http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-03/0014
seit der Gründerzeit eine nicht unwesentliche
Rolle gespielt hat.
Daneben nahm schon gleich in den
Anfängen der Stahlhochbau einen
festen Platz in der Produktion ein.
Mit dem Bau einer schwimmenden
Luftschiffhalle für die Zeppelinwerke
in Friedrichshafen im Jahre 1907 war
ein vielversprechender Anfang gemacht
. Daß mit solchen Aufträgen die
fortwährende Vergrößerung und maschinelle
Bereicherung der Fabrikanlagen
Hand in Hand gehen mußte,
versteht sich. Während des ersten
Weltkrieges wurde in Löwenthal bei
Friedrichshafen eine zweite Luftschiffhalle
mit einer Gesamtlänge
von 232 Metern gebaut. Maschinenhäuser
, Fabrikations- und Lagerhal-
hallen für die südbadischen Industriebetriebe
und Kraftwerke folgten, doch
wurden auch wichtige Aufträge für
China (Schwefelsäurefabrik), Italien
(Aluminiumwerk) und Venezuela (großes Krafthaus
) ausgeführt. Im Vordergrund stehen jedoch
im Stahlhochbau als Abnehmer nach wie vor die
Industriewerke von Kleinkems über Grenzach,
Rheinfelden, Laufenburg, Waldshut bis nach
Singen. Gerade in den letzten Jahren der Hochkonjunktur
und der damit verbundenen intensiven
Investitionstätigkeit bedurfte es des vollen
Einsatzes der Firma, um auf diesem Arbeitsgebiet
den Anforderungen dieser Kunden nachzukommen
.
Als wichtiger Zweig der Stahlbauabteilung
hat sich der Stahlwasserbau von Anfang an bis
in unsere Zeit hinein behauptet. Diese Tatsache
hängt unmittelbar mit der zunehmenden Nutzbarmachung
der Wasserkraft unserer Flüsse zusammen
. Beim Bau eines Flußkraftwerks ist
neben dem aus Stahlbeton gegossenen Hauptbau,
in dem sich die Turbinen und Generatoren befinden
, auch noch — um es einmal schlicht zu
sagen — eine Art „Stellfalle" notwendig. Mit ihr
wird.der Wasserstand reguliert. Um dem ungeheueren
Wasserdruck standhalten zu können,
werden diese beweglichen Stauwehre (der Fachmann
nennt sie Schützen) nach außen gewölbt
und von gewaltigen, in Stützlagern ruhenden
Stützarmen gehalten. Je nach Konstruktionsform
und Art spricht man von Sektor-, Roll-, Raupenoder
Segmentschützen. Jedes einzelne Schütz
erhält ein Windwerk (Hebewerk), das bis zu
100 Tonnen Aufzugskraft haben kann, um das
Schütz nach Belieben heben oder senken zu
können, denn auf ihm ruht, je nach Größe, eine
Wasserlast von 1000 Tonnen und mehr.
Für die Stauwehranlage Binga auf den
Philippinen zum Beispiel hat die „Eisenbau
Wyhlen AG." sechs Segmentschützen und sechö
Doppelwindwerke konstruiert, gebaut und montagefertig
geliefert. Ein einziges Schütz war
höher als ein dreistöckiges Wohnhaus (12,5 m)
und wog 59 Tonnen. Gegen diesen Großauftrag
war die erste von unserem Werk im Jahre 1905
erstellte Stauwehranlage bei Ulm in der Donau
v.v.-.V.-
Segmentschütz für eine Stauwehranlage
Aufn.: R. Heeb, Luzern
wohl ein Kinderspiel. Aber seit damals riß die
Kette der Aufträge für große Stahlwasserbauten
nicht ab. Die in Deutschland, vorwiegend bei den
Wasserkraftwerken am Hochrhein (Rheinfelden,
Äugst - Wyhlen, Eglisau, Ryburg - Schwörstadt,
Kerns, Laufenburg, Reckingen, Rheinau, Säckingen
) gewonnenen Erfahrungen ermöglichten es
dem Wyhlener Werk respektable Stahlwasserbauprojekte
für Spanien, Frankreich, die Schweiz,
Island, Syrien, Indien, Mexiko, Columbien, Costa
Rica, Belgisch-Kongo und die Philippinen (wie
schon erwähnt) auszuführen. Eine wahrhaft
repräsentative Referenzliste!
Bis zum Jahre 1924 war der Stahlbau mit
seinen drei eben dargestellten Aufgabenbereichen
, dem Brückenbau, dem Stahlhochbau und
dem Stahlwasserbau das einzige Fachgebiet der
„Eisenbau Wyhlen AG." Nun wurde der Kranbau
in seinen verschiedenartigsten Ausführungen ins
Fertigungsprogramm aufgenommen. Die zunehmende
Mechanisierung in Industrie und Handel
und die Fortbewegung immer schwererer Rohstoffe
und Fertigwaren verlangte dringend danach
. Deshalb braucht es nicht zu verwundern,
wenn der Kranbau stets florierte. Heute beansprucht
er etwa 40 °/o der Betriebskapazität. Mit
besonderem Stolz weist die Firma auf den neuesten
Kranbautyp hin, der in etwa fünfjähriger
intensiver Entwicklungsarbeit in den eigenen
technischen Büros erdacht und im eigenen Werk
hergestellt wurde: ein Doppellenker - Wippdrehkran
, von dem bereits zwei Exemplare im Basler
Rheinhafen im Betrieb und ein dritter, ebenfalls
für Basel, im Bau sind, allerdings — und das ist
wiederum typisch für die „Eisenbau Wyhlen AG."
— jeder mit anderen technischen Daten. Der
größte davon hat eine Hubkraft von 6 bis 11 Tonnen
bei einer maximalen Ausladung von 22,5 m.
Daneben wurden hunderte anderer Krane verschiedenster
Typen gefertigt und zu 80 °/o in die
Industriegebiete Deutschlands, vornehmlich ins
Ruhrgebiet, geliefert. Lokomotiv - Drehkrane,
Dieseldrehkrane, Portaldrehkrane, Dammbalken-
12
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-03/0014