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Landser, das in der zweiten Hälfte des 18, Jahrhunderts
etwa hundert Feuerstellen zählte 9)7 die
Sundgaudörfer Dietweiler, Schlierbach, Walten-
heim, Geispitzen, Kötzingen, Rantsweiler, Nieder-
und Öbermagstatt, Uff heim, Stetten Helfrants-
kirch, Kappeln, Nieder- und Oberranspach,
Nieder- upd Obermichelbach, Blotzheim und
Ättehschweiler an. Das Amt Nieder - Landser
erstreckte sich in der Rheinebene östlich des
Sundgauer Hügellandes und umfaßte die in der
Ebene gelegenen Orte Baldersheim, Battenheim,
Blodelsheim, Dessenheim, Hirzfelden, Rumers-
heim, Sausheim und Ottmarsheim, sowie Rix-
heim und Habsheim am steil zur Rheinebene
abfallenden Nordostrand der Sundgauer Tertiär-
hügel. Lehen, der Herrschaft Landser waren die
Dörfer Bartenheim, Brinkheim, Brubach, Eschenz-
weüer, Zimmersheim im Hügelland und Homburg
, Niffer und Klein-Landau in der Rheinebene
, die alle den Herren von Huse und später
Meli Edlen von Andlau als Lehen gehörten. Ferner
zählten. Münchhausen, Roggenhausen, das am
Ostrand: des Sundgauer Hügellandes liegende
'Sierenz mit seinem Schloß der Waldner, Nieder-
und Obersteinbrunn mit Schlössern der Herren
von Reinach und Hüningen, das in späteren Jahrhunderten
zu einer französischen Grenzfestung
ausgebaut wurde, als weitere Lehen zur Herrschaft
Landser10).
1409 und 1446 wird Landser von den Eidgenossen
heimgesucht und 1635 ist sein Schloß in
deii Wirren des Dreißigjährigen Krieges völlig
zerstört worden. Als das habsburgische Elsaß
nach dem Westfälischen Frieden an die französische
Krone fiel, schwand die Bedeutung des
Städtchens Landser als Verwaltungsmittelpunkt
des. östlichen Sundgaus immer mehr, und nach
der Französischen Revolution ist es endgültig
zum Dorf - abgesunken. Der heute etwa 450 Einwohner
zählende Ort, an dessen einstige städtische
Funktion noch der nach ihm benannte Kanton
Landser des Kreises Mülhausen erinnert,
erweckt mit seinem Dorfplatz, seinem aus dem
Jahre 1661 stammenden Renaissancebrunnen
den alten, aus Stein gebauten Häusern des sund-
gauisehen Adels, worunter besonders das der
Edlen von Reinach, das der. Herren von-Flachs-
f landen mit seinem aus dem 16. Jahrhundert stammenden
Wendeltreppen türm11) und das der Goetz-
mann mit einem Wappen von 1657 hervorgehoben
Werden darf, ein durchaus städtisches Bild. Nicht
zuletzt ruft auch der Friedhof mit seinen alten
Grabdenkmälern der die österreichische Herrsch
^ ,• Landser verwaltenden Beamten Erinnerungen
an die ehemalige städtische Vergangenheit
Landsers wach. Mit dem Bau der Bahn von
Basel nach Mülhausen zogen die Verwaltungsbeamten
und Behörden des Kantons Landser aus
dem abseits des großen Verkehrswegs am Ostrand
des Sundgauer Hügellandes gelegenen, früheren
Städtchen . im Tal des Niedermattgrabens
in das an der Eisenbahn und der von Mülhausen
nach Basel führenden großen Straße liegende
Sierenz, und Landser verlor die letzten Überreste
seiner in österreichischer Zeit besessenen Stadtfunktion
.
* Ein ähnliche^
ostrarid des Sundgauer Hügellandes, südlich von
Rixheim gelegene Dorf Häbsheim. Sein Ortsname
, der sich aus einem germanischen Personennamen
mit dem Suffix-heim zusammensetzt,
weist schon auf ein hohes Alter dieser Siedlung
hin, die in der vorfränkischen Zeit — wie so
zahlreiche andere Ortschaften in der Oberrheinebene
— wohl einen anderen, auf -ingen endenden
Namen getragen hat, und deren Entstehung
in der Zeit der alemannischen Landnahme gesehen
werden darf. Es ist daher nicht verwunderlich
, wenn in diesem alten Dorf mit seiner
der Merowingerzeit angehörenden St. Martins^-
kirche 12) die Abtei St. Gallen schon* im 8. Jahrhundert
beachtliche Rebbesitzungen zu. verzeichnen
hat. Die Ortsqhäft; selbst wird in einer
Urkunde des Klosters St. Gallen 757 als „Habu-
hinesheim" zum ersten Mal erwähnt13), und in
späteren Jahrhunderten besitzt noch so manche
klösterliche Niederlassung im Oberelsaß und der
nahen Schweiz Güter in dem reichen Rebdorf.
Die Abtei Murbach in den Südvogesen, das
Damenstift Ottmarsheim, das;. im Pfirter Jura
gelegene Zisterzienserkloster Lützel, die Abtei
St. Ursitz (St. Ursanne) im schweizerischen Jura
und die Basler Klöster St. Alban und Klingenthal
zählen hierzu, um nur die bedeutendsten unter
ihnen zu nennen.
.Von den Habsburgern wurde dieser zu ihrem
Stammgut gehörende Ort, der eine wichtige Zollstelle
ah der nach Basel führenden Landstraße
bildete, mit Märkten begabt, einer festen Mauer
eingeschlossen und mit Stadtrechten versehen.
Neben Ensisheim- ist somit Habsheim die zweite
Abb. 3: Ortsplan von Habsheim nach C. A. Müller, S. 230 13)
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