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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-03/0010
mer 1960 in Karlsruhe eine Ausstellung >, Johann
Peter Hebel und seine Zeit" zu veranstalten, eine
erste Konzeption für ihre Gestaltung entwarf, beherrschte
mich von Anfang der Gedanke, wenn
irgend möglich einen Abguß des Lörracher Denkmals
zu beschaffen, um die so bezwingende Figur
in der Schau aufstellen zu können. Die. Stadt
Karlsruhe dachte daran, einen für solche Aufgabe
berufenen Künstler zu beauftragen, eine
Hebel-Büste zu schaffen. Da mir klar war, daß
es kaum zu bewältigende Umstände verursachen
würde, die eherne Gestalt des Dichters vom
Sockel zu nehmen und von ihr einen Abguß
herzustellen, hatte ich nicht zuviel Hoffnung,
daß meine Idee sich werde verwirklichen lassen.

Da brachten wir in Erfahrung, daß in Lörrach
eine nach dem Original in Gips geformte Kopie
vorhanden sei. Sie war in kluger Vorsorglichkeit
angefertigt worden, um, falls das Denkmal dem
Krieg zum Opfer fallen sollte, es wieder gießen
lassen zu können. Unverweilt reiste ich von
Karlsruhe, wohin ich für einige Monate der Ausstellung
wegen meinen Wohnsitz verlegt hatte,
nach Freiburg, um in Lehen draußen in dem
kurz vorher von ihm bezogenen neuen Haus den
Meister aufzusuchen.

Wir waren in meiner Karlsruher Zeit vor
einem halben Jahrhundert öfter im Kreis von
Albert Haueisen, Karl Albiker u. a. zusammen
gewesen. So feierten wir zunächst ein herzliches
Wiedersehen. Was sich aber als wichtiger erwies,
war die Bestätigung durch Wilhelm Gerstel, daß
es einen Abguß des Lörracher Denkmals tatsächlich
gab. Ungesäumt erklärte der Meister, er
werde alles nur Denkbare tun, diesen Abguß
gewissermaßen ausstellungsreif zu machen.

Nun, es war ein schweres Stück Arbeit, das
der damals Achtzigjährige vollbrachte. Die Gipsfigur
war sehr schwer, und es war nicht leicht,
sie aus dem Oberland in Gerstels Atelier in
Lehen zu transportieren. Dazu' drängte die Zeit
— es gibt bekanntlich keine Ausstellung, die
nicht Sorgen wegen des rechtzeitigen Fertigwerdens
der erhofften Gegenstände, die gezeigt werden
sollen, in großer Zahl bereiten würde. Der
Meister freilich war ganz erfüllt von der Bearbeitung
des Abgusses. Mehrfach war ich bei ihm
und seiner liebenswürdigen Gefährtin draußen
in dem westlich von Freiburg gelegenen Lehen.

Rechtzeitig meldete Wilhelm Gerstel dann:
„Der liebe Hebel wartet, abgeholt zu werden".
Ein mächtiger Möbelwagen war dazu nötig.
Bangen Herzens erwarteten wir ihn in Karlsruhe
, Emil Mangler, der Stadtarchivar, und ich
bis gegen Mitternacht. — Mit den ersten Minuten
des neuen Tages traf der Transport ein.
Bei Fackelschein wurde die Figur im Wagen
besichtigt — aber ausgeladen, was wieder ein
sehr kniffliges und schwieriges Geschäft war,
wurde sie erst am nächsten Tag... Dann gegen
Mittag stand „unser" Hebel in der Eingangshalle
, so daß er dem Eintretenden auf den
ersten Blick auffiel, ihn herzhaft grüßend.

Zur Eröffnung der Ausstellung am 7. Mai 1960
kam Wilhelm Gerstel mit der Gattin nach Karlsruhe
. Seine Augen schimmerten in einem stilles
Glücksempfinden verratenden Glanz. Wir drückten
einander bewegt die Hände. Daß wir uns
zum letztenmal sähen, wußten wir nicht...

Inzwischen wurden die Räume, die uns vor
drei Jahren für die Hebel - Ausstellung zur Verfügung
standen, in die Badischen Sammlungen
für Naturkunde einbezogen — des Dichters
Gestalt aber blieb in der Eingangshalle stehen.
Nun, damit hat es sein durchaus richtiges Bewenden
. War doch Johann Peter Hebel, wie seine
Alemannischen Gedichte im Besonderen bezeugen
, nicht nur ein zutiefst in der Natur wurzelndes
Gemüt, sondern auch naturkundlich gründlich
beschlagen, so daß er bekanntlich auch über
Pflanzen und Tiere am Karlsruher Gymnasium
unterrichtet hat.

Fast zwei Drittel seiner Lebensjahre hat
Johann Peter Hebel in Karlsruhe verbracht. Da
darf wohl neben Gedenktafeln und dem kleinen
Denkmal im Schloßpark ein großes Mal
an ihn erinnern — zumal dieses von Wilhelm
Gerstel stammt...

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