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Albert Eisele:
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Man kennt Johann Peter Hebels Wort, daß
er bei der Herau3gabe seiner alemannischen
Gedichte mit die Absicht gehabt habe, hie und
da eine Harfe zu wecken. Die Stelle findet sich
in einem Brief an Hitzig vom Juli 1803 und
lautet im Zusammenhang: „Ich getraue mir kein
zweites Bändchen zu Stand zu bringen. Der erste
heilige Anflug des Genius ist schnell an mir
vorübergegangen, und möge er nun den Herrn
Professor Fellner umwehen. Meine stille Absicht
war es mit, durch die neuen Töne hie und da
eine Harfe zu wecken." Wer den Band 4 vom
„Markgräfler Jahrbuch", der zu Weihnachten
1962 von der „Arbeitsgemeinschaft für Geschichte
mnd Landeskunde des Markgräflerlandes" herausgebracht
wurde, anschaut, findet dort neben
vielen andern Beiträgen eine Zusammenstellung
„Dichter und Dichterinnen der Heimat in Vergangenheit
und Gegenwart" von Hubert Baum.
xWir wissen, daß trotz der großen Zahl der mit
Proben vertretenen Dichter nicht alle im Jahrbuch
vertreten sind, die Baum vorgeschlagen
hatte. Wir erwähnen nur aus unserer engeren
Heimat folgende Namen, die uns fehlen: Anton
Hermann Albrecht; Karl Muser aus Müllheim;
Karl Raupp aus Schopfheim; Hermann Vortisch
aus Lörrach und Karl Berner aus Kandern.
Hebels Absicht, hie und da eine Harfe zu
wecken, ging in Erfüllung. Im Jahre 1922 erschien
in der Reihe „Die gelb-roten Bücher" ein
Band „Die badische Mundart - Dichtung" von
Dr. A. Fr. Raif. Dort lesen wir u. a. den Satz
„Es kann sich somit um eine bloße Nachahmung
Hebels nicht handeln: Vielmehr schlummerte
diese Betrachtungsweise schon lange im alemannischen
Volke und wurde durch Hebels Kunst
allenthalben geweckt". In jenem Jahre 1922 erschien
Burtes „Madlee", und Raif konnte nur
, auf die Gedichte Burtes verweisen, die H. E.
Busse in der Bad. Heimat veröffentlicht hatte.
Von Raupp dagegen lagen vor: „Veieli und
Zinkli", dann „Heckerösli" und „Grüß Gott";
von seinem Freund Berner die Bändchen „Reigen
der Jahre"; „Aus Sturm und Stille" und
„Potz Dunder". Wenn heute und hier Karl Berner
herausgestellt wird, dann deshalb, weil er
am 26. Januar 1863, also vor hundert Jahren, in
Kandern geboren wurde. Zu seinem 70. Geburtstag
, den er in Kandern feierte, hatte Hermann
Eris Busse ein Bändchen Gedichte und Erzählungen
unter dem Titel „Bunte Fenster" herausgebracht
. Da lesen wir im Nachwort: „Dieser
Markgafler Berner hat sich nie zu Veröffentlichungen
seiner Dichtungen gedrängt. Es ist
wenig davon gesammelt erschienen. Das prachtvolle
Geschichtenbuch „Potz Dunder" war rasch
vergriffen. Auch zwei Bändchen hochdeutsche
Gedichte sind nicht mehr greifbar. Seine andern
„Sachen" fliegen in Zeitschriften und. Zeitungen,
.'Kalendern und Almanachto verzettelt umher".
Busse schließt mit den Worten: „Karl Berner
darf unter keinen Umständen in der Reihe der
oberrheinischen Volksdichter ausfallen". Aber
was ist heute von Karl Berners Werk noch zu
haben? Obwohl Wilhelm Zentner sich bereit erklärte
, ein neues Berner - Bändchen herauszugeben
, kam es nie zur Verwirklichung.
Es hat wenig Sinn, über einen Dichter zu
schreiben, dessen Werk nicht greifbar ist. „Wir
wollen weniger gepriesen und mehr gelesen
sein", hät einmal einer geschrieben. Es ist auch
ein schlechter Trost, wenn Hebels Gedichte und
Erzählungen in den Häusern seiner engeren Heimat
immer seltener zu finden sind. Die Kander-
ner Hebelfreunde lassen jedes Jahr am Hebelschoppen
in Hertingen nicht nur Hebel selbst zu
Wort kommen; auch die lebenden Dichter sind
jeweils freudig begrüßt entweder mit ernstem
Gedicht in der Kirche oder mit heiteren Beiträgen
im „Rößli" zu Wort gekommen. Dort hörte
man auch neben Burte früher Karl Berner und,
Karl Raupp und später Fritz Wolfsberger und
andere. Und eine der schönsten Erzählungen
Berners heißt „Der Hebelschoppen".
„My Heimet... o wie han i d'Heimet gern!"
So beginnt eines der bekanntesten Gedichte Karl
Berbers. Und es schließt: „Schlof numme, schlof
— de weisch jo, d'Heimet wacht; sie btybt d'r
treu, au wo dy Chrüzli stoht". Dürfen wir dieses
Gedicht heute noch vortragen lassen? Die Kan-
derner haben eine Straße nach Karl Berner genannt
. Aber mehr bedeutet es, daß alle Jahre
bei der Schlußfeier der Schulen nach einem Gedicht
von Karl Berner ein besonderer Preis ver-
teilt wird durch den Leiter des Volksbildungswerkes
, der Karl - Berner - Preis. So lebt an diesen
beiden Orten das Andenken an den Dichter
weiter: auf Ostern in der Kanderner Schulfeier,
im Herbst beim Hebelschoppen.
Es besteht der Plan, eine Sammlung herauszugeben
, in der die Dichter der Heimat mit Proben
ihrer Werke vertreten sind. Wollte man alle
aufnehmen, würde ein umfangreicher Band entstehen
. Im „Markgräfler Jahrbuch" 1962 sind auf
rund 50 Seiten 15 Namen vertreten, obwohl viele
fehlen. Wer möchte die Auswahl treffen, die alle
befriedigt? Gibt es wirklich keine Möglichkeit,
etwa von Hebel eine ganz billige Volksausgabe
(Gedichte und Erzählungen) herauszubringen, die
Weg und Ziel
Allewiil
Git's e Weg und git's e Zill;
Wenn de weisch, wo's ane goht,
Het's au mit em Weg kei Not.
Numme zue!
Mengge het e Loch im Schue,
Menggem het's der Weg verschneit,
Mengge isch in Grabe keit.
's macht em nüt.
's git halt allergattigs Lüt;
's trifft is alli, mi und di —
d'Hauptsach isch: mer chömme hil
Karl Berner
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