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Chelar aus Guincamp in der Bretagne, einer
dieser nach 1677 nach Freiburg eingewanderten
französischen Familien entstammte9).
Anmerkungen:
1) Gerhard Ritter (Freiburg als vorderösterreichische
Stadt, in: Jahrbuch der Stadt Freiburg, 2. Bd., 1938, S. 206)
charakterisiert die Einstellung der Bevölkerung gegenüber
der französischen Einflußnahme wie folgt: „Daß ein
höherer vaterländischer Sinn sich in dieser Umgebung
nicht entwickeln konnte, zeigte mit betrübender Deutlichkeit
die kriechende Servilität, mit der viele Freiburger
in der Zeit der Franzosenherrschaft 1677—1698 ihren
Anschluß an die fremde Macht sicherzustellen suchten.
Von dem neuen frischen geistigen Leben, das um die
Mitte des 18. Jahrhunderts ringsum in Deutschland erwachte
, schien Freiburg und der Breisgau wie abge-
schniten". — 2) Lukas, Maria: Vergleichende Geographie
der Städte im Breisgau auf historischer Grundlage.
Dissertation, Frankfurt/M., 1933, S. 160—184. — 3) Gin-
ter, Hermann: Der Barock in Südbaden, 1924, S. 17 ff. —
4) vgl. Metz, Friedrich: Die Einwanderung in das Alemannenland
, in: Jahrbuch der Stadt Freiburg i.Br., Band 2,
1938, S. 130—141. — 5) vgl. Schreiber, Heinrich: Die Belagerung
der Stadt Freiburg im Jahre 1677, in: Freiburger
Adreß-Kalender, 1825 und zum Festungsbau durch Vau-
ban nach der Einnahme der Stadt; Noack, Werner: Eine
topographisch-baugeschichtliche Führung durch Freiburg
i. Br., in: Mitteilungen der Geographischen Fachschaft der
Universität Freiburg/Br., Heft 7, Wintersemester 1929/30,
S. 4—18. — 6) Noack, Friedrich: Die Französische Einwanderung
in Freiburg/Br. 1677—1698, in: Viertel jahres-
schrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 23, Stuttgart
, 1930, S. 324—341. Vgl. Strack, Peter: Die Zuwanderung
nach Freiburg i. Br. 1579—1733, in: Alemannisches
Jahrbuch 1954, S. 378—384. — 7) vgl. Martin, K.: Die
Einwanderung aus Savoyen nach Südbaden, in: Schauinsland
, Jahrlauf 65/66, 1938/39, S.3—118 und Letonnelier,
G.: L'emigration des Savoyards, in: Revue de Geographie
Alpine, Tome VIII, 1920, S. 541—584. — 8) Noack, Fr.,
a.a.O., S.330. — 9) Hefele, Friedrich: Die Vorfahren
Karl Maria von Webers, in: Heimatblätter „Vom Boden-
see zum Main", Nr. 30, Karlsruhe, 1926.
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Ein kleiner Stoß Bücher, die es wert sind
unseren Lesern vorgestellt und empfohlen zu
werden, liegt dieses Mal auf meinem Schreibtisch
.
Greifen wir zuerst das Buch unserer Mitarbeiterin
Ida Preusch-Müller heraus:
„Das Geheimnis der Tante Perkula".
Es ist reife, schöne Erzählkunst. Wir haben das
Gefühl, reich beschenkt worden zu sein; ein
Mensch hat uns über die Mauer sehen lassen in
einen Garten voll Duft und voller Geheimnisse.
Wenn dann — durch die Erzählungen geweckt —
die von der Gegenwart verhüllten Bilder der
eigenen Vergangenheit beginnen in uns Klarheit
und Leben zu erlangen, hat dieses Buch den
tieferen Zweck aller dichterischen Bemühung
erfüllt, uns zu uns selbst zu führen. Könnte man
ein größeres Lob für das Werk eines Dichters
aussprechen?
Ich wüßte nicht, wie man den Menschen Ida
Preusch gültiger und schöner vorstellen könnte,
als sie es selbst auf den Umschlagklappen ihres
Buches tut. Sie schreibt:
„Ein Wort Nikolaus Lenaus, „Erinnerimg ist
das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben
werden können", möchte ich meinen einfachen
Geschichten voranstellen.
Mit wieviel Freude habe ich diese niedergeschrieben
, wenn eine nach der andern als
Erinnerung an Erzählungen meiner Mutter oder
an eigenes Erleben in stillen Stunden aufstieg
und mir lebendig wurde. Durch Jahre hindurch
wurden sie einzeln veröffentlicht, aber immer
mehr Leser und Leserinnen baten mich, „myni
Gschichtli" doch gesammelt herauszugeben. Hier
sind sie nun.
Meine Mutter, eine fröhliche, energische
Markgräfler Bauerntochter, wurde eine kluge,
tüchtige Geschäftsfrau. Ihre vielen Geschichten,
die sie auf köstliche Weise erzählte, waren für
mich eine Quelle, aus der ich oft heute noch
schöpfe. Mein besinnlicher, mehr nach innen
gerichteter Vater, aus fränkischem Beamtengeschlecht
stammend, durfte seine musische Veranlagung
nicht ausleben. Er wandte sich der
Buchdruckerkunst zu. So wuchs ich, gesegnet
mit dieser Mischung zweier verschiedener Blutströme
, ins Leben. Früh vertraut mit dem bäuerlichen
Leben meiner Großeltern in Müllheim,
lebte ich im elterlichen Haus in Kandern in
Buchdruckerei und Ladengeschäft und hatte Bücher
, Menschen und Tiere täglich um mich.
Das Land zwischen Blauen und Rhein wurde
in vielen Wanderungen mit meinem Vater mein
Eigentum in tiefster Seele. Über die Grenzen,
nach Basel und ins nahe Elsaß, ging ich zuerst
an Mutters Hand. Geschriebene und ungeschriebene
Erinnerungen gehen über den Rhein.
Meine Zugehörigkeit zur Heimat festigte sich
noch in der Ehe mit einem Markgräfler, der als
Lehrer und Dichter die Heimat ebenso liebte
wie ich. Ich wurde eine sehr glückliche Mutter
zweier Buben. Von Mann und Söhnen blieb mir
nur die Erinnerung. Viele meiner alemannischen
Gedichte halten sie lebendig. Als Gnade empfinde
ich meine Gabe, Freude und Leid im Wort verströmen
zu lassen und weiterzugeben, andern
zur Freude und — wie mir Leser schrieben —
zum Trost. Daraus kommt mir die Kraft, im
Alleinsein nicht einsam zu werden.
So geh' denn, mein Buch, wie du aus dem
Herzen der Schreiberin kamst, auch in die Herzen
derer, die dich lesen."
Ich möchte glauben, daß es noch viele Menschen
in dieser durch den „Konsum" gröbster
Reize abgestumpften Welt gibt, die noch fähig
sind, die feinen Schwingungen dieser teils heiteren
teils besinnlichen Geschichten aufzunehmen.
Wir danken Ida Preusch für ihren Beitrag zum
alemannischen Schrifttum und wünschen ihrem
Buch Eingang in viele Häuser unserer Heimat.
Ida Preusch-Müller: „Das Geheimnis der Tante Per~
kula". Heiteres und Besinnliches aus dem Mark-
gräjlerland. Verlag Rombach Freiburg 1962. S.211.
*
Richard Nutzinger, der liebenswerte
Hebelpräisträger des Jahres 1962, hat auf Weihnachten
ein Büchlein herausgebracht, das er
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