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anhäufung und in 2,80 m Tiefe enggelegte kleine
Steine (Rost), darunter große Stücke von verkohltem
Holz.
Am 10. April 1924 gab Direktor Rott folgenden
Bericht an das Ministerium des Kultus und
Unterrichts:
„Ausgrabimg von Hügelgräbern im Mappacher
Wald betr.: Entsprechend dem Antrag des Heimatmuseums
Kandern, bzw. der dortigen Herren
Daur und Ernst Kammüller... haben wir in der
Zeit vom 24. März bis 8. April die prähistorische
Grabung im Wald bei Wintersweiler, Station
Efringen, vorgenommen, wobei in dem größten
der vier vorhandenen Grabhügel, der bei einem
Durchmesser von 40 m und einer Höhe von 3 m
einer der bedeutendsten Badens ist, außer einer
Menge von Feuersteinwerkzeugen, wie Schaber,
Pfeilspitzen u. a. eine große Steinsetzung als
Nachbestattung in der Oberschicht zu Tage trat,
in der Tiefe des gewachsenen Bodens außer vielen
Einzelscherben und sonstigen, vergangenen
Resten schönbemalte und kerbschnittverzierte
Keramik aus der HI. Periode der Hallstattzeit
(8.—7. Jahrh. v.Chr.) nebst Überresten einer
Fibel. Zuletzt stießen wir auf einen Steinrost,
zweifellos die Verbrennungsstätte, wie sich auch
sonst viele Brandspuren in diesem Grabhügel
fanden... Der Heimatverein gab 800 Gm für die
Grabung aus."
Aus dem Bericht von Dr. Homburger, „Neue
prähistorische Funde im Markgräflerland", für
die „Badische Presse" vom 20. Mai 1924, entnehmen
wir: Die im Landesmuseum zusammengesetzte
und ergänzte birnenförmige Urne war
32 cm hoch und 40 cm breit. Diese Urne wurde
dem Heimatmuseum Kandern überlassen. Es war
ein „König oder Häuptling, dem auf weithin
sichtbarer Höhe zwischen Rhein- und Kandertal
ein Grabdenkmal von so gewaltigen Ausmaßen
errichtet wurde."
Nur kurze Zeit überlebte Hermann Daur den
erfolgreichen Abschluß dieses Unternehmens. Es
war ihm wieder darum gegangen „der Heimat..
etwas genützt zu haben".
3ucHbefpredmng
Lobpreis der Wahlheimat
Wilhelm Zentners „Gastfreundliches München"
Der Badener Wilhelm Zentner, der sich u. a. um die
Hebelforschung außerordentliche Verdienste erworben
hat, die durch Verleihung des Hebel - Preises wie durch
die des Professortitels anerkannt wurden, und mit dem
Bildungsleben am Oberrhein in enger Fühlung steht, hat
in München seine Wahlheimat gefunden. Seit langem in
der bayerischen Landeshauptstadt ansässig, wirkt er an
der Bayerischen Hochschule für Musik als Dozent, leitet
die Geschäftsstelle der Philharmoniker und betätigt sich
lebhaft als Schriftsteller und Kritiker im Kulturleben
an der Isar. Wie eng die Beziehungen zwischen Wilhelm
Zentner und der engeren Welt sind, in der er lebt und
tätig ist, erhellt aus einem ungemein reizvollen Buch,
in dem. er Äußerungen einer Fülle von bedeutenden
Geistern über das „Gastfreundliche München" — so der
Titel des entzückend bebilderten Bandes beim Bayerischen
Landwirtschaftsverlag erschienen — vereinigt hat.
Die Auswahl verrät den gründlichst unterrichteten
Kenner des Stoffes, um den es hier geht. Man findet
vor allem Briefauszüge von männlichen und weiblichen
Musikern, Dichtern, bildenden Künstlern, abef auch von
Staatsmännern, Weltreisenden u. a. und ist immer wieder
aufs neue erstaunt davon, wie intensiv viele bedeutende
Persönlichkeiten mit München in Fühlung gekommen
sind, von ihm immer wieder sich angezogen fühlten
. Einzelne von den vielen Namen zu nennen, denen
der Leser begegnet, wäre müßig, weil jeder seinen Klang
hat. Bisweilen mischt sich auch einmal eine kritisch
angehauchte Bemerkung in das Lob, das dann aber nur
noch betonter sich geltend macht. Man darf München
zu diesem Werkchen, das, wie es bei Wilhelm Zentner
guter Brauch ist, gründlichem Literaturnachweis und
ausführlichem Namensregister nichts schuldig bleibt,
herzlich beglückwünschen. Und weshalb sollten wir im
Geburtsland Wilhelm Zentners uns nicht darüber freuen,
daß es ein gebürtiger Badener ist, der dieses Buch zusammengestellt
hat und damit gewiß auch seiner Wahlheimat
Dank bezeugen wollte für viele Anregungen und
Förderungen, die er von ihr erfuhr. O. E. S.
