Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-04/0007
bers Christopher Leibfried von Hotteln eingesetzt
. Ein Rathaus besaß Lörrach noch längere
Zeit nicht; die Ratsgeschäfte wurden zunächst in
der sog. „Stuben"-Wirtschaft erledigt, dem einzigen
Wirtshaus im Orte, dem heutigen „Storchen
". Erst 1756 wurde in der Wailbrunnstraße
ein Rathaus errichtet, ein langgestreckter, zweigeschossiger
Bau mit langem Satteldach, barok-
kem Dachreiter und kleinem Mittelgiebel, der
1869/70 umgebaut wurde und jetzt der Finanzverwaltung
und der Stadtkasse dient. Das Rathaus
wurde 1927 in die frühere Villa Favre am
Bahnhof verlegt.

Von allen den schönen Plänen für den Aufbau
der neuen Stadt wurden nur Bruchstücke
ausgeführt, nur wenige Modellhäuser wurden
gebaut, eine Ringmauer entsprach nicht mehr
den Erfordernissen der damaligen Kriegstechnik,
auf Schloß und Park wurde verzichtet, weil die
Ausgaben dafür in der aufs neue hereinbrechenden
Kriegszeit nicht mehr aufzubringen waren.
Ein einziges Stadttor mit Wall und Graben wurde
1691 im Nordosten der Altstadt errichtet. Der
Turm diente gleichzeitig als Gefängnis, wurde
bald haufällig und im Jahre 1867 abgerissen.
Mehrere Bauten der herrschaftlichen Verwaltung
allerdings wurden, wie oben erwähnt, auf dem
Gelände am Burghof errichtet, wo sich heute
noch die ehemalige Hofküferei und das Burg-
vogteigebäude befinden. Das alte Amthaus (die
Landschreiberei) wurde 1740—50 am Marktplatz
gebaut, jedoch 1914 abgebrochen. Markgraf Karl
Friedrich, der später beide badischen Markgrafschaften
vereinigte und der als erster Großherzog
wurde, dessen Grundsatz es war, daß das Glück
des Regenten von der Wohlfahrt seines Landes
unzertrennlich sei, bemühte sich nach Beginn
seiner Regierimg um die Förderung von Handel
und Verkehr in seinen Landen. Bald nach 1751
bereiste er die Gebiete, die er noch nicht aus
eigener Anschauung kannte, um sich persönlich
über deren Zustände und Bedürfnisse zu unterrichten
. Bei dieser Gelegenheit kam er auch
nach Lörach und erkannte die Vorteile, die sich
aus der Ansiedlung von Industrie im Wiesental
erzielen ließen. Das markgräfliche Oberamt
unterstützte lebhaft jede industrielle Unternehmung
, die sich in Lörrach niederlassen wollte,
besonders seit nach dem mehr agrarisch eingestellten
Landvogt Ernst Friedrich von Leutrum,
der 1748 Lörrach verließ, der Geheime Rat
Gustav Magnus von Wallbrunft Landvogt der
Herrschaft Sausenberg und Rötteln geworden
war. Er suchte, ganz im Sinne seines Markgrafen
, entsprechend der Staats- und Wirtschaftsauffassung
des Merkantilismus die Ansiedlung
von Gewerben im Wiesental und insbesondere in
Lörrach zu fördern. In einem markgräflichen
Patent, das vom 30. Oktober 1752 datiert ist,
wurde zur Gründung von Manufakturen und
Fabriken aufgerufen. Am 27. August 1753 erhielt
der Berner Johann Friedrich Küpf er das Privileg,
in Lörrach eine Indienne(Baumwolle) - Manufaktur
zu errichten, aus der später die große Firma
Koechlin - Baumgartner u. Cie. hervorging, und
manche weiteren industriellen Unternehmungen

mjeiöljcit im Cniltng

Die wo dir in d'Ohre chlüüsle,
seltene darfsch nit vertraue.
Selli wo dur d'Türe düüsle
sottsch vo Hinte lieber bschaue.

Mach di aber flink uf d'Socke,
het der Gugguck dreimol gschraue:
Die wo hinterem Ofe hocke,
chönne keini Hüüser baue!

Zue de Dinge mueß me stoh,
wer weer nit um d'Arbet froh?
Luegt me gern an Himmel uufe,
darf au d'Aerde mitverschnuufe!

Hedwig Salm

folgten nach. So kam denn neues Leben in das
Städtchen und seine Einwohnerzahl wuchs. Im
Jahre 1738 hatte Lörrach rund 800 Einwohner
— nicht viel mehr als schon 100 Jahre vorher —
20 Jahre später 1756 waren es schon über 1300.

Nur durch die ständigen Kriegsunruhen ist
es zu erklären, daß Lörrachs Stadtrechte in den
ersten Jahren nach 1682 nicht recht wirksam
wurden, ja sogar bei der Bürgerschaft ganz in
Vergessenheit gerieten. Am 26. März bat die
Gemeinde Lörrach die markgräfliche Landesregierung
erneut um Gewährung der Stadtgerechtigkeit
. Landvogt von Wallbrunn setzte
sich persönlich lebhaft dafür ein, und am 3. Juni
1756 erließ nun Markgraf Karl Friedrich die
sehnlichst erwartete Verfügung, in welcher er
Lörrach erneut zur Stadt erhob unter Hinweis
auf das frühere Privileg aus dem Jahre 1682.
Das Oberamt aber wurde aufgefordert: „Ihr habt
der dasigen Bürgerschaft diese Begnadigungen
mit gehörigen Solennitäten zu verkünden und
wegen das Stadt-Magistrates und anderen Bestellungen
die nöthige Anordnung zu machen.
Und da Wir Uns gnädigst entschlossen haben,
der Burgerschaft die erste Fahne und Trommel
zu schencken, so habt Ihr dergleichen auf Unsere
Costen verfertigen zu lassen und sodann an die
Burgerschaft zu überreichen". Als Stadtwappen
wurde eine aufsteigende Lerche in Gold auf
zinnoberrotem Grund bewilligt, „welches dieser
Ort in dem Bilde einer Lörchen (!) sich schon
ehedessen erwehlet hat". Gleichzeitig übersandte
die markgräfliche Geheime Kanzlei dem Oberamt
einige hundert Exemplare einer sogenannten
„Benachrichtigung", die auch in französischer
Sprache abgefaßt war, in der auf die Vorteile
der Lage und auf die besonderen Möglichkeiten
hingewiesen wurde, die sich der Ansiedlung
weiterer Industriezweige in der jungen Stadt
boten. Von nun an nahm Lörrach den ihm von
Natur aus, dank seiner günstigen Lage, zukommenden
Platz im Verkehrs- und Wirtschaftsleben
der Oberrheinlande und ihrer Randgebiete ein;
mit rascherem Pulsschlag trat es ein in eine neue
Epoche seiner Entwicklung und Geschichte.

5


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-04/0007