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Emil Baader:
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Erinnerungen an den H eimatf or s eher J ohann Philipp Glock
Mit Förderung durch den Hebelfreund Dr.
Sütterlin erschien im Jahre 1909 im Verlag von
Moritz Schauenburg ein Buch, betitelt „Breis-
gauer Volksspiegel", eine Sammlung volkstümlicher
Sprichwörter, Redensarten, Schwanke,
Lieder und Bräuche in oberalemannischer Mundart
. Als Herausgeber zeichnete der Wolfenweiler
Pfarrherr Johann Philipp Glock aus Schriesheim
gebürtig. Im Vorwort teilt er mit, daß er bereits
im Jahre 1897 im siebten Heft der „Sammlung
für deutsche Volkskunde" (Verlag Hanstein, Bonn
a. Rh.) eine Sammlung von Liedern und Sprüchen
aus dem Elsenztal veröffentlicht habe, in
der Zeit nämlich; da er von 1877 bis 1896 Pfarrer
in Zuzenhausen bei Sinsheim gewesen war. Ferner
erzählt er im Vorwort, wie schwierig es gewesen
sei, das wertvolle volkskundliche Material
zu sammeln. Nur wer das Vertrauen des Volkes
gewann, habe Aussicht, einen Blick in des Volkes
Seele tun zu dürfen, die sich in alten Liedern
, Sprichwörtern und Redensarten offenbart.
Es gibt im Land am Oberrhein kaum ein
Buch, das in so getreuer Weise altes Volksgut
mitteilt. Zunächst gibt Glock fünf „Dorfbilder"
als Proben der Mundart, dann folgen die Sprichwörter
und örtlichen Redensarten, Schwänke und
allerlei Kurzweil aus alter und neuer Zeit, ferner
zahlreiche Volkslieder und volkstümliche Lieder
, Kinderreime und Spiellieder, „Schlätterli-
verse" und Ortsneckereien, zum Schluß Schilderungen
des Scheibenschlagens und desPfingst-
reitens.
So sehr fesselte uns der „Breisgauer Volksspiegel
" — welch passender Titel für dieses
Buch, — daß wir uns bemühten, Näheres über
Leben und Wirken des Wolfenweiler Pfarrherrn
zu erfahren.
Durch Vermittlung des evangelischen Pfarramtes
Schriesheim teilte Dr. Hermann Brunn in
Schriesheim folgendes mit:
„Johann Philipp Glock wurde am 10. Dezember
1849 in Schriesheim geboren als Sohn des
damaligen Schriesheimer evangelischen Mädchenlehrers
Philipp Jakob Glock, der sich 1848
mit Charlotte Forschner, der Tochter des Kronenwirts
Peter Forschner, vermählt hatte. Der
Großvater war der Hauptlehrer Johann Philipp
Glock zu Lautenbach bei Weinheim. Der Vater
unseres Wolfenweiler Heimatforschers war am
Volksaufstand 1849 beteiligt. Er kam deshalb
vor Gericht, wurde aber freigesprochen. Er
wurde trotz seiner politischen Einstellung als
„ganz ausgezeichneter Lehrer" hochgeschätzt.
Vom evangelischen Pfarramt erfuhren wir
durch Pfarrer Bernlehn, daß Glock 1896 bis 1916
in Wolfenweiler wirkte. Er hatte zehn Kinder,
fünf Söhne und fünf Töchter. Sein Bild ist in
der Sakristei der Pfarrkirche zu sehen. Eine
Tochter Margarete Knill, früher in Hamburg,
wohne nun in München - Bogenhausen. Immer
wieder kehre sie gern in die alte Heimat
zurück. Mit Frau Rößlewirtin Emma Burggraf
in Schallstadt sei sie befreundet. So wandten wir
uns an die Tochter Glocks, die uns in freundlicher
Weise noch Näheres über den Lebensweg
und das Wirken ihres Vaters mitteilte.
„Johann Philipp Glock stammte aus einer
Lehrersfamilie. Vater und Großvater waren Lehrer
, auch sein jüngster Sohn Karl Glock ergriff
diesen Beruf.
Der Großvater Glock wirkte über 50 Jahre
in der Gemeinde Laudenbach, die ihn zum
Ehrenbürger ernannte und ihm auch eine Ehrengrabstätte
widmete. Dort fand auch unser Wolfenweiler
Heimatforscher, der 1925 in Bad Nauheim
starb, seine letzte Ruhestätte. Glock studierte
Theologie in Erlangen. Als junger Vikar
kam er zunächst nach Lahr, dann nach Emmendingen
. Von Lahr kam er für kurze Zeit nach
Heidelberg und dann als Vikar nach Baden-
Baden. Später wurde er einstimmig zum Stadtpfarrer
von Baden-Baden gewählt. Unter jenen,
die seinen Predigten lauschten, befand sich auch
der alte deutsche Kaiser. Die Wahl zum Stadtpfarrer
der Kurstadt lehnte er ab. Er zog eine
ländliche Stelle für sein Wirken vor. Nachdem
er sich 1880 in Heidelberg verheiratet hatte,
wurde er Pfarrer in Zuzenhausen. Dort verfaßte
er eine Ortsgeschichte, die unter dem Titel „Burg,
Stadt und Dorf Zuzenhausen im Eisenzgau" 1896
in Heidelberg erschien. Ferner veröffentlichte er
in jener Zeit eine mit einem ersten Staatspreis
ausgezeichnete Schrift unter dem Titel „Symbolik
der Bienen und ihrer Produkte in Sage, Dichtung
, Kultus, Kunst und Brauchtum der Völker".
Glock war ein hervorragender Imker. Er wurde
mit zahlreichen Diplomen deutscher und österreichischer
Bienenzuchtvereine ausgezeichnet.
1896 wurde ihm die Pfarrei Wolfenweiler mit
den Filialen Leutersberg, Schallstadt und Föhren-
schallstadt übertragen. Hier sammelte er das
Material für seinen „Breisgauer Volksspiegel".
1910 erschienen bei Braun in Karlsruhe „Die
historischen Volkslieder Badens zumal die Kriegslieder
der badischen Truppen in den Feldzügen
des 19. Jahrhunderts". Auch eine Ortsgeschichte
von Wolfenweiler ist damals entstanden. Sie
konnte der Zeitverhältnisse wegen noch nicht
veröffentlicht werden. Sie wird im Generallandesarchiv
Karlsruhe verwahrt. Glock war ein
großer Verehrer Bismarcks, den er auch persönlich
kennen lernte. Er verfaßte ein Bismarck-
Lied für Männerchor zum 100. Geburtstag des
Kanzlers. Dieses wurde vom Preisgericht des
Deutschen Sängerbundes durch einen 1. Preis
ausgezeichnet. Glock, der die Kriege von 1866,
1870/71, sowie den ersten Weltkrieg erlebte, war
u. a. Träger des „Ordens vom Zähringer Löwen".
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