn von Roll, das Werk
wieder in Angriff genommen. Bagnatos Arbeit
befriedigte den Auftraggeber nicht immer. Roll
beschwerte sich über die Saumseligkeit des Baumeisters
beim Landkomturen.

Das Schloß, in einer nach Westen sich öffnenden
Hufeisenform angelegt, hat im westlichen
Giebelfeld der Mittelpartie die Wappen des
Hoch- und Deutschmeisters Clemens August, des
Landkomturs von Froberg und des Komturs der
Mainau, Friedrich von Baden. Das östliche Giebelfeld
ziert das Deutschordenswappen. Schloß.
Mainau wurde 1748 vollendet.

Johann Kaspar Bagnatos größter und schönster
Kirchenbau ist die Pfarrkirche zu Merdingen
am Tuniberg. Der Bau wurde offenbar 1738
begonnen. Ein schlanker, mit einer Schieferhaube
gekrönter Turm erhebt sich über dem
Haupteingang im Westen. Die Altäre lieferte
Josef Anton Feichtmaier. Auch das Pfarrhaus zu
Merdingen stammt von Bagnato. Es ist im Stil
der Beamtenhäuser zu Altshausen ausgeführt.

Gleichzeitig mit dem Merdinger Kirchenbau
schuf Bagnato im Auftrag des Deutschordens die
Pfarrkirche zu Oberhausen (Landkreis Emmendingen
), etwas später auch das Pfarrhaus daselbst
, während der Kirchenbau zu Kappel am
Rhein,, wofür Bagnato Pläne geschaffen hatte,
einem Konkurrenten zur Ausführung übertragen
wurde.

Im Frühjahr 1744 wurde unserem Meister der
Neubau der Kommende Hitzkirch im Kanton
Bern übertragen, nachdem sich eine Renovation
als unzweckmäßig erwiesen hatte.

Im Elsaß hatte Johann Kaspar Bagnato neue
Kommenden in Rixheim (bei Mülhausen), in

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