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Nord nach West-Nordost übergeht, um bei
•Mülhausen in die Ebene auszumünden. Ein
welliges Land, in dem sich die Geschichte
des Sundgaus seit vorgeschichtlicher Zeit
abgespielt hat; während Jahrhunderten eine
politische Einheit: die Grafschaft Pfirt, die
1324 auf drei Jahrhunderte habsburgisch
wurde. Mit Fug und Recht darf Altkirch
die Bezeichnung einer Sundgau-Metropole
tragen. Diese.Tatsache empfand der Sund-
gauer selbst: man denke beispielsweise an
den Katharinen - Markt, der bis in unsere
Zeit das große Jahresereignis des Sundgaues
, der Treffpunkt der Sundgauer war.
Altkirch im Mittelalter
Von welcher Seite man sich heute dem
Städtlein Altkirch nähert, erscheint uns
dessen Lage auf einem beherrschenden
Hügel interessant. Allerdings gehen die
Ansichten über die ursprüngliche Lage
Altkirchs stark auseinander. Während
einige Historiker die Siedlung im Tal bei
dem späteren Kluniazenser Priorat St. Morand
suchen, behaupten andere das Gegenteil
. Die Überschwemmungen der III hätten
eine solche Talsiedlung unmöglich gemacht
, von jeher sei daher Altkirch auf
dem Hügel gelegen gewesen. Welche der
beiden Annahmen richtig ist, kann nicht
mit absoluter Sicherheit behauptet werden.
Sicher ist aber, daß um das Jahr 1050 Die Bädcergasse in Aitkirch
auf dem Hügel eine Burg stand, dort, wo
man im Jahr 1845 die jetzige Pfarrkirche erbaute.
Sie gehörte jenem Dynastengeschlecht derer von
Mömpelgart-Bar-Mousson, aus dem die Grafenfamilie
, von Pfirt hervorgehen sollte. Der Abt
von Cluny, der hl. Hugo, besuchte diese Burg.
Im Talgrund aber lag eine St. Christopherus-
Kirche an einer Furt durch die III. Diese, wie es
scheint von Chorherren schlecht geleitete Kirche,
übergab Friedrich I., Graf von Pfirt, der damals
hoch geachteten Abtei Cluny, dem Mutterkloster
der Kluniazensischen Reform. Da aber die in
den Sundgau geschickten Mönche von Cluny die
Sprache der Sundgauer nicht verstanden, ersuchte
der Graf um Entsendung eines der deutschen
Sprache mächtigen Kluniazensers. So kam
Morand in den Sundgau. Er stammte einer alten
Tradition gemäß aus der Wormser Gegend. Als
Volksmissionar und als Prior des Klösterleins
St. Christopherus entfaltete er eine segensvolle
Tätigkeit. Nach seinem Tode (1115) nahm das
Priorat den Namen St. Morand an und wurde
eine viel besuchte Wallfahrtstätte. Lag nun tat-
täcMich bei diesem Priorat eine kleine Siedlung,
die 1191 mit dem Klösterlein niederbrannte und
deren Bewohner sich nun unter dem Schutz der
Grafenburg auf dem Hügel niederließen? Sichere
Beweise fehlen, immerhin wissen wir, daß 1255
eine Liebfrauenkirche auf dem Hügel erbaut
wurde, daß diese aber eine Filiale von St. Morand
war und daß der Prior von St. Morand als der
Pfarrherr von Altkirch galt. Um die Kirche
St. Morand lag auch der bis 1877 benützte Friedhof
der Stadt.
Ausgezeichnet war die Lage der Grafenburg
auf dem etwas in das Tal der III vorspringenden
Kalkhügel. Ein Blick von der Anhöhe hinter der
Kirche genügt, um die Wichtigkeit dieser Burg
zu erkennen. Uns zu Füßen das Tal der III, in
das unweit St. Morand-Walheim jenes des Thalbaches
einmündet. Durch dieses führte schon
seit Jahrhunderten der direkte Weg nach Basel.
Später legte man hier die Hohe Straße an, eine
strategische direkte Verbindung zwischen defi
beiden Vauban-Festungen Beifort und Hüningen,
eine Straße, die selten ein Dorf berührt. Im letzten
Jahrhundert bestand ja auch der Plan,.Altkirch
mit Basel durch eine Bahnlinie durch das
Tal des Thalbaches zu verbinden, was aber die
Mülhauser Industriellen zu verhindern wußten.
Unserem Hügel gegenüber führte immer ein
Weg über die Aspacher Steige hinüber nach
Thann, das ja auch den Pfirter Grafen und später
dem Hause Österreich gehörte. Aber auch
der Weg in das obere IUtal und nach Pfirt sowie
jenen hinüber ins Largtal beherrschte man von
dem Altkircher Burghügel.
Eine starke Befestigungsanlage umzog in
Ovalform den ganzen nach drei Seiten steil in
das Tal abfallenden Hügel und sicharte die Burg
samt dem Städtlein durch verschiedene Türme.
Leider brach man 1845 den Rundturm der Burg
ab. Zwei Tore erlaubten den Eingang in die
Stadt; das eine Tor gegen Norden ist besonders
gut erhalten. Um diesen mittelalterlichen Kern
hat sich im Laufe der Neuzeit Altkirch am Fuße
des Hügels und auf diesem selbst entwickelt.
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