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Blick auf das Werksgelände
Aufn,: W. Küdilin, Wyhlen
gen Arbeitsgebiet, dem Stahlbau, hat man sich
schrittweise gelöst, so daß heute mit dem Kranbau
und den Gießereieinrichtungen das Werk
auf drei sich gegenseitig ergänzenden und
stützenden Säulen ruht. Alle drei Fachgebiete
haben in der Herstellung etwas Gemeinsames
und ermöglichen eine regelmäßige Auslastung
der Werkstätten.
Um auch gegen Krisenzeiten und verstärkte
Konkurrenz gewappnet zu sein, wurden in den
letzten Jahren der gesamte Maschinenpark erneuert
und die Werk- und Transportanlagen
vergrößert. Durch diese Maßnahme war es möglich
, innerhalb von acht Jahren die Produktion
je Arbeiter zu verdoppeln. Der Betrieb beschäftigt
vorwiegend hochqualifiziertes Personal. Diese
Feststellung gilt nicht allein für die technischen
und kaufmännischen Büros, sondern auch für die
Werk- und Maschinenhallen. Hier sind fast ausschließlich
Facharbeiter tätig. Um einer starken
Fluktuation entgegenzuwirken, hat die Firma
schon früh eine aktive Wohnbautätigkeit entwickelt
und verfügt heute über 130 bis 140 Werkwohnungen
, deren Zahl sich in den nächsten Jahren
noch steigern wird. Zwei Drittel aller Arbeitskräfte
sind in Wyhlen wohnhaft, der Rest kommt
von auswärts. Den Arbeitern stehen moderne
Dusch- und Umkleideräume zur Verfügung. Die
allgemeine Lohnbasis wurde durch Einführung
einer Leistungsprämie erhöht.
Vom Rhythmus der Arbeit
Unser Bild vom Werden und Sein dieses Indur-
striebetriebes bliebe unvollständig, wollten wir
nicht zum Schluß noch unseren Blick in eine der
großen Werkhallen werfen, um dort etwas vom
Rhythmus der Arbeit zu spüren, der hier herrscht.
Doch auch dieses Stimmungsbild muß notgedrungen
bruchstückhaft bleiben. Es kann nicht in
jede der zahlreichen Abteilungen führen, sondern
will lediglich den Eindruck wiedergeben,
wie er sich einem Laien bei seinem ersten Be-
Stfch eingeprägt hat.
Durch ein schmales Holztor betreten wir eine
große Werkhalle. Ihre Ausmaße wären für einen
Sportplatz normaler Größe ausreichend. Leichtes
Dämmerlicht liegt im Raum, der durchblutet
wird vom Pulsschlag der Arbeit. Das kreischt
und zischt, das faucht und brüllt, das hallt und
dröhnt. Hier sind es Sägen, die mannsdicke
Stahlwalzen zerteilen, dort fressen sich Bohrer
in Eisenblöcke und durchdringen sie wie eine
Nadel, die in Tuch sticht.
Ein anderer Apparat (eine Schlagschere)
schneidet daumendicke Stahlbleche wie eine
Schere ein Blatt Papier. Überall dazwischen
blitzen die Schweißapparate auf und senden ihre
Feuergarben auf das zu bearbeitende Werkstück.
Funken sprühen und erinnern an Wunderkerzen,
die am Christbaum entzündet werden. Die Technik
triumphiert. Tonnenschwere Stahlträger,
Eisenbleche oder Walzen werden von einer einzigen
Person mit Hilfe des Laufkrans spielend
von Ort zu Ort befördert.
Dann fesselt eine nagelneue JBrennmaschine
unsere Aufmerksamkeit. Auf photoelektrischem
Wege brennt sie jede gewünschte Form aus dem
bereitliegenden Stahlblech, ohne daß sie noch
einer Führung bedarf, wenn sie erst einmal auf
die vorgegebene Schablone eingestellt ist. Den
Fassonschnitt des Friseurmeisters kennt jeder.
Neu war uns, daß es Maschinen gibt, mit denen
man auch Fassonschnitte auf Blech ausführen
kann. Hier sahen wir sie.
In einer zweiten Halle steht eine zyklopen-
hafte Profilwalze, daneben eine Stanze, die bis
zu 200 Tonnen Druck erzeugt, dort eine Abkantmaschine
und etwas weiter hin eine hydraulische
Presse mit einer Leistung von 250 Tonnen. An
einer Profilschere sitzt ein erfahrener Arbeiter,
der mit einem leichten Hebeldruck einen komplizierten
Mechanismus auslöst und so Stück für
Stück der gewünschten Form aus einem Eisenband
stanzt. Halbfertige Bauteile sind zu sehen.
Hier eine 15 Tonnen schwere Stütze (zum Vergleich
: ein geschlossener Güterwagen hat zehn
Tonnen Leergewicht), die später eine riesige
Fabrikationshalle samt Laufkran mitzutragen
hat. Dort wird an dem gigantischen Ausleger
eines Drehkranes gearbeitet. Er erinnert durch
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