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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1963-04/0012
Wer das historische Altkirch sehen will, der muß
hinauf gehen, wo noch Reste der ehemaligen
Befestigungen und Häuser aus dem 16. und 17.
Jahrhundert stehen und wo neben dem nach Plänen
Klebers gebauten Rathaus im Renaissance-
Haus des Amtsmannes seit Jahresfrist ein reichhaltiges
, sehenswertes Sundgau - Museum eingerichtet
ist.

Die Grafen von Pfirt und die Habsburger
begünstigten das im Schutze der Burg entstandene
Städtlein mit reichen Privilegien. Herzog
Leopold der Prächtige gab Altkirch (1398) das
Recht, eine besondere Abgabe auf jede nach dem
Markt gebrachte Ware zu erheben. Leopolds Gattin
, Katharina von Burgund, erneuerte im Jahre
1406 alle Vorrechte der Stadt, so zum Beispiel
das „Ungelt", das der Stadt zufiel. Hierfür sollten
die Altkircher innerhalb der Befestigungen
einen Brunnen anlegen, um im Falle der Belagerung
das nötige Wasser zu haben. Das gelang
ihnen auch im ehemaligen Burghof. 1413 erhielt
Altkirch abermals durch Katharina von Burgund
einen Salzkasten. Im Jahre 1490 verlieh der Erzherzog
Sigismund dem aufstrebenden Städtlein
das Recht, an Jakobi (25. Juli) einen Jahrmarkt,
den Sommer - Jahrmarkt, und am Donnerstag
nach der „alten Fastnacht" einen Frühjahrsmarkt
abzuhalten. Aus dem Jahre 1511 datiert
die Urkunde Maximilians L, durch welche Altkirch
den berühmt gewordenen Katharinenmarkt
(am Donnerstag nach dem 25. November) erhielt.
Endlich gewährte die habsburgische Regierung
dem Städtlein den Exaudi - Markt, der mit dem
Morandus-Fest zusammenfiel.

Manche schwere Stunden hat Altkirch im 14.
und 15. Jahrhundert erlebt. Da waren zuerst die
Einfälle der „wilden Engländer", jener Söldnerbanden
, die durch einen längeren Waffenstillstand
im Hundertjährigen Krieg frei geworden
waren und sich nun mordend und brennend auf
das Elsaß warfen. So verwüsteten sie auch Altkirch
, obwohl sie die Burg nicht einnehmen
konnten. Um der unglücklichen Bevölkerung zu
Hilfe zu kommen, entband sie Herzog Leopold III.
bis auf weiteres von jeder Steuerabgabe und
verlieh der Stadt einstweilen das „Ungelt" (die
Abgäbe auf den Weinverkauf), die durch jeden
Wirt zu bezahlen war und eigentlich der Herrschaft
zufiel.

Ein zweites Mal fielen die zügellosen Söldnerheere
in den Sundgau ein. Das war im Jahre
1325. Der Angriff wurde aber abgeschlagen, wobei
zwei Adlige, der eine ein Herr von Mörsberg,
der andere Friedrich von Burnkirch, sowie ein
biederer Altkircher Bäckermeister den Tod fanden
. Die fromme Tradition brachten den Rückzug
der Söldnerbanden mit einer „Erscheinung"
der Mutter Gottes auf den Wällen in Verbindung
. Alljährlich fand zur Erinnerung am Mittwoch
vor Mariae Lichtmeß eine feierliche Prozession
statt; man brachte an der Außenwand
des Chores der 1845 abgerissenen Kirche eine
Marien - Statue an, welche heute einen gotischen
Brunnen vor dem Rathaus des Städtleins
schmückt. Die Befestigungswerke hatten schwer
gelitten, viele Häuser waren zerstört. Deshalb

die Privilegien Leopolds IV., des Prächtigen, der
auch 1398 bestimmte, daß jeder, der sich in Altkirch
niederlassen und sich am Wiederaufbau
beteiligen wolle, von jeder Abgabe befreit sei.
Neue Befestigungen wurden angelegt. Ihnen ist
es zu verdanken, wenn Altkirch beim Einfall
der Armagnaken (1444—45) verschont blieb und
wenn das Städtlein unter den Kriegen zwischen
den Eidgenossen und den Habsburgern (1445—49
und 1466—69) nicht sonderlich zu leiden hatte.

Altkirch in der Neuzeit

Auch zu Beginn der Neuzeit sollte Altkirch
noch einmal die Gunst der Habsburger erfahren:
1590 wurde der Stadt erlaubt eine Mahlmühle zu
erbauen; nur eine kleine Abgabe sollte die Stadt
der Herrschaft Altkirch schuldig sein. Diese
Herrschaft umfaßte das Meiertum im Tal des
Thalbaches, das Meiertum auf der Larg, das
Meiertum Tagolsheim, jenes von Illfurt, von
Hochstatt und Ballersdorf. Mittelpunkt dieser
Herrschaft, die gar oft verpfändet werden mußte,
war natürlich das Städtlein Altkirch mit seinem
Schloß. Die meisten Adligen der Herrschaft, so
die von Andlau, Ramstein, Reich von Reichenstein
, Hagenbach und Reinach besaßen einen Hof
in Altkirch.

Der Dreißigjährige Krieg war für Altkirch
eine schwere Prüfung. Im Dezember 1632 nahmen
die Schweden das Städtlein ein und zerstörten
die Befestigungen. Einige Wochen später
standen die Bauern des oberen Sundgaues gegen
die fremden Machthaber auf und verjagten sie
aus Pfirt und Altkirch, erlagen aber schließlich
der Ubermacht. 1637 eroberten die französischen
Truppen, die unterdessen die schwedischen im
Oberelsaß abgelöst hatten, Altkirch. Das Schloß
wurde wohl bei diesen Kämpfen bis auf den
ehemaligen Bergfried zerstört, der erst 1845 abgebrochen
wurde. Durch den Westfälischen Frieden
fielen die habsburgischen Gebiete im Oberelsaß
an den König von Frankreich. Die ehemalige
Herrschaft Altkirch wurde zu einer
seigneurie, die mit der Grafschaft Pfirt an
Mazarin als völliges Eigentum kam zum Dank
für die Niederwerfung des Fronde - Aufstandes
und der Beendigung des Spanischen Krieges im
Jahre 1659. Bekanntlich ist der Fürst von Monaco
„Herr von Altkirch und Graf von Pfirt", weil die
Schenkung an Mazarin nach dessen Tod an den
Gatten einer Nichte Mazarins und später an die
Valentinois und durch sie an die Grimaldi, die
Fürsten von Monaco, überging.

Im ersten Weltkrieg kam es am 7. August 1914
bei Altkirch zu einem der ersten Gefechte auf
elsässischem Boden zwischen der vorstoßenden
französischen Armee und Mülhauser Regimentern
, die den Rückzug aus dem Mülhauser Sektor
zu decken hatten. Während des ganzen Krieges
lag Altkirch direkt hinter den deutschen Linien,
die Front verlief zwischen Altkirch und Ballersdorf
; 1915 wurde das Städtchen geräumt und
öfters unter Artilleriebeschuß genommen. Im
zweiten Weltkrieg blieb es hingegen verschont.

Um die Mitte des letzten Jahrhunderts wurde
die Bahnlinie Mülhausen—Beifort gebaut, wobei

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