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Andlau und Rufach zu erbauen, femer Pfarrhöfe
in Epfersheim und Meistrazheim. Auch für die
Kommenden Beuggen hatten sowohl Johann
Kaspar Bagnato, wie später sein Sohn Franz
Anton Bagnato verschiedene Bauten zu errichten.
Von weiteren Arbeiten unseres Meisters seien
genannt jene für das Stift Zurzach, für das Stift
Säckingen (Kirche zu Wegenstetten), Bauten für
den Johanniterorden (Kommende Tobel), Bauten
und Projekte für das Stift St. Gallen (Kornhaus
zu Rorschach, Stiftskirche zu St. Gallen). Von
besonderer Bedeutung waren seine Bauten für
das Kloster Obermarchtal: der Osttrakt der
Klausur, sowie die Kirche zu Unterwachingen.
Im Zisterzienserkloster Salem war J. K. Bagnato
seit dem Jahre 1753 mit dem Bau eines neuen
Dachreiters beschäftigt. Dieser wurde zu Beginn
des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Von
J. K. Bagnato stammt auch die St. Nepomuk-
kapelle, der Anbau der Stadtkirche zu Meßkirch
(1733), sowie die katholische Stadtkirche zu
Lindau (1748—1751), während ihm der Bau des
Seminars und des neuen Schlosses zu Meersburg
(nach Acker) früher irrtümlich zugeschrieben
wurden.
Johann Kaspar Bagnato galt als tüchtiger
Architekt. Gemessen an den Werken der großen
Barockmeister, ragen seine Arbeiten freilich
nicht über das Mittelmaß hinaus.
Sein Sohn Franz Anton Bagnato wurde am
15. Juni 1731 zu Altshausen geboren. Seine Mutter
war Anna Maria Walser. Die Ausbildung
empfing er von seinem Vater. Nach des Vaters
Tod wurde er dessen Nachfolger im Amt. Er
vermählte sich 1760 mit der 19jährigen Antonia
von Zelling. Der Ehe entsprossen sechs Kinder.
Der älteste Sohn Johann Nepomuk wurde 1796
als Kanzleivorsteher auf der Mainau durch den
Hoch- und Deutschmeister geadelt. Da er verhältnismäßig
wenig Bauten ausführen mußte,
hatte er Zeit, das Amt eines Kastenamtmanns
(wie einst sein Vater) zu übernehmen. Außerdem
übergab ihm der Fürst Anselm von Thurn und
Taxis im Jahre 1773 das Posthalteramt zu Altshausen
. Seine Frau starb bereits 1803.
Eines der bedeutendsten Bauwerke des jüngeren
Bagnato ist das Deutschordensgebäude zu
Freiburg im Breisgau, das im verflqssenen Krieg
schweren Schaden erlitten hat.
1776 erhielt er den Auftrag, den dritten Stock
des Schlosses zu Mergentheim, wo sich der
Hauptsitz des Deutschordens befand, neu einzurichten
. Ferner brachte er den von seinem Vater
begonnenen Neubau der Kommende Andlau zum
Abschluß. Ein (freilich nicht bedeutendes) Werk
von ihm ist der Umbau der Pfarrkirche zu Birn-
dorf bei Bonndorf (1785), ein gutes Werk hingegen
Schloß Oberrimsingen am Tuniberg (1773).
F. A. Bagnato starb am 17. Juni 1810 zu Altshausen
. Er fand neben seiner Gattin seine letzte
Ruhestätte in der Friedhoffcapelle zu Altshausen.
Franz Anton Bagnatos Tochter Eleonore verheiratete
sich mit dem Fürstenbergischen Oberamtsrat
und Landschreiber Johann Felix Baur in
Donaueschingen. Die Tochter Franziska dieses
Fürstenbergischen Beamten vermählte sich mit
dem Hofgerichtsrat Severin Wollmann (gestorben
1849 zu Freiburg), während Wollmanns
Tochter Franziska sich mit dem Heidelberger
Kunstmaler Franz Wagner verheiratete. Ein ausdrucksvolles
Selbstbildnis Wagners, sowie ein
Bildnis seiner Gattin finden wir im Kippenhei-
mer „Ahnenzimmer", Mit dem aus Markdorf am
Bodensee stammenden Arzt Dr. Theodor Ainser
vermählte sich die Tochter Marie des Malers
Wagner in Freiburg (die beiden wurden durch
Heinrich Hansjakob getraut). Dr. Ainser starb
1926 in Kippenheim. Seine Tochter Fanni, aus
Endingen gebürtig, wurde die Gattin des Arztes
Johann Leonhard Weber (1870—1930) in Kippenheim
. Die Kinder dieser Ehe sind also Nachkommen
unserer beiden Deutschordensbaumeister
Johann Kaspar und Franz Anton Bagnato. Als
ein Glücksfall muß es bezeichnet werden, daß
die Originale der Bagnato'schen Ahnenbilder sich
bis heute im Familienbesitz erhalten haben.
Hermann Landerer:
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Eine Erzählung vom Kais er stuhl
So vor sechzig Jährlein: was war da ein
Leben in meinem Dörflein, wenn die ersten
Kaiserstühler Kirschen rotbraun zwischen dem
Kirschlaub schimmerten.
Einen Kirschenmarkt so wie heute kannte
man damals noch nicht. Zu uns kamen eben
unsere nächsten Nachbarn aus dem oberen Elsaß:
meist waren sie aus „Banzene" oder „Blodelse";
und sie waren es, die damals schon von einem
europäischen Markt träumten, denn sie brachten
unsere „Großartigen" nach Straßburg oder Mülhausen
. Morgens in aller Herrgottsfrühe kamen
sie mit ihren großen Blachenwagen von Breisach
her die „Füül-Woog" heraufgefahren. Meist sah
man vom Wagenlenker nicht mehr als seinen
roten Nasenzipfel, den er verschlafen unter der
Plane herausstreckte.
Ich kannte damals alle Kirschenhändler, die
in unser Dörflein kamen: da waren der „Chang"
und sein Mariele, die ihren Wagen in der Toreinfahrt
vom „Läje" stehen hatten. Der „Cyprian
und die Aatoinett" faßten ihre Kirschen vor der
Stube unter dem großen Birnbaum. Der „Schosef
mit seiner Katrin" machten den Bärenplatz unsicher
, und der „Champedissel mit seiner Lung"
hatten den weiten Lindenhof für sich gepachtet.
Von allen Elsässern gefielen mir der
„Champedissel" und seine Frau am besten.
Warum er sie „Lung" rief... ich dachte mir
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