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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-03/0006
namenlose Schicksal solcher Oberrheindörfer
gehabt: Truppendurchzug, Plünderung, Zerstörung
. Neben dem bei Feldarbeit und Handwerks-
ärbeit ebenso namenlos hingebrachten Leben
vieler Bewohner.

Aus dem frühen Mittelalter stammt die Ruine
der Burg Zähringen östlich über dem Dorf, aus
den Zeiten der Franzoseneinfälle die Schanzen
auf den Höhen hinter den letzten Höfen. Alle
diese Geschehnisse haben in der Zähringer Luft
ihre Spur hinterlassen, — aber man atmet diese
Spur mehr, als daß man sie sieht. Da und dort
wittert es um Bildstein und Baumstrunk, da und
dort hängt um Tor und First der Hauch unberühmter
, aber darum nicht weniger hart empfundener
und erlebter Vergangenheit. Da und dort
verdichtet sich die Geschichte auch zu deutlichem
Zeugnis: Im Ochsengäßle ist in einer Hauswand
eine Skulptur eingemauert, die wahrscheinlich
aus der alten Zähringer Kirche stammt, — an
der Straße steht eine Madonnenplastik aus
der Hand Wenzingers mit Wappenschildern des
18. Jahrhunderts, — vor der Kirche rauscht noch
heute die alte Gerichtslinde mit breit ausladendem
Astwerk, — hinter der Kirche steht das
Schloß, dessen Gemäuer gute 300 Jahre älter ist

als der Wappenstein mit dem Zeichen des Klosters
St. Peter, der das Tor ziert, —die im Jahre
1823 erbaute Kirche seibst ist ein edles Denkmal
der klassizistischen Baukunst, — eine Straße
heißt die Pochgasse und erinnert so an das Erz,
das in der Nähe gewonnen und verarbeitet wurde.
Zeuge der Vergangenheit ist auch manches alte
Gasthaus im Dorf und an der Landstraße: Posten,
FrachtfUhrwerke und Reisende verlockten ja
nicht nur den Wagner und den Schmied, sondern
auch den Posthalter, den Fuhrmann und den Wirt
dazu, sich an der Straße niederzulassen. Und den
Wirten Zähringens ist als Erbe der Vergangenheit
eine besondere Art von Gastlichkeit geblieben
: Sie sind abhold jeder laut anpreisenden
Marktschreierei, führen aber eine gute und
kräftige Küche und lagern ausgezeichneten Wein
in ihren Kellern. Jeder hat dabei seine Spezialitäten
: Dieser schenkt einen besonders guten
Weißherbst aus, jener einen körperreichen Ge-
würztraminer, — dieser ist wegen seiner Würste
bekannt, jener seiner Rehrücken wegen. Welche
dieser Köstlichkeiten unter welchem Wirtszeichen
den Gast erwarten, — dies auszuprobieren ist
eine Freude und einen Spaziergang nach Zähringen
wert.

Eugen Reinhard:

Lanbftt unb f)ab6t)rim — gtüei' ehemalige ©täMdjen im Oftfunbgau

Gering ist die Zahl der städtischen Siedlungen
im alten Bauernland des Sundgaus zwischen
der Rheinebene im Osten, den bewaldeten und
mit Weihern übersäten Hügelrücken westlich des
Largtals im Westen, der Doller im Norden und
dem Lützelbach, der im nördlichen Faltenjura
die schweizerisch - elsässische Grenze bildet, im
Süden. Die wenigen Städtchen aber, die sich in
dieser welligen Hügellandschaft zwischen den
Südvogesen und dem Juragebirge finden, sind im
Anschluß an eine Schloß- oder Burganlage entstanden
, wie zum Beispiel das am Nordrand des
elsässischen Juras gelegene Pfirt, das der um
1100 erbauten Pfirter Grafenburg, deren Ruinen
noch heute den Schloßberg oberhalb des alten
Städtchens krönen, seine Gründung verdankt.
Ganz ähnlich erklärt sich der Ursprung der
Sundgaumetropole Altkirch am oberen Ende des
vorderen Illtals. Im Anschluß an ein Schloß der
Grafen von Mömpelgard, das schon 1050 urkundlich
erwähnt wird, und das der Pfirter Zweig
dieser Familie im 12. Jahrhundert übernommen
hat, entsteht sie am Beginn des 13. Jahrhunderts.
Diese Sundgaustädte sind klein geblieben und
haben in der neueren Zeit kein beachtliches
Wachstum aufzuweisen. Pfirt besitzt so mit seinen
knapp 700 Bewohnern weit weniger Einwohner
als manches Bauerndorf im Sundgauer
Hügelland, und Altkirch hat trotz seiner von der
österreichischen Regierung zahlreich gewährten
Privilegien und Märkte im späten und ausgehenden
Mittelalter und trotz der Ansiedlung moderner
Industrie in der zweiten Hälfte des vorigen

Jahrhunderts die Einwohnerzahl von 5000 noch
nicht überschritten. Die ursprüngliche Funktion
dieser Stadtgründungen lag in der Unterhaltung
und Verteidigung der zu ihnen gehörenden
Schloßanlagen und in der Verwaltung der ihren
Adelssitzen unterstehenden gräflichen oder herrschaftlichen
Amtsbereiche. Ihr mittelalterliches
Ausmaß war daher nur bescheiden und durch
den für die Verteidigung notwendigen, das gesamte
Gemeinwesen umschließenden Mauergürtel
bestimmt. Als sie dann in späteren Jahrhunderten
durch den Wandel der politischen, verwaltungsmäßigen
und militärischen Verhältnisse ihre,
ursprüngliche Stadtfunktion aufgeben mußten,
und ihre Märkte durch die Entwicklung > des
modernen Verkehrs immer mehr an Bedeutung
verloren, konnten sie sich nicht mehr stark vergrößern
oder sind gar zu Dörfern abgesunken,
wie das am Beispiel zweier im Ostsundgau liegender
Siedlungen dargestellt werden soll.

Im Tal des Niedermattgrabens liegt in die
sanften Hügel des Ostsundgaus eingebettet
(Abb. 1) der Flecken Landser, dessen Ortsgrundriß
und Größe sich in keiner Weise von
den umliegenden dörflichen Siedlungen unterscheidet
(Abb. 2). 1246 wird zum ersten Mal das
„Castrum Landtsera" *) urkundlich genannt, und
für das Jahr 1278 ist auch der Ort „Landsere"
bezeugt, dessen Kirche 1285 erstmals in einer
Urkunde Erwähnung findet2). Das Schloß Landser
, dessen Name wohl von Landes-Ehre3) abzuleiten
ist, bildet ursprünglich mit der dazugehörigen
Siedlung Allodialgut der Herren von

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