Ein beziehungsreicher Grundstein
Im neuesten Heft des „Nachrichtenblattes der Denkmalspflege
in Baden - Württemberg", das auch diesmal
wieder seines reichen Inhalts und nicht zuletzt auch seiner
vorzüglichen Bebilderung wegen sehr willkommen
ist (Schriftleitung Rudi Keller, Postverlagsort 78 Freiburg
), berichtet Emil Lacroix, Karlsruhe, über die Bergung
des Grundsteins des leider dem zweiten Weltkrieg
zum Opfer gefallenen, ehemaligen Ständehauses in der
alten badischen Residenz- und Hauptstadt. Der Archivar
der Zweiten Kammer um 1820, Christof Hauer, hatte in
einem beim Abtragen der Reste des schönen Baues aufgefundenen
bleiernen Kästchen einen Hinweis geborgen
auf die Stelle, an der der Grundstein zu suchen sei.
Ohne in diesem Zusammenhang auf Einzelheiten der
tatsächlichen Auffindung des Grundsteins einzugehen,
sei erwähnt, daß in ihm sich auch Mitteilungen über die
Baugeschichte des Gebäudes befanden. Danach hatte für
das Ständehaus der Oberbaudirektor Friedrich Weinbrenner
1820 Entwürfe ausgearbeitet. Es kam während
des Baues zu Differenzen zwischen der Ständehaus-
Baukommission und Weinbrenner, der die Leitung an
Friedrich Arnold abgab, der einige indessen kaum
wesentliche Veränderungen vornahm und den Bau vollendete
, der im übrigen die Hand Weinbrenners doch
unverkennbar verrät. Interessant ist die ergänzende
Angabe von Emil Lacroix, daß die Kosten gegenüber
dem Voranschlag mit 72 000 tatsächlich 120 000 Gulden
betragen haben. Neben Karten, Zeitungen, Verfassung
Badens u. a. befanden sich im Grundstein Körner vom
Weizen des Jahres 1820, eine kleine Flasche Wein aus
der „Gegend von Bühl zwischen Rastatt und Offenburg
von der Sorte »Niederländer« genannt, vom Jahre 1819,
welches ein sehr gutes Weinjahr war", sowie Münzen
und zwar zehn Guldenstücke 1819, weitere fünf Guldenstücke
1819, ein Kronentaler 1820, ein Kreuzer 1820,
/4 Kreuzer 1817, drei Kreuzer 1820 und sechs andere
Kreuzer des gleichen Jahres.
Emil Lacroix, dem man für seinen Beitrag über diesen
Grundstein besonders dankbar ist, weist noch darauf
hin, daß bei der Grundsteinlegung Johann Peter Hebel,
der als Prälat Mitglied der Ersten Kammer war, eine
Ansprache hielt...
In Karlsruhe hat die Kriegsfurie vielen schönen
Gebäuden so verheerend zugesetzt, daß sie so gut wie
ganz neu aufgebaut werden mußten. Daß dies beim
Ständehaus nicht geschah, mag verständlich und zu
rechtfertigen sein — gleichwohl werden es alle bedauern
, die sich an den bewundernswerten Bau erinnern
, als er noch stand. Einmal mehr bewegt es einen:
Sic transit...
Von den übrigen Beiträgen des „Nachrichtenblattes"
seien noch erwähnt: „Die Evangelische Stadtpfarrkirche
St. Maria und St. Martin zu Langenau (Kreis Lehn) bzw.
die Ergebnisse in ihr vorgenommener Ausgrabungen",
„Der neuentdeckte Leonhardszyklus in der Eßlinger
Stadtkirche", „Die »Hostienmühlen' in Loffenau (Kreis
Calw) und Malmsheim (Kreis Leonberg)", „Das Finckh-
sche Haus in Schwäbisch Hall und seine Instandsetzung"
und „Die Wiederherstellung der Fassade des ,Storchen-
hauses* in Winenden". O.E.S.
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