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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-03/0004
Albert Eisele:

^acl ©ritt) zum <$e5ädjtru6

Wir sind einen langen Lebensweg miteinander
gegangen. Obwohl wir beide im Dezember 1890
geboren sind — er am 22.12., sieben Tage nach
mir —, obwohl wir beide zur selben Zeit in
Karlsruhe unsere Ausbildung als Lehrer erhielten
— er am Seminar I und ich am Seminar II —,
fanden wir doch erst später den Weg zueinander,
zuerst auf dem gemeinsamen Zusammensein mit
Kollegen gleichen Alters zur Erweiterung unserer
beruflichen Ausbildung. Enger wurde dann die
Zusammenarbeit, als Freund Seith eine Reihe
von Mähnern, die auf dem Gebiet der Heimatforschung
tätig waren, zusammenrief, um eine
Arbeitsgemeinschaft zu bilden. Es waren schöne
Zusammenkünfte im „Hirschen" in Haltingen, da
jeder auf seinem Gebiet schon etwas geleistet
hatte und so ein reger Gedankenaustausch einsetzte
. Darum wählten wir auch für unsere Vereinigung
die Bezeichnung „Arbeitsgemeinschaft
zur Pflege der Heimatgeschichte". Es hatte früher
schon einen „Historischen Verein für das Markgräflerland
und die angrenzenden Gebiete" gegeben
. Seith wollte keinen Verein, und er hat
jedesmal, wenn wir ihm wieder die Frage vorlegten
, verneint. Der Historische Verein hatte die
„Blätter aus der Markgrafschaft" herausgebracht,
zuletzt als Jahrgang 1927 die wertvolle Arbeit
von Prof. Dr. Otto Roller über „Die Geschichte
der Edelherren von Rötteln, nebst Regesten und
Nachweisungen, Wappen und Siegeln sowie einer
Stammtafel".

1929 konnte dann das erste Heft unserer
Arbeitsgemeinschaft erscheinen. Es nannte sich
„Das Markgräflerland", Beiträge zu seiner Geschichte
und Kultur. Das erste Heft vom Oktober
1929 zeigt auf dem grünen Umschlag das Wappen
des Markgräflerlandes und wurde mit Genehmigung
des Landesvereins „Badische Heimat"
entnommen dem Heft Nr. 28 der Heimatblätter
„Vom Bodensee zum Main": Karl Seith, „Das
Markgräflerland und die Markgräfler im Bauernkrieg
des Jahres 1525". Mit dieser Arbeit, die
1926 erschienen war, wurde Seith einem größeren
Kreise bekannt. Er hatte zuvor einige Jahre
neben seiner Schularbeit her an der Universität
Basel studiert und als Frucht dieser Zeit entstand
seine Arbeit über den Bauernkrieg. In klarer,
übersichtlicher Form zeigte er die Gründe auf,
die auch die Markgräfler veranlaßten, sich am
Aufstand zu beteiligen. Im folgenden Jahre erschien
— aus dieser Arbeit hervorgegangen —
im „Basler Jahrbuch 1927" ein wichtiger Aufsatz
von ihm „Wesen und Bedeutung der landständischen
Einrichtung des Markgräflerlandes am
Ausgang des Mittelalters". Wir wissen, daß seine
Arbeit über den Bauernkrieg die volle Anerkennung
der maßgebenden Herren der Basler Universität
genoß. Man hätte sie als Dissertation für
dei^ Doktor angenommen. Freund Seith hat mir
gelegentlich erzählt, weshalb er auf die akademische
Würde verzichtete. Heute, nach seinem
Tode> wissen wir, daß er den Titel nicht nötig
hatte. Seine Lebensarbeit und ihre Anerkennung

durch die Fachwelt beweist es. Er hatte die
Mittel, den Willen und die zähe Art, alles, was
er tat, gründlich und zielbewußt zum Ende zu
führen.

Aus der zuletzt genannten Abhandlung über
die Landstände jjing auch sein erster Beitrag in
„Das Markgräflerland" hervor: „Grabtafeln von
Mitgliedern der alten badisch - durlachischen
Landstände im Markgräflerland und deren Bedeutung
". Hier schon zeigte sich, was erst später
einem größeren Kreis offenbar wurde: Karl Seith
war zwar ein Bücherwurm, wie man sagt. Wie
oft haben wir uns in Basel im Staatsarchiv getroffen
bis in die letzten Jahre, dort, wo die
wesentlichsten Quellen für unsere Arbeit gefunden
werden können. Aber Seith blieb nicht im
Papier, er ging hinaus aufs Land. Hier in der
Zeitschrift zeigte er im Bild die Grabtafeln, wie
sie heute noch da und dort zu sehen sind; er
erläuterte die Grabinschriften und ergänzte sie
durch Kirchenbucheinträge. So standen diese
Zeugen vergangener Zeit auf einmal klar vor
den Augen der Dorfbewohner. Zugleich zeigten
sie, wie unsere Vorfahren ihr gutes altes Recht
demokratischer Selbstverwaltung ihrem Fürsten
gegenüber standhaft verteidigten. Aus diesem
Geist gestaltete er später die Zusammenkünfte
der Arbeitsgemeinschaft an den verschiedensten
Orten des Markgräflerlandes. Jedesmal stand ein
Vortrag über die Geschichte des betreffenden
Ortes im Mittelpunkt. Es gehörte aber auch eine
Ortsbegehung dazu, wobei Freund Seith nicht
nur den Fremden, sondern auch den Einheimischen
die Bedeutung einzelner Häuser klarmachte
.

So wandelten sich die Dinge im Laufe der
Jahre. 1930 erschien „Das Markgräflerland" erstmals
im neuen Umschlag. Freund Grether in
Maulburg, einer der Mitbegründer unserer Arbeitsgemeinschaft
, hat ihn gestaltet. Oben Burg
Rötteln, unten Badenweiler; dazu die Wappen
der drei Herrschaften. In der Mitte neben dem
Titel eine Markgräflerin und ein Markgräfler in
der Tracht um 1850.

Wer nicht verstehen kann, daß hier „Das
Markgräflerland" im Vordergrund steht, der
möge einmal die Hefte vom Oktober 1929 bis
Januar 1963 nebeneinanderlegen. Dann kann er
vielleicht ermessen, was alles an Arbeit zu leisten
war. Am 19. Januar 1963 schrieb er mir: „Nachdem
das Jahrbuch draußen ist und nun in der
kommenden Woche der Druck des Heftes 2 der
Zeitschrift für 1962 fertiggestellt ist und verschickt
werden kann, werde ich mich von der
Schriftleitung und der damit verbundenen Arbeit
zurückziehen. Es wird mir neben der Stadtgeschichte
und dem Museum zu viel. Ihr müßt
also nach einer Lösung umsehen". Das fiel mir
auf! Daß er die Schriftleitung abgeben wollte,
hatte er schon öfter erklärt. Aber daß er schrieb:
„Ihr müßt nach einer Lösung umsehen", das
machte mich stutzig. Es war nicht immer gut mit
ihm schaffen; er hatte seinen Kopf und ging


